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Tropico 3

Viva El Metzger

Auch wenn ihr mich jetzt für 'ne rote Socke haltet: Im Prinzip mag ich den Sozialismus. Die gerechte Verteilung des Besitzes auf die Einwohner eines Landes klingt zumindest auf dem Papier gar nicht so schlecht. Doch es gibt ein kleines, aber entscheidendes Problem. Den Menschen. Die Gier nach Macht, Besitz und Besserstellung ist einfach zu stark. Schon nach kurzer Zeit bildet sich eine politische Elite heraus, die ihre Position ausnutzt. Staatliche Überwachung, mangelnde Kreativität und Misswirtschaft führen unweigerlich zum Zusammenbruch oder in eine unbarmherzige Diktatur.

Noch heute gibt es einige solch wunderbarer Länder, deren Bevölkerung auf Gehorsam getrimmt wurde. Egal ob Nord-Korea, China oder Kuba, die Umstände des indoktrinierten Regierungssystem mögen extrem unterschiedlich sein, doch ohne freie Wahlen gibt es nun mal keine wirkliche Freiheit.

Trotz oder gerade wegen des ernsten Hintergrundes machte es in Tropico einen Heiden-Spaß, selbst den Chef eines solchen Regimes zu mimen. Der zweite Teil samt Piraten-Szenario fiel zwar eher mittelmäßig aus, aber da die Serie mit Teil 3 wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden sollte, griff ich sofort zu, als eine nahezu fertige PC-Vorschau-Version in der Redaktion landete. Endlich mal wieder als El Presidente das Gefühl vermittelt bekommen, einen sozialistischen Staat mit Allmacht und viel Sonne in eine glorreiche Zukunft zu führen. Viva la Revolution, Viva El Metzger sozusagen.

Bevor ihr euch aber in die Regierung eurer Diktatur stürzt, gilt es erst einmal einen Despoten auszuwählen. Neben einigen illustren Gestalten, wie etwa Che Guevara, Fidel Castro und Leonide Aristide, dürft ihr euch auch euren eigenen Avatar zurechtbasteln. Neben ein paar äußeren Details gilt es seine Stärken und Schwächen festzulegen. Ihr bestimmt seine Herkunft, was ihn beliebt bei einer entsprechenden Volksschicht macht sowie geschickt im Ölhandel, gewieft im Umgang mit der Geheimpolizei oder besonders flink beim Bauen.

Tropico 3 – Trailer

Auch der Weg zur Machtergreifung ist für eure Politik entscheidend. Wer als Sozialist gewählt wurde, wird Probleme mit den USA bekommen, muss sich aber weniger um Freiheit kümmern. Wer dagegen vom Papst eingesetzt wurde, hat die Religiösen auf seiner Seite und die entsprechenden Gebäude werden billiger. El Metzger ist zum Beispiel ein Geheimagent, wurde als Kapitalist gewählt, ist ein Finanzgenie, ein Frauenheld und leidet unter dem Tourette-Syndrom (psychisch Kranke mit folgendem Wortschatz: S*******, W******, A********, F****). Die Ähnlichkeiten zu meiner Wenigkeit sind also frappierend [Anm. der Kollegen: Stimmt, bis auf das mit dem Finanzgenie und dem Frauenheld].

Neu ist außerdem die Möglichkeit, euren Tyrannen in Gebäude zu schicken, um zum Beispiel die Produktionskapazität und die Baugeschwindigkeit zu erhöhen oder die Attraktivität für Touristen zu steigern. Aber Vorsicht: Gibt es Stress mit den Regime-Gegnern, kann der weise Führer schon mal Opfer eines Anschlags werden. Die Möglichkeit der Einflussnahme sind enorm und die strategische Tiefe erreicht fast Anno-Gefilde.

Die Besonderheit von Tropico 3 ist aber, wie bei den Vorgängern, die Skrupellosigkeit, mit der man zu Werke gehen kann. Wenn das Volk nicht spurt, stellt man eine große Polizeimacht auf. Gibt es Ärger mit den Lieferanten, wird der große Bruder UDSSR gerufen. Verlangen die Bürger freie Wahlen, wird solange manipuliert, bis man am Ende als Sieger hervorgeht. Aber: Jede dieser Aktionen hat auch negative Auswirkungen. Ihr müsst abwägen, was zu eurer Vorgehensweise passt und was daneben gehen könnte. Kurz: Abseits der klassischen Aufbau-Strategie lebt also auch der dritte Teil von seinen weitreichenden Möglichkeiten zur Einflussnahme, den komplexen politischen Zusammenhängen und seinem unverbrauchten Humor.

In diesem artikel

Tropico 3

Xbox 360, PC

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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