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Sakura Wars: So Long, my Love

Made in Japan

Ihr beantwortet Fragen, trefft Entscheidungen oder meistert kurze Geschicklichkeitseinlagen, um den Fortlauf der Handlung zu beeinflussen. Dabei steht ihr unter Zeitdruck: Oft müsst ihr euch schnell und impulsiv für eine Antwort entscheiden.

Die Dialoge bestimmen aber nicht nur, wie die Damen zu euch stehen, sie sind auch mit ihren Kampfleistungen verbunden: Je motivierter eine Mitstreiterin ist, desto härter haut sie zu und desto mehr steckt sie ein. So baut ihr ein immer engeres Verhältnis zu Gemini, Cheiron und Co. auf, lernt sie kennen und merkt so, dass hinter den Klischee-Fassaden interessante, runde Charaktere stecken.

Dieser Aspekt wird mangels besseren Wissens von unbedarften Naturen gerne als Dating Sim bezeichnet. Aber auch wenn Sakura Wars hier Aspekte einer Dating Sim aufweißt, fällt es letzten Endes doch viel mehr in Richtung Visual Novel: Sakura Wars bleibt stets geschmackvoll und vermeidet die pubertären Schweinigeleien eines Agarest (PS3) oder diverser Bums-Simulationen für den PC. Ein guter Vergleich sind Atlus' Persona-Spiele, aber letzten Endes stellt Sakura Wars gerade durch die Kämpfe doch etwas völlig eigenes dar, nämlich ein Spielkonzept, das im Westen bisher in dieser Form nicht existierte.

Euren ersten Feindkontakt habt ihr zu Füßen der Freiheitsstatue – verarbeitet die gegnerischen Roboter zu Altmetall!

Die Strategie-Schlachten unterscheiden sich stark von bekannten Titeln. Eure Einheiten ziehen nacheinander über die frei begehbaren Karten. Jede Mitstreiterin besitzt ein begrenztes Aktionskontingent, das für Aktionen wie Bewegung, Angriff, Defensivhaltung, Heilung oder Spezialattacken genutzt wird. Natürlich hat auch jede Figur ihre eigenen Stärken. Subaru ist gut, um im Pulk stehende Gegner zu treffen, Rosita besitzt dagegen eine enorm hohe Reichweite – nur wenn ihr die Talente eurer Truppe clever einsetzt und als Team arbeitet, habt ihr gegen die oft beeindruckend großen Bossgegner eine Chance. Die bekämpft ihr oft in der Luft, während normales Kleinvieh auf dem Boden der Tatsachen zerpflückt wird.

Im Gegensatz zu anderen Insiderspielen japanischer Machart bietet Sakura Wars nicht nur jede Menge Charme und Spielwitz, sondern auch beeindruckende Production Values: In Japan war die Serie jahrelang SEGAs bestes Pferd im Stall. Kein Wunder also, dass SEGA auch bei den Spielen keine Kosten und Mühen scheute. Man merkt dem Spiel zwar an, dass es bereits 2005 auf der PS2 erschien, aber das hochwertige Produktionsdesign, die tollen Charakterportraits von Kosuke Fujishima (Oh! My Goddess), das durchdachte Interface und die hervorragende, abwechslungsreiche Musik von Kohei Tanaka sorgen auch nach fünf Jahren noch für ein rundes, stimmiges Gesamtbild.

Trotzdem gibt es noch ein wenig Kritik. Sakura Wars: So Long, My Love ist bereits der fünfte Teil der Serie, was zu einigen „Hä, wie?“-Momenten in der ersten halben Stunde führt, wenn ihr auf Protagonisten der Vorgänger trefft, aber zum Glück ist der Rest des Spiels selbsterklärend. Die Wii-Konvertierung hätte etwas liebevoller ausfallen können. Natürlich war es nicht möglich, die größtenteils handgezeichnete Grafik ins 16:9-Format zu bringen, aber wenn man Sakura Wars per Classic-Controller spielt, ist man gelegentlich verwirrt, da alle Bildschirmanzeigen auf die WiiMote-Nunchuk-Kombi ausgelegt. Auch ein 480p-Modus wäre Grund zur Freude gewesen. Aber zumindest läuft das Spiel in 60HZ.

Statistiken für Strategen: In Ruhe betrachtet ihr Subarus Kampfwerte.

Dann ist da natürlich noch die Sache mit der Sprache: Im Gegensatz zu amerikanischen PS2-Spielern, die das Spiel auf zwei Discs bekommen, einmal mit japanischer und einmal mit englischer Synchro, kriegen hiesige Wii-Spieler nur die zum Glück gelungene englische Synchro, auf deutsche Untertitel wird verzichtet. Ein echtes Ärgernis, dass großartige Spiele wie Sakura Wars, Yakuza 3 oder das neue Ace Attorney Investigations aufgrund mangelnder deutscher Texte vielen Spielern vorenthalten werden.

Wie eingangs bereits geschrieben – Sakura Wars ist nicht nur bunt, albern und kitschig, es ist auch sehr textlastig. Aber das sind Stärken und keine Schwächen. Das durch die japanische Brille gefilterte New York der 1920er Jahre ist ein kunterbuntes Sammelsurium an amüsanten Gestalten, Karikaturen, Klischees und witzig verzerrten Vorurteilen. Und gerade das macht es zu einem so faszinierenden und spannenden Ort. Eine wunderbar andere, verquere Welt, in der man sich aufs Herrlichste stundenlang verlieren kann. Außer natürlich, ihr pocht eisern auf dunkle Farben, Muskelhelden mit Riesen-Wummen und satte Splatter-Gewalt. Dann tut euch selbst einen Gefallen und macht einen Bogen um Sakura Wars. Wenn ihr aber die bunten Japan-Spiele der alten Schule vermisst, etwas frisches spielen wollt und gut geschriebenen Text nicht nur als Hindernis bis zur nächsten Actionsequenz wahrnehmt, dann ist Sakura Wars wie gemacht für euch.

Sakura Wars ist ist für ca. 40 Euro für die Wii im Handel erhältlich. In den USA ist das Spiel auch auf PS2 zu haben.

8 / 10

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