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Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All Stars

Klasse Capcom-Keilerei

Mehr als genug Auswahl also, dass jeder Spieler sein Dreamteam findet. Denn Teamwork ist in den VS-Spielen seit jeher Trumpf. Ihr wählt zwei Helden und könnt fast jederzeit in klassischer Tag-Team-Manier durchwechseln. Nur wenn eine Figur gerade Prügel einsteckt oder soeben erst gewechselt wurde, ist die Funktion kurz gesperrt. Der wartende Kämpfer außerhalb der Arena regeneriert während seiner Auszeit einen Teil seiner Lebensenergie und kann für eine kurze Special-Unterstützung auch schnell mal per Knopfdruck in den Ring gerufen werden.

Das macht die Kämpfe dramatisch schneller und wilder als im sehr systematischen Street Fighter IV. Als Ausgleich wurde die Steuerung vereinfacht. Statt drei Schlägen und drei Tritten unterscheidet Tatsunoko vs. Capcom nur noch zwischen drei generellen Angriffen verschiedener Stärke, die sich weit leichter als in Teil 4 zu Kombos aneinander hängen lassen. Aber keine Angst, Capcom hat nicht den Anspruch zugunsten von hektischer Action komplett aus dem Fenster geworfen. Natürlich ist Street Fighter IV technischer und auf lange Sicht komplexer, trotzdem bietet auch die Tatsunoko-Episode jede Menge Tiefgang und zahlreiche komplexe Techniken, die gemeistert werden wollen.

Grundsätzlich ist das Spiel so komplex, wie man es gerne hätte. Anfänger hauen sich mit ein paar Grundmanövern durch den Arcade-Modus und freuen sich über einen originellen Boss, der nicht annähernd so nervig ist wie der allseits „beliebte“ Seth. Will man dagegen tiefer in die Materie vordringen, wird man auch fündig: Mit Advancing Guard, Cross-Over Air Raid, Baroque Combo oder Mega Crush wird Könnern so einiges geboten. Die oberen Ruhmeshallen der Beat’em-Up-Komplexität sind aber auch weiterhin Virtua Fighter und ausgewählten Street-Fighter- und King-of-Fighters-Episoden vorbehalten.

BÄM. Einen mangelnden Sinn für Ästhetik kann sich Capcom nicht vorwerfen lassen.

Es muss wohl kaum extra erwähnt werden, dass WiiMote oder auch die WiiMote-Nunchuck-Kombo nicht unbedingt der Weisheit letzten Schluss für das erlesene Prügel-Vergnügen darstellen. Zum Glück werden auch alle anderen Kontroll-Varianten unterstützt: Der Gamecube-Controller arbeitet ebenso mit dem Spiel zusammen wie der Classic Controller und diverse Sticks. Wer den Kauf eines teuren Arcade-Sticks scheut, der findet in eben diesem Classic-Controller – am besten der Pro-Variante – auch die beste Alternative zum schweren Spielhallen-Gerät.

Neben der Schar an unbekannten Tatsunoko-Kämpfern waren die 3D-Figuren für Fans der zweite große Unsicherheitsfaktor. Aber auch bewährt sich Capcom glänzend. Durch den an die Alpha-Episoden angelehnten Comicstil ist der Verlust an Details im Gegensatz zur HD-Episode Street Fighter IV überhaupt kein Problem und spielerisch ist Tatsunoko vs. Capcom genauso flott und dynamisch wie die zweidimensionalen Vorgänger. Der Auflösungsbedingte Mangel an Details wird souverän von knalligen Farben und witzigen Ideen aufgefangen.

Man merkt dem Spiel an allen Ecken und Enden an, dass Capcom sich nicht mit halben Sachen zufrieden gibt. Jede Figur hat einen langen, witzigen und sehr hübsch gezeichneten Abspann. Da ist die herrliche Auswahl an detaillierten Stages, die oft mehr Persönlichkeit haben als viele der Street Fighter IV-Levels, individuelle Siegessprüche bei speziellen Teams und ein ziemlich einträgliches Minigame im Abspann, bei dem ihr richtig viel Kohle für den Ingame-Shop anhäufen könnt – drückt einfach den A-Knopf, während die Credits laufen. Im Shop kauft ihr dann Videos, Illustrationen und 3D-Modelle von Helden und Stages, die ihr euch in der Gallerie gemeinsam mit den zahllosen Voice-Samples anhört. Wer genauer sucht, spielt auch noch die eine oder andere Figur frei und entdeckt sogar ein komplettes Arcade-Actionspiel im Stil des Klassikers Commando. Und einen Online-Modus hat Capcom für die westliche Veröffentlichung auch gleich noch spendiert.

Die kleine Roll macht Polymar im Kampf ordentlich nass.

Tatsunoko vs. Capcom ist also keineswegs der hässliche kleine Bruder des edlen Street Fighter IV. Tatsunoko vs. Capcom ist vielmehr der ideale Nachfolger des klassischen Marvel vs. Capcom mit frischer Besatzung. Weder spielerisch noch grafisch noch in Sachen Umfang gibt sich Capcom bei diesem Wii-Prügler irgendwelche Blößen, stattdessen wurden Steuerung und Balance der Vorgänger noch verfeinert, so dass Tatsunoko vs. Capcom weit fairer und weniger frustig ausfällt als so mancher Kampf der letzten, kürzlich auf XboxLive Arcade erschienenen VS-Episode.

Lasst euch also nicht von der Tatsache, dass das Spiel auf Wii-läuft und eurer Unkenntnis im Tatsunoko-Universum von diesem Kracher abhalten. Tatsunoko vs. Capcom setzt seine Schwerpunkte in Sachen Spielbarkeit und Präsentation völlig anders als Street Fighter IV, bietet unterm Strich aber ebenso viel Spielspaß wie der protzig präsentierte HD-Cousin und setzt in Sachen originelle Figuren, bildschirmfüllende Spezialattacken und Kämpfer sowie abgedrehten Settings sogar noch eins drauf. Ein echtes Fest für Beat’em-Up-Fans und – von den spielerisch wieder völlig anders angelegten Smash Bros. mal abgesehen - ohne wenn und aber die aktuelle Klopp-Referenz für die Wii.

Tatsunoko vs. Capcom ist ab morgen für die Wii im Handel erhältlich.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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