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Super Street Fighter II Turbo HD Remix

Hadoken in HD

Wir schreiben das Jahr 1996. Der Autor dieses Beitrags wird gerade sieben Jahre alt und kann sich sein erstes SNES-Spiel aussuchen. Die engere Wahl fällt auf Street Fighter II Turbo und Zelda: A Link To The Past, wovon er sich später für das neue Link-Abenteuer entscheidet und die nächsten Wochen fröhlich vor dem Fernseher hängt. Aber warum langweilige ich Euch mit meinen Anekdoten, wenn ich mich sowieso nicht für Street Fighter entschieden habe? Ganz einfach, weil ich seit dieser Entscheidung ein riesiger Zelda-Fan bin und mich des Öfteren gefragt habe, wie es mein Verhalten verändert hätte, wenn ich mir den Prügler geholt hätte. Immerhin sehe ich an vielen meiner Freunde, wie sehr dieser Titel einen Gamer prägen kann.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Capcom Klassiker habe ich erst lächerliche sechs Jahre später gemacht und konnte nicht begreifen, warum mein Freund so begeistert von diesem Spiel war. Ich kam mit der Steuerung nicht klar, was nach etlichen Stunden Tekken und Soul Calibur auch keinen überraschen dürfte, und hatte nach der 30 Niederlage in Folge auch die Lust daran verloren. Richtig überzeugt hat mich dann die Fassung für Xbox Live Arcade, da ich endlich in aller Ruhe die zahlreichen Manöver lernen und verinnerlichen konnte. Zwar wurde ich bei Online-Spielen immer noch vernichtend geschlagen, doch hat es mir zum ersten Mal Spaß bereitet.

Kein Wunder also, dass die Ankündigung von Super Street Fighter II Turbo HD Remix für einen wässrigen Mund gesorgt hat. Denn neben dem wohl längsten Namen, versprach die neue Grafik ein angenehmeres Spielgefühl. Doch abseits der Optik werdet Ihr im Startbildschirm von etwas anderem begrüßt. Bereits in den ersten Sekunden zieht Euch die Musik in ihren Bann und das Unterdrücken des späteren Mitsummens fällt immer schwerer. Viele Tracks wurden komplett neu eingespielt und lassen einen die Motivation regelrecht spüren, mit der hier gearbeitet wurde. Wer allerdings das 16Bit Gedudel vermisst, kann dies in den Optionen natürlich umstellen.

Warum nimmt eigentlich fast jeder Ken und Ryu?

Lassen wir die Technik aber zunächst einmal beiseite und werfen einen Blick auf das eigentliche Spiel, das mit seiner hervorragenden Steuerung immer noch fasziniert. Freunde des unkoordinierten Knöpfchendrückens haben bei Street Fighter keine Chance und werden selbst im einfachsten Schwierigkeitsgrad kapitulieren. Nur diejenigen, die sich mit den Movepaletten auseinandersetzen und verschiedene Angriffstaktiken beherrschen, können sich mit den Gegnern messen. Das ist auch der Grund, warum der Titel unter Neueinsteigern nicht immer so beliebt ist und schnell für Frust sorgt.

Wer sich jedoch näher mit dem Kampfsystem sowie den 16 Charakteren (plus Bonusfigur) befasst, erkennt die wirkliche Tiefe des Spiels. Besonders die effektreichen Superattacken, für die Ihr eine kleine Leiste mit Angriffen füllen müsst, bringen eine gehörige Portion Spannung mit sich. Wenn Eure Lebensenergie schon nicht mehr zu erkennen ist, Ihr mit allerletzter Kraft einem Sonic-Boom ausweicht und Euren Feind doch noch mit einer solchen Attacke besiegen könnt, ist die Freude groß und der Hemdkragen nass.

Was die Spielbalance angeht, gibt es einen ganz einfachen Weg, ein Game besser zu machen und Remix nutzt ihn: Lasst einfach 14 Jahre Erfahrung von Freaks, Nerds und Fans mit einfließen. Ein Drahtseilakt, aber Capcom drehte an den richtigen Schrauben. Erinnert Ihr Euch an Guiles praktisch unmöglichen Super Somersault Kick? Natürlich nicht, er war so umständlich auszuführen, dass ihn niemand nutzte und im Gegensatz zu anderen Supers kaum zum Einsatz kam. Ein paar kleine Anpassungen, die Reduktion auf eine Halbdrehung und ein Kick. Präzision und Timing standen beim Redesign auf dem Programm. Ein anderes Beispiel ist Zangiefs Powerbomb. Aus dem Daumenbrecher wurde ein Halbkreis zurück, Vorwärts und Schlag. Fertig.

Die Änderungen zerstören die Balance nicht, sondern bringen mehr Variation in die Kämpfe. Selbst wenn Ihr Euch konzentrieren müsst, um das Timing eines Specials hinzubekommen, hängt der Erfolg weniger als zuvor davon ab, dass es Euch gelingt, eine unmögliche Bewegung abzuschließen.

Ken heizt Ryu ganz schön ein. Auf eine ganz normale, heterosexuelle Weise.

Auch sollten nach 14 Jahren Erfahrung die als schwächer eingestuften Charaktere aufgewertet und die starken ein wenig gestutzt werden. Und in den meisten Fällen war es erfolgreich. Habt Ihr früher nicht auch Leute gehasst, die Sagats „Tiger, Tiger, Tiger, Tiger, Tiger, tot!" – Technik verfolgten? Nun, vorbei ist es damit. Er braucht nach dem Feuerball jetzt ungefähr so lange wie Ryum, um neu anzusetzen. Und gibt Euch damit ein größeres Fenster zum Angriff. Balrog wirft Euch nicht mehr über den ganzen Screen, Dhalsims abartige Reichweite aus Super Turbo wurde ein wenig gekürzt und im Ergebnis ergibt sich ein beinahe blendend ausbalanciertes Feld von Kämpfern.

Der wohl größte Pluspunkt vom HD Remix ist allerdings der Multiplayer-Modus, bei dem es vor allem online richtig zur Sache geht. Messt Euch mit Spielern aus der ganzen Welt und seht, wie gut Ihr wirklich seid. Zum Glück lief jedes Match ohne jegliche Probleme ab und es kam nie zu zeitlichen Verzögerungen. Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Grafik. Die neuste Umsetzung bietet die wohl schönste 2D Optik der Serie. Jeder Charakter wurde bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und alte Hintergründe erstrahlen in neuen HD-Glanz. Selbst der Titelbildschirm verwandelt sich in ein Kunstwerk und lässt einen etliche Sekunden auf Ryu beziehungsweise Akuma werfen, deren Angriffe fast spürbar sind.

Bei all den guten Aspekten darf man einen wichtigen Punkt nicht außer Acht lassen. Denn immerhin kostet das gute Stücke satte 15 Euro und rangiert somit in derselben Preiskategorie wie Braid oder Castle Crashers. Doch im Gegensatz zu diesen beiden ist Super Street Fighter II Turbo HD Remix kein neues Spiel, sondern „nur“ eine aufgebohrte Umsetzung eines ohnehin bereits gemolkenen Titels. Nicht einmal ein einziger neuer Modus oder Charakter wurde eingefügt.

Unterm Strich bleibt aber dennoch ein hervorragender 2D Prügler, der es auch mit heutigen Genrekollegen aufnehmen kann. Nur solltet Ihr Euch genau überlegen, ob sich die HD-Fassung lohnt, wenn Ihr bereits eine andere Version Euer Eigen nennt. Interessierten Neueinsteigern kann ich dagegen nur zum Kauf raten. Ich empfehle vorab den Griff zur Demo, da die Kampfmechanik nicht jedermanns Sache ist und einer längeren Eingewöhnungszeit bedarf. Und denkt immer daran: „You must defeat Sheng Long to stand a chance!“

Alle Fans und solche, die es noch werden wollen, können sich den Titel über Xbox Live oder den PSN Store herunterladen.

8 / 10

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In diesem artikel

Super Street Fighter II Turbo HD Remix

PS3, Xbox 360, PC

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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