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S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat

Glück gehabt

Vielleicht liegt es an den dutzenden Stunden, die ich schon in der Zone verbracht habe, den wenigen, neuen Spielelementen oder aber an der fehlenden grafischen Finesse, doch zu Beginn hat mich das neueste S.T.A.L.K.E.R.-Add-On Call of Pripyat etwas kalt gelassen. GSC Game World liefert Déjà-vu-Erlebnisse am laufenden Band: Wie schon bei den Vorgängern zieht ihr mit Sturmgewehr und Strahlungspanzer bewaffnet durch ein wolkenverhangenes Ödland, kämpft gegen skurille Mutanten, raffgierige Banditen und tödliche Anomalien. Ihr fühlt euch sofort zu Hause, müsst aber auch mit Redundanzen leben. Bevor die Story Fahrt aufnimmt, kämpft man sich von Motivationsloch zu Motivationsloch.

Dabei leistet der Titel atmosphärisch erneut erstklassige Arbeit. Die graubraune Umgebung fängt die Stimmung des nuklearen Desasters hervorragend ein. Die seltsam designten Figuren, die verwaschenen Texturen und mittelmäßigen Effekte erreichen zwar trotz DirectX-11-Unterstützung nicht ganz das Niveau der Konkurrenz, doch dank geschickt eingesetzter, indirekter Beleuchtung, glaubwürdigen Gebäuden und einer einmaligen Skybox ensteht die glaubhafte Illusion einer Apokalypse. Der Zerfall der Zivilisation, die tödliche Strahlung und die mutierte Fauna halten euch auf Schritt und Tritt unter Hochspannung. Es entstehen spannende Kämpfe, einmalige Panoramen und erstmals wirklich erstklassige Nebenmissionen.

Nur nicht wecken: Der Burer ist ein harter Gegner.

GSC Game World hat diesmal nämlich auf zufallsgenerierten Einheitsmist verzichtet. Stattdessen wurde liebvoll selbst Hand angelegt. Das Ergebnis: Während sich die Hintergrundgeschichte – noch immer recht trockenen durch Mini-Zwischensequenzen und viel Text erzählt – um eure Spielfigur, den USS Major Alexander Degtyarev, und seine Suche nach abgestürzten Militärhelikoptern zu Beginn etwas in die Länge zieht, begeistern die interessanten Aufträge der anderen Einwohner der Zone.

Die Jagd auf Artefakte, Monster und feindliche Fraktionen wurde diesmal deutlich stimmungsvoller in Szene gesetzt. Ihr räuchert ein Blutsaugernest mit Giftgas aus, überfallt zusammen mit einer Banditen-Truppe eine Gruppe Stalker oder müsst euch mit zwei knallharten Burern auseinandersetzen. Diese telekinetischen Zwerge verwandeln ein Bahndepot in einen packenden Endgegnerkampf, der geschicktes Taktieren zur absoluten Pflicht macht. Die fiesen Gnome reißen euch in der direkten Konfrontation einfach die Waffe aus der Hand. Wer sich hier nicht ständig zurückzieht, beißt innerhalb von wenigen Sekunden ins Gras.

Nachdem ihr dann die Jupiter-Industrielandschaft betreten habt, beginnt sich die Geschichte langsam zu verdichten. Die Überlebenden der Erkundungsmission, die das Areal um den Tschernobyl-Reaktor sichern sollte, hat sich nach Pripyat zurückgezogen.

Dieser gewaltige Bagger ist das Highlight des Sumpfgebietes.

Die Antwort auf all eure Fragen scheinen in der Stadt nahe des Reaktors zu liegen. Doch der Weg dorthin ist durch eine lebensfeindliche Untergrundpassage versperrt. Giftgas, Mutanten und feindliche Kräfte machen die Reise ohne Unterstützung unmöglich. Erstmals müsst ihr ein Squad aufbauen, um gemeinsam mit bis zu vier Kameraden die beinharte und atmosphärische Passage zu bezwingen.

Das Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben, verschwindet auf einmal. Speziell die Untergrundpassagen unterscheiden sich dramatisch vom glücklosen Vorgänger. Kaum zieht ihr durch Kellergewölbe, düstere Fabrikhallen und Bunker, liefert Call of Pripyat genau die Portion Horror, die schon den Erstling zu solch einem einmaligen Erlebnis gemacht haben. Panisch lauscht ihr den Geräuschen euer Gegner, versucht die mordenden und zum Teil unsichtbaren Monster in den Bereich eurer Taschenlampe zu locken. Immer wieder schreckt ihr hoch, werdet von hinten angesprungen und in verzweifelte Rückzugsgefechte gezwungen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Kristian Metzger

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