Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Sacred 2: Fallen Angel

Willkommen in der Beta

Man läuft umher, mäht eine Horde nach der anderen nieder, sammelt per simplem Knopfdruck fleißig neue Ausrüstungsgegenstände ein. Trifft auf zunächst Standard-mäßig wirkende Aufgaben, die plötzlich mit einer Überraschung der besonderen Art belohnen oder währenddessen ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern. Kommt gar in den Besitz einer uralten Karte, auf der sich der Weg zur Insel der Reittiere verbirgt.

Dann ergötzt man sich an der prachtvollen Grafik, die sich durch jede Landschaft, von den bewaldeten Gebieten über Wüste und Sumpf, bis hin zur kargen Felseninsel der Seraphim zieht. Und man staunt über die Fülle an Individualisierungsmöglichkeiten, die einem das Charakter- und Skill-System in die Hand reicht. Zauber und Techniken können nicht einfach nur gelevelt, sondern zudem durch beliebige Boni intensiviert werden. Eine Eissplitter-Attacke erfährt eine höhere Chance auf kritische Treffer, versprüht mehr Geschosse. Ein Feuerdämon steigt schneller in Stufen auf, ein Feuerball-Zusatz sorgt für einen Bereichsschaden.

Die Charaktertypischen Fertigkeiten verstärken diese Effekte, versprechen kürzere Aufladezeiten (Mana ist nicht vorhanden), steigern den allgemeinen Schaden der entsprechenden Kampffertigkeit-Gruppe (pro Charakter drei). Plus der Machtspruch, der zu Beginn gewählten Gottheit, der in seiner Verankerung Platz für ein Dutzend Artefakte offenbart. Mit gewissen Resistenzen und Werten versehen.

Nicht zu vergessen auch die unzähligen kleinen und großen Features, mit denen Ascaron die Vorgeschichte zu Sacred 1 bedacht hat. So wie die sechs unterschiedlichen Klassen: Schattenkrieger (Nahkampf), Inquisitor (Nahkampf und schwarze Magie), Dryade (Fernkampf), Tempelwächter (futuristische Anubis-Version mit Fern- und Nahkampf), Hochelfe (Magierin) und die dem „Sequel“ entsprungene Seraphim (Nahkampf plus weiße Magie).

Gestatten, Lehmgolem. Beruf: Bossgegner.

Der Einsatz von zwei Kampagnen, in deren Handlungsstrang die gute Fraktion mehr zur Hilfe eilt, während die böse schneller das Messer wetzt. Diverse Nebenaufgaben, die für beide Seiten das selbe Lied singen, davon einmal ausgenommen. Oder so raffinierte Dreingaben, wie etwa die Weltkarte, in deren Mitte sich bei Schließung ein glühender Rand nach außen frisst, und die dreigeteilte Auftragssparte mit jeweiliger Richtungsangabe auf der Minikarte. Hellblaue Kennzeichnung für Nebenquests, Orange für die Hauptgeschichte, Dunkelblau für den Klassenspezifischen Auftrag.

All diese Dinge – abzüglich einiger nicht so gelungener Ideen, vornehmlich das Auftragsbuch, das sich recht unübersichtlich gibt und bereits erfüllte Aufgaben nicht austrägt – halten einen bei guter Laune. Bis mit einem Mal die Stimmung umschlägt, weil Herr Frust einen Fuß in die Türe setzt und sich in den merkwürdigsten Erscheinungen zeigt. Hier ein Zauber, der offensichtlich ausgeführt wird, sich jedoch weder optisch noch in punkto Schaden äußert. Dort ein Pferd beziehungsweise Spezial-Reittier, bei dem man sich die Lunge aus dem Körper pfeift und es sich dennoch nicht anschickt, auf der Bildfläche anzutanzen. Aufträge, die nicht korrekt auf der Karte platziert sind, ständig umherspringen oder in denen der dafür vorgesehene NPC scheinbar auf Reisen ist. Eine stattliche Palette an Netzwerkfehlern im Mehrspielermodus (ClosedNet, OpenNet, Koop per LAN), bei der ich mindestens jede Nummer einmal begrüßen durfte - allerdings beim genutzten Serverdienstleister anzukreiden. Und, und, und...

Ob imposante Städte oder kleine Dörfer, hier sieht man, mit welcher Detailverliebtheit die Entwickler zur Sache gingen.

Wie man es auch dreht und wendet, für jeden positiven Aspekt, der sich in Sacred 2 zur Schau stellt, findet sich ein negativer ein. Ein stetes Auf und Ab, eine Achterbahn der Gefühle. Beinahe so, als könne sich das Spiel selbst nicht entscheiden, ob es jetzt eine fertige Verkaufsversion ist oder lieber noch eine Runde im Beta-Status verweilt. Die Geschichte von Sacred 1 wiederholt sich. Mit allem, was dazugehört.

Und wie schon bei Sacred 1, das zum Release ähnliche Qualitätsschwankungen aufwies, bin ich mir sicher, dass die Entwickler auch dieses Mal alles binnen 4 bis 5 Monaten auf die Reihe kriegen und der Titel in seiner wahren Pracht erstrahlen kann. Aber bis es soweit ist, bis Sacred 2 wirklich einwandfrei funktioniert, sollte man sich bei Kaufinteresse auf etliche Probleme einstellen, die, sofern sie auftreten, großes Frustpotenzial beinhalten und im klaren Kontrast zum definitiv spaßigen Gameplay stehen. Bugs bei Aufträgen, Abstürze, Aussetzer, ab und an Performance-Einbrüche, Soundloops. Lösungsideen bietet das technische Forum für eine Menge davon. Einiges mag hier und da helfen, anderes setzt wiederum derartige Mühen voraus, dass ich mir unweigerlich die Frage stellen muss, wie man das als Käufer mitmachen kann. Etwa die Soundkarte im BIOS zu deaktivieren, damit die Sounddefizite und zum Teil verbundenen Spielabbrüche nicht fortwähren. Oder immer und immer wieder neustarten, bis ein Gegenstand dann doch einmal erscheint. Hat bei mir übrigens keine Wirkung gezeigt.

Im jetzigen Zustand kann man schlicht sagen, dass Sacred 2 nicht nur eine Licht- und Schattenkampagne mit sich führt, sondern auch eine Licht- und Schattenseite aufweist. Für alles, was der Titel richtig macht, und das betrifft das reguläre Gameplay, die grafische Umsetzung, die Gimmicks a la Bosskämpfe, Spezial-Reittiere und Co., muss man es loben. Es ist unterhaltsam, regt Sammler- und Forscherdrang an, bietet Freiheiten, die man in anderen Genre-Vertretern so nicht kennt. Für mich eine klare 8 und damit in einer Riege mit meinem Liebling Titan Quest. Dann wären da aber noch die oben angesprochenen Probleme, und die knabbern aktuell einfach zu oft und zu stark am Spaßfaktor, als dass man darüber hinwegsehen könnte.

Hinweis am Rande: Wer selbst einmal ausprobieren möchte, wie gut oder schlecht Sacred 2 auf dem eigenen Rechner läuft, sollte sich die Version eines Freundes kurzzeitig ausborgen oder in der Videothek ausleihen. Getreu der Devise "Make your friend a copy" lädt der Titel zum 24 Stunden-Test ein (ab dem Zeitpunkt der Installation) und lässt sich anschließend per gekauftem Registrierungscode zur Vollversion umfunktionieren.

Sacred 2 ist seit letzter Woche Donnerstag im Handel erhältlich und setzt laut Angabe auf eine „freundliche“ Version von SecuRom. Heißt: Anzahl der Aktivierungen nicht eingeschränkt, keine DVD im Laufwerk erforderlich, Erstellung der Sicherungskopie möglich, Singleplayer und LAN auf zwei Computern in einem Haushalt gleichzeitig. Weiteres Bildmaterial findet Ihr in unserer entsprechenden Bildergalerie zu Sacred 2: Fallen Angel.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Sacred 2: Fallen Angel

PS3, Xbox 360, PC

Verwandte Themen
PC
Über den Autor
Tanja Menne Avatar

Tanja Menne

Contributor

Kommentare