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Silent Hill: Shattered Memories

Mehr Psycho als Terror

In den letzten Jahren hat Konami die Silent-Hill-Serie ordentlich an die Wand gefahren. Nicht dass die letzten Episoden so richtig schlecht gewesen wären, aber durch das krampfhafte Festklammern an den etablierten Mythen und Motiven der – zweifelsohne brillanten – ersten drei Episoden für PSone und PS2 und das immer stärker in den Vordergrund rückende Action-Element verlor Silent Hill seine wichtigsten Stärke: Seine Unberechenbarkeit und das Gefühl des Spielers, der Stadt völlig ausgeliefert zu sein.

So versank die Serie mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit. Während Capcom Resident Evil durch eine zugegebenermaßen ziemlich radikale Frischzellenkur stets im Gespräch halten konnte, wirkten die letzten Silent Hills wie generisch runterprogrammierte Survival-Horror-Geisterbahnen, die keinen mehr so recht hinterm Ofen hervorlocken konnten. „Schreckstarre“, wie Kollege Woger es bei Silent Hill: Homecoming treffend bezeichnete.

So blieben Konami unterm Strich nur zwei Optionen: Die Serie endgültig zu Grabe zu tragen oder, nachdem man ja ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte, es mit einer radikalen Neuerfindung zu versuchen. Konami entschied sich zum Glück für letzteres und so ging die Serie erneut an das britische Studio Climax, das schon mit Silent Hill Origins Serienerfahrung sammeln durfte. Der Auftrag lautete dann wohl: Macht was interessantes daraus!

Vor den ekligen Monstern könnt ihr nur fliehen – nehmt die Beine in die Hand.

Und genau das hat Climax getan. Selten wurde eine Reihe so gründlich entrümpelt, auf den Kopf gestellt und neu erfunden, sogar Fans von Resident Evil reiben sich da verwundert die Augen. Climax’ Ansatz unterscheidet sich grundlegend von Capcoms Vorgehen. Wo bei Resident Evil der Action-Anteil stark ausgebaut wurde, hat Climax die Kämpfe, seit jeher das schwächste Element aller Silent-Hill-Spiele, über Bord geworfen.

Vorbei die Zeiten, in denen eklige Monster mit Kanthölzern und Rohren verdroschen werden. Bekommt ihr es mit übernatürlichen Bedrohungen zu tun, liegt euer einziges Heil in der Flucht. Aber nicht nur die Kämpfe der Vorgänger wurden ausgemistet, auch andere, populärere Elemente dürfen seit neuestem stempeln gehen. Silent Hill: Shattered Memories verzichtet auch auf den charakteristischen Look der Vorgänger. Die rostigen Gitter, die seltsamen Maschinen, die ganze „Jacob’s Ladder meets David Lynch“-Ästhetik der Vorgänger ist passé. Eine mutige Entscheidung, stellte dieser charakteristische Look doch gemeinsam mit der famosen Soundkulisse das Aushängeschild der ganzen Serie dar.

Aber nicht alles wurde über Bord geworfen, genügend klassische Elemente blieben vorhanden. Da ist zum einen die Akustik: Auch hier lässt Maestro Akira Yamaoka sein Talent spielen und untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm unvergleichlich stimmungsvoll. Inhaltlich stellt Shattered Memories auf den ersten Blick eine Neuinterpretation des ersten Teils da: Ihr schlüpft wie im PSone-Original in die Rolle von Harry Mason, der in Silent Hill nach einem Unfall im Schnee auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter Cheryl geht. Die grundliegende Prämisse ist die gleiche, die Handlung entwickelt sich dagegen in völlig andere Richtungen.

Das aussehen von Figuren wie Polizistin Cybill ändert sich je nachdem, wie ihr im Spiel agiert. Mal ist sie offenherzig, mal zugeknöpft.

An die Stelle des Rostes im Original tritt hier das Eis. Meist ist Harry im verschneiten, nahezu menschenleeren Silent Hill unterwegs, untersucht Gebäude und löst kleine Rätsel. Doch an festgelegten Stellen ändert sich die Umgebung auf einmal: Eis schiebt sich über die Umgebung und seltsame, gesichtslose Kreaturen machen Jagd auf ihn. Besiegen könnt ihr sie nicht, ihr könnt sie nur per Bewegungserkennung von euch stoßen.

Eine Hilfe auf der Flucht ist der blaue Schimmer, der euch den Ausweg anzeigt. In diesen Sequenzen kommt tatsächlich auch ein echtes Gefühl von Angst und auch Panik auf. Aber im Gegensatz zu den Vorgängern ist das nicht das zentrale Element des Spiels. Das neue Silent Hill will euch nicht ängstigen. Es will in euren Kopf, es will mit eurer Psyche spielen. Und das tut es tatsächlich auf äußerst clevere Art und Weise. Jede eurer Aktionen im Spiel wird registriert und hat Auswirkungen auf kleinere und größere Details im Verlauf der Handlung. Das ist mal mehr und mal weniger offensichtlich.