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Tekken: Dark Resurrection

Der beste Handheld-Prügler?

Gleich mal eines vorweg: Wer Namcos Tekken-Reihe nicht mag, braucht gar nicht erst weiter zu lesen. Denn Tekken ist Tekken ist Tekken. Auch wenn sich die über zehn Jahre alte Serie enorm weiterentwickelt hat, blieb der charakteristische Kern des Kampfsystems stets gleich. Namcos Prügler war schon immer sehr "over the top" und gilt als effektreiche Action-Klopperei, während SEGAs Virtua Fighter überall als anspruchsvolle Martial-Arts-Simulation geführt wird. Im Endeffekt sind beide Titel weit davon entfernt, als realistisch durchzugehen, aber einigen wir uns darauf, dass SEGAs Baby um einiges taktischer angehaucht ist. Team Ninjas Dead or Alive nimmt irgendwie eine Sonderstellung ein. Die meisten Tekken-Freaks hassen Virtua Fighter und umgekehrt. Mit Dead or Alive konnten sich aber beide Fraktionen immer irgendwie anfreunden. Um mich mit dieser Aussage nicht in die Nesseln zu setzen, füge ich sicherheitshalber hinzu, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Ich gehöre ja zu den Tekken-Jüngern der ersten Stunde und investiere meine Kohle seit nunmehr zwölf Jahren in die Serie. Nehme ich die erste PSP-Umsetzung deswegen weniger kritisch unter die Lupe? Habe ich gar die rosa Fanboy-Brille auf? Die Antwortet lautet: Nein! Das Gegenteil ist der Fall, denn angesichts der bisherigen PS2-to-PSP-Konvertierungen, ging ich eigentlich vom schlimmsten aus und hatte Dark Resurrection bereits im Vorfeld abgeschrieben. Mann, wie sehr man sich doch irren kann!

Herrscher auf Zeit

Mutig: Vin Diesel die Schuhe klauen.

Die wichtigste Info zuerst: Tekken: Dark Resurrection ist das beste PSP-Beat'em Up. Da staunt Ihr! Diese Aussage relativiert sich natürlich ein wenig, wenn man bedenkt, dass noch keine entsprechenden Versionen von Dead or Alive oder Virtua Fighter existieren. Diese müssten aber ganz schön was auf dem Kasten haben, um gegen den "King of Iron Fist Tournament" zu bestehen. Tekken: Dark Resurrection setzt die Messlatte wirklich hoch. Das Spiel ist weitaus besser, als ich erwartet hatte und gehört genreübergreifend zu den PSP-Top-Fünf. Die abgespeckte PS2-Umsetzung einer beliebten Marke, um ausgehungerten PSP-Usern die Kohle aus der Tasche zu ziehen? Das zu behaupten, gehört definitiv zu den größten Lügen der Weltgeschichte. Kommt gleich nach "Bei Frauen ist der Charakter am wichtigsten.", "Im Irak stapeln sich Massenvernichtungswaffen." und "Die Renten sind sicher!"

Es sieht so gut aus!

UMD ins Laufwerk, PSP anschalten und schon folgt die erste Überraschung. Ausnahmsweise dauert es keine halbe Stunde (okay, das ist eine subjektive Empfindung), bis man es nach ewigen Ladezeiten ins Hauptmenü eines PSP-Titels schafft. Dort pfeife ich erst mal auf die Spielmodi-Flut, um mich gleich in den Story-Battle zu stürzen. 34 Kämpfer stehen zur Auswahl und das von Anfang an. Das ist die zweite Überraschung, denn früher musste man einen großen Teil der Schläger ja freispielen. Wenige Sekunden nach der Kämpferauswahl erstarre ich ehrfürchtig, ob der dargebotenen Grafikpracht. Wie haben die es geschafft, so eine unglaubliche Hammer-Optik mit superflüssigen 60 Frames pro Sekunde aus der PSP zu kitzeln und das auch noch bei minimalen Ladezeiten? Ja, die Texturen sind etwas gröber aufgelöst als beim großen Bruder Tekken 5, die Polygon-Anzahl sicherlich niedriger und die Hintergründe weniger mit Details voll gestopft. Da die PSP aber einen weitaus kleineren Screen hat als die heimische Glotze, fallen diese Abstriche nicht großartig auf. Netterweise hat man Dinge die technisch kaum realisierbar waren, nicht bloß gestrichen, sondern durch machbare Alternativen ausgetauscht. Deshalb habt Ihr auch nicht ständig das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen, bloß weil Ihr Euch jetzt auf einem Handheld prügelt.

Dürfen Handheld-Spiele eigentlich so geil aussehen?

Nehmen wir einen aus dem Vorgänger bekannten Level als Beispiel. Der Brand in Heihachis Tempel-Arena wurde mittlerweile gelöscht. Stattdessen wirbelt nun Herbstlaub über den Boden, wodurch die Stage idyllischer wirkt. Die Schauplätze sehen also nicht abgespeckt, sondern eben anders aus. Einige der Arenen sind wieder räumlich begrenzt, was dazu einlädt, Gegner ordentlich gegen die Wand zu klatschen. Unendlich weite Kampfschauplätze finden sich ebenso wie Steinbrocken, die aus dem Untergrund bröseln, wenn ein Kämpfer unsanft zu Boden geht. Die Fighter selbst? Einfach phänomenal in Szene gesetzt! Alles ist drin: Aussehen, Move-Vielfalt, Animationen und Siegesposen. Steuerung, Handling, Kampfsystem und Spielgefühl wurden natürlich 1:1 übernommen. In den Story-Sequenzen und Zwischenanimationen geht die Framerate manchmal ein wenig runter. Dafür protzt man hier mit schicken Nahaufnahmen der Kämpfervisagen. Inklusive lebendiger Mimik und zur Sprachausgabe passenden Lippenbewegungen. Selbst die Zähne der Figuren sind klar zu erkennen. Das brachte mich auf eine tolle Idee. Genauer gesagt ein Feature, das ich mir für eine Wii-Version wünsche. Wie wäre es, wenn die Kamera bei den Siegerposen in den Mund fährt, wo man flugs eine Zahnbehandlung durchführen muss? Die Wii Remote benutzt man dann wie einen Zahnarzt-Bohrer und mit dem Nunchuk wird Speichel abgesaugt. Aber wahrscheinlich ignoriert Namco diese Idee genauso, wie meinen genialen Vorschlag, Ridge Racer als Point&Click-Adventure umzusetzen. Die japanischen Herren sind sich wohl zu fein für europäische Innovationen!

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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