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Warhammer 40K: Dawn of War II

Hard to understand, hard to master

Habt Ihr Euch dann durch die wirklich epische und komplexe Kampagne gekämpft, gilt es sich für den Multiplayer wieder komplett umzustellen. In 1on1- beziehungsweise 3on3-Auseinandersetzungen erfährt der Titel eine komplette andere Ausrichtung. Viele grundlegende Regeln wie unterschiedliche Rüstungstypen, zwei Deckungsarten, die Rückzugsfunktion und einige Spezialfähigkeiten finden sich zwar auch in den Vs.-Gefechten wieder, doch statt einem übergreifendem Rollenspielsystem beschränkt sich die Verbesserung Eurer Einheiten nur auf eine einzelne Auseinandersetzung.

Im Gegensatz zu WarCraft III, wo nur die Helden an Erfahrung gewinnen, verbessern sich bei Dawn of War II auch normale Einheiten. Mit jeder Stufe gewinnen sie zusätzliche Lebenspunkte und teilen mehr Schaden aus. Upgrades und neue Waffen werden dagegen mit Nachschub-Punkten und Energie bezahlt, die es wie beim Vorgänger erst zu erobern gilt.

Anstelle einer richtigen Basis besitzt jeder Spieler nur ein Hauptgebäude, das durch einen Verteidigungs-Turm gesichert wird und in dem Ihr Eure Einheiten in Auftrag gebt. Außerdem besitzt es drei unterschiedliche Stufen, die immer bessere Einheiten freischalten und bei den Tyraniden bestehende sogar aufrüsten. Die restlichen Upgrades werden direkt an der Einheit vorgenommen und ermöglichen einen längeren Nutzen im Feuer des Endgame. Außerdem besitzt jeder der vier Fraktionen (Space Marines, Orks, Eldar und Tyraniden) drei Helden, die zum Teil die gesamte Spielweise auf den Kopf stellen.

Jeder Anführer übernimmt eine unterschiedliche Rolle. Bei den Space Marines fungiert der Apothekarius als Supporter, heilt Einheiten und stärkt ihren Angriff. Ein Oberkommandierender übernimmt die Rolle eines Tanks und kann Dutzende Infanterie-Einheiten gleichzeitig binden. Und der Tech-Marine baut Bolter-Geschütztürme und besitzt andere Spezialeinheiten, die durch Kampferfahrung herbeigerufen werden.

Ohne die richtige Taktik braucht man für diesen mächtigen Avatar eine ganze Stunde.

Jede Rasse der vier Rassen unterliegt dabei anderen Mechanismen und Regeln. Das Spiel gewinnt so nach einer Weile unheimlich an Tiefe, wenn man bereit ist, sich auf die Erfahrung einzulassen. Anfängliche Balancing-Probleme entpuppten sich in der Beta als schlichtes Unwissen. Mit etwas Erfahrung findet man praktisch gegen jede Taktik ein Gegenmittel. Verbleibende Fehler wurden dank der ausgiebigen Testphase weitgehend ausgemerzt. Wie bei allen Strategiespielen wird Relic aber noch eine Weile benötigen, bis der Titel seine finale Spielbalance erreicht. Selbst beim kongenialen WarCraft III gab es anfangs einige nahezu unbezwingbare Taktiken.

Etwas mehr Probleme bereitete in der Beta das Matchmaking. Games for Windows Live versuchte anhand des so genannten True Skills gute Gegner-Paare zu finden, was aber oft vollkommen daneben ging. Auch Abstürze und auseinander gerissene Teams waren oft die Folge. Relic versprach aber Besserung und die Patch-Notes zum Release sahen schon mal recht viel versprechend aus. Dank kleiner Änderungen am Interface ist es den Kanadiern sogar gelungen, die Übersichtlichkeit in der Retail zu verbessern. Die Upgrades haben nicht mehr die Größe von Stecknadelköpfen. Mit jedem Match gewinnt außerdem Euer Online-Account Erfahrungspunkte, die sich in Form von aufgehübschten Einheiten niederschlagen. Eine Belohnung, die wie bei vielen Elementen von Dawn of War II nur echte Hardcore-Spieler zu schätzen wissen.

Auch der Army-Painter ist wieder mit von Partie.

Abseits der hochwertigen Produktqualität, der perfekten Grafik und dem monumentalen Sound hat Dawn of War II ein Problem. Relic liefert einfach zu wenig Unterstützung bei der Erschließung dieses innovativen Prachtstücks. Die Informationen sind zwar oft vorhanden, aber nur unzureichend erklärt. Die Kanadier sollten sich hier an Blizzard ein Beispiel nehmen, denen es immer wieder gelingt, durch einen einfachen Einstieg große Massen zu mobilisieren.

Aber auch so wird Dawn of War II die Strategiespieler in zwei Lager spalten. Wer sich nur durch den normalen Schwierigkeitsgrad kämpft und nach den ersten verlorenen Online-Partien die Segel streicht, verliert schnell die Lust daran. Die enorme Spieltiefe kommt auf Anfänger und Normal-Niveau kaum zum Tragen, der Reiz bleibt auf der Strecke. Fans gängiger Strategie-Titel werden von den vielen Neuerungen förmlich erschlagen. Ohne ein Interesse an Action-Rollenspiel-Elementen fällt ein weiterer, wichtiger Motivationsfaktor weg. Und erst nach vielen Stunden, dem Willen, sich wirklich mit der Materie auseinanderzusetzen und auf höheren Schwierigkeitsgraden sein Glück zu versuchen, verwandelt sich der nette Strategie-Happen für Zwischendurch endlich in das, was er tief in seinem Inneren ist: Ein richtungsweisendes Meisterwerk des Echtzeitstrategie-Genres. Eines, das Euch Wochen, wenn nicht sogar Monate beschäftigen wird.

Warhammer: Dawn of War II ist exklusiv für den PC erhältlich.

10 / 10

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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