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Tales of the World: Radiant Mythology

Und täglich grüßt der fliegende Kater

Kannte Nietzsche vielleicht Tales of the World: Radiant Mythology? Sicherlich nicht, aber wissen wir, was Nietzsche in seinem Geist vor sich sah, als er von der „Wiederkehr des Immergleichen“ sprach? Klar, er könnte auch eine Vision des mittäglichen Fernsehprogrammes der Privaten vor Augen gehabt haben, doch beim Spielen von Tales of the Worlds: Radiant Mythology beschleicht einen oft das Gefühl, Nietzsche hätte schon vor über hundert Jahren einen Blick auf die PSP mit diesem Titel werfen dürfen.

Denn Tales of the World: Radiant Mytholgy verkommt nach einer geschätzten Stunde Spielzeit zu einer Déjà-Vu-Schleife. Das fängt bei der Story an, die mit einem simplen und einfallslosen „Rette die Welt“ beginnt. Der generische Heroismus in Videospielen eben. Die Triebfeder für den Spieler ist also keineswegs ein durchdachtes und tiefgründiges Story-Konzept, sondern fußt auf der alten Rollenspielerprämisse: Siegen heißt Aufsteigen.

Kaum in der Welt angekommen, erläutert ein mit Flügeln ausgestatteter Kater wie hier der Laden läuft. Mit ihm im Schlepptau geht es in ein beschauliches Dörfchen, der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Nur wenig Unterhaltung gibt es in dem Kaff, einzig ein paar Shops, ein Marktplatz, eine Kneipe und ein paar Häuser stehen offen. Dennoch laufen hier Charaktere der Tales-Reihe massenweise durch die Gassen. Die In-Jokes sind aber nur für Anhänger der Serie verständlich und dürften den unbedarften Spieler eher verwirren. Die Bewohner des Dörfchens sind ebenfalls gesprächig, verfallen aber schnell auf sich wiederholende Floskeln vom bösen Unterdrücker, der sie unterjocht. Der muss natürlich weg, und um den Einwohnern ein wenig unter die Arme zu greifen, gibt es mit Ad Libitum eine angesehene Untergrundtruppe zur unbürokratischen Hilfe, eine Art A-Team ohne schwarzen Van.

Wo immer jemand benötigt wird, springen die Mitglieder dieses Vereins in die Bresche – Ehrensache, dass auch der Spieler da mitmischen will. Kräuter oder Kartoffeln besorgen, Monster vertreiben oder jemanden ausfindig machen. Mehr Abwechslung bietet das Auftragsbuch der rebellischen Organisation kaum. Damit nicht genug, schmeißt einem das Spiel, selbst bei den oftmals langatmigen und langweiligen Missionen, Knüppel zwischen die Beine.

Und das ist der Lohn für all die Mühe? Ein Stein?

Bereits zu dieser frühen Spielstelle lernt man Tales of the World: Radiant Mythology von seiner hässlichen Seite kennen: Zum Sammeln von Kräutern sind bestimmte Punkte in den Leveln vorgesehen, die man mit dem richtigen Gerät, für Kräuter eine Sichel oder für Erze eine Hacke, beackern kann. Da das Ergebnis der Suche per Zufall gesteuert wird, regiert das Prinzip Hoffnung: Ist das gewünschte Kraut nicht unter den Fundstücken, geht es weiter, bis sich endlich die richtige Pflanze finden lässt.

Doch es kommt noch komplizierter: Für jede Suche verbraucht man eine Sichel (ist wohl ziemlich widerspenstiges Gemüse), sind alle Sicheln aufgebraucht, scheitert die Mission. So kann es tatsächlich vorkommen, dass sich die geforderten drei Kartoffeln nicht auftreiben lassen, obwohl 15 Sicheln (das Maximum!) im Gepäck waren. Zurückkehren geht auch nicht, denn man ist ja noch mitten in der Mission, wie der schwebenden Mäusejäger erklärt. Es bleibt also nur der freiwillige Suizid und schon steht der erfolglose Glücksritter wieder in der Stadt und macht sich erneut auf die Socken, ausgestattet mit 15 brandneuen Sicheln und der vagen Hoffnung, dass sich die Mühe diesmal lohnt.

Wenigsten bekommt der Spieler so ein paar Zutaten geliefert, die er dann zum Craften nutzen kann. Nahrung, Werkzeuge und Kleidung lassen sich in Handarbeit herstellen, dazu braucht es lediglich die richtigen Ingredienzien und schon entsteht was Neues. Vorausgesetzt, der Versuch schlägt nicht fehl. Im Gegenzug steigt der unglückliche Bastler durch jeden Versuch auf und hat so beim nächsten Mal vielleicht mehr Glück. Die hergestellten Güter können selbst genutzt oder in Shop gegen Bares getauscht werden. Suchen lohnt also, auch wenn die Level wenig Schönheit zum Betrachten bieten. Sprich: Das Level-Design ist nüchtern und äußerst funktionell.

Intime Momente zwischen den Kämpfen gibt es selten.

Etwas besser als die Dungeons sehen da schon die Kämpfe aus. Begegnet man einem Gegner, geht es wie von der Serie gewohnt in den Kampfbildschirm. Durch geschicktes Blocken und Angreifen sind die Aggressoren schnell erledigt. Hat man mehrere Charaktere in der Truppe, ist deren Angriffsverhalten schnell und umfassend über ein Menü regulierbar - hier hat man eine sehr gute Kontrolle über das Verhalten der Mitglieder seiner Party. Magier haben es in der Regel etwas schwerer in den Gefechten, da der Zauber recht lange braucht, bis er gesprochen ist. Angesichts der Tatsache, dass die Gegner gerne in den Vollkontakt treten, empfiehlt es sich daher, zu Anfang die Berufsklasse „Krieger“ zu wählen. Eine nette Geste für Unentschlossene. Besser wären allerdings ein paar einfallsreichere Missionen gewesen.

Tales of the World: Radiant Mythology ist ein anstrengendes Spiel für Liebhaber der Serie und der bislang langweiligste Teil im Tales-Kosmos, auch wenn man sich bei mehr als 300 Missionen nicht über den Umfang beschweren kann. Unglücklicherweise fallen diese aber zum großen Teil recht trist aus und hätten eine Portion mehr Abwechslung verdient. Wer mit der Reihe also bisher nichts anfangen konnte, sollte seinen Blick auch nicht auf diesen Vertreter richten, sondern besser bei Tales of Symphonie einsteigen. Kleine Info am Rande: Radiant Mythology kommt ohne Lokalisierung daher, Ihr solltet folglich über gute Englischkenntnisse verfügen.

Der Titel ist im Handel erhältlich.

5 / 10

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Über den Autor

Martin Kreischer

Contributor

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