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Tales of Symphonia: Dawn of the New World

Held sucht Rückgrat

Dafür kommt ein neuer Aspekt ins Spiel: Als Ritter von Ratatosk sind Monster für Emil nicht nur lästige Hindernisse oder willige Erfahrungpunktespender, sie sind vor allem potenzielle Verbündete. Um Monster zu rekrutieren, müsst ihr auf die Elementar-Eigenschaften eurer Spezialattacken achten und zum Ende des Kampfes bestimmte Bedingungen erfüllen.

Dann bietet sich euch die Gelegenheit, mit dem Monster einen Pakt zu schließen, damit es euch künftig im Kampf unterstützt. Eine willkommene Ergänzung, die Abwechslung ins Spiel bringt, aber leider nicht zur letzten Konsequenz ausgereizt wird: Nur wer seine Monster hegt, pflegt und trainiert, wird ihr volles Potenzial entfalten. Einfacher ist es dagegen, sich auf die sehr mächtigen menschlichen Mitstreiter zu verlassen.

Einen Rüffel gibt es für das Fehlen einer richtigen Oberwelt, die wurde hier auf eine simple Karte reduziert, auf der ihr einfach via Menü das nächste Ziel anwählt. Da ist es mit Monsterkämpfen, um etwas zu leveln, und der Suche nach versteckten Geheimnissen leider nicht weit her und das ganze Spiel fühlt sich dadurch gleich ein gutes Stück linearer an. Überhaupt wirkt die Präsentation etwas weniger aufwändig als noch im Vorgänger. So manche Animation kommt leicht abgehackt rüber, die Ladezeiten könnten gerne kürzer sein und auch die Charakterdesigns waren im Vorgänger ansprechender.

Als Ritter von Ratatosk hat der schüchterne Emil die Aufgabe, die energische Marta zu beschützen.

Beim Vorgänger haben sich die Entwickler trotzdem teilweise recht großzügig bedient. Die meisten der besuchten Orte kennt man bereits, auch wenn sich das angesicht der Symphonia-Welt in den vergangenen zwei Jahren leicht geändert hat. Vorwerfen kann und will ich das dem Spiel freilich nicht, darum geht es ja auch bei einer (inhaltlichen) Fortsetzung – was ist aus den vertrauten Figuren geworden, wie sehen die bekannten Orte heute aus? Und bei der Beantwortung dieser Fragen macht Dawn of the New World eine überzeugende Figur.

Aber da ist doch noch eine Sache, die mir doch ziemlich am Herzen liegt: Der Vorspann. Gut, im Grunde ist es eine Kleinigkeit, deswegen aber nicht weniger ärgerlich. In Japan ist es Tradition, dass die üppigen Intros der Tales-Spiele mit einem fröhlichen J-Pop-Song untermalt werden, schon die erste SNES-Episode bot ein gesungenes Titellied. Nicht so bei den westlichen Versionen: Dort wurden die Intro-Songs stets durch schwurbeliges Fantasy-Gedudel der generischsten Art ausgetauscht. Ich bin beileibe nun kein Fan von süßlichem Japan-Pop, aber bei Tales passt das einfach. Die Intros sind auf die Musik geschnitten, ihre Dynamik lebt zu großen Teilen von der akustischen Untermalung. Und nach dem Musiktausch ist davon natürlich nichts mehr übrig. Jüngstes Beispiel: Tales of Symphonia: Dawn of the New World.

Daher soll doch einmal die Frage gestattet sein: Warum? Glauben die Verantwortlichen ernsthaft, dass die ultrajapanischen Tales-Spielen nach Entzug der japanischen Titelmusik beim Mainstream-Publikum größeren Anklang finden? Dann ist hier meine Antwort: Nein, werden sie nicht. Tales war immer schon ein Thema für die „Freak“-Zielgruppe und ist in etwa soweit vom Mainstream entfernt wie die Gears-of-War-Reihe von einem offiziellen deutschen Release. Und eben diese Freak-Zielgruppe mag knuffige Manga-Helden, japanische Originalsynchros und sie mag auch süßlichen J-Pop im Vorspann. Das jetzige Ersatz-Gedudel mag dagegen niemand.

Veteranen freuen sich: Im Verlauf des Spiels wird die Party gerne mal von Figuren des Erstlings unterstützt.

Doch genug davon – wirklich schlechter wird das Spiel dadurch trotz leicht fadem Nachgeschmack sicherlich nicht. Tales of Symphonia: Dawn of the New World ist ein ordentliches J-RPG, das sich souverän an den gängigen Genre-Klischees entlang bewegt und durch überzeugende Charakterisierung und den zumindest für die Tales-Serie neuen Monsterjagd-Aspekt auch recht eigenständig rüberkommt. Trotzdem möchte ich Tales-Neulingen aber den Kauf nicht direkt empfehlen. Das erste Tales of Symphonia sollte man schon gespielt haben, und befindet sich unter eurem Fernseher auch eine Xbox360, dann werdet ihr mit dem spielerisch, grafisch und inhaltlich stimmigeren Tales of Vesperia eher euren Spaß haben.

Habt ihr aber vor ein paar Jahren bereits Lloyd, Colette und Konsorten auf ihrem Abenteuer begleitet, dann werdet ihr auch das Sequel mögen. Das erfindet das J-RPG-Rad nicht neu, ist auch kein Präsentationswunder und ist für Quereinsteiger nicht allzu geeignet, trotzdem macht es seine Sache gut. Nicht nur aufgrund der chronischen Rollenspiel-Knappheit auf der Wii werden eingefleischte Rollenspieler die 30 bis 40 Stunden, die sie mit Emil und seinen Mitstreitern verbringen, genießen.

Tales of Symphonia: Dawn of the New World ist ab sofort für die Wii im Handel erhältlich.

7 / 10

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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