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Wario: Master of Disguise

Kleider machen Leute, aber keine guten Spiele!

Wario ist der Proll im Nintendo-Universum. Laut, aufdringlich, unterbelichtet – das virtuelle Klischee eines Bad Boys. Folglich ein richtiger Unsympath. Aber zumindest einer mit Ambitionen. Denn von seinem Part als ewiger Gegenspieler des beliebten rot-blau gekleideten Klempners hat er sich inzwischen emanzipiert und ziert mit seinem Namen so manche Plastikhülle. Teils für die unterhaltsame Warioland-Reihe, überwiegend aber mit diversen Minispiel-Sammlung á la Wario Wares: Smooth Moves. Seine schlechten Angewohnheiten hat er dennoch nicht abgelegt: Erfolg hat eben nichts mit guten Manieren zu tun.

Auch in Wario: Master of Disguise holt sich der Mann mit dem fragwürdigen Hang zu gelber Kleidung keine Sympathiepunkte: Er lümmelt Nase popelnd auf der Couch, futtert Chips und glotzt den ganzen Tag in die Röhre. Im Grunde also wie eh und je. Eine Serie über einen Meisterdieb reißt ihn schließlich aus seiner Lethargie. Und ab hier kennt der Humbug keine Grenzen mehr. Um in die Fernsehserie des Graf Cannoli zu gelangen, dem Langfinger im Stil eines Arsène Lupin, baut er sich einen Helm, den so genannten Fernselm. Vom Dieb der Diebe lernt er wenig später das Geheimnis seines Erfolges kennen.

Mit dem Zauberstab „Stilgut“ kann sich der Anwender verschiedene Verkleidungen zulegen, die wiederum spezielle Fähigkeiten an den Tag legen – allesamt äußerst hilfreich fürs Stibitzen. So eine tolle Erfindung lässt sich Wario natürlich nicht entgehen und entwendet kurzerhand dem Grafen das wertvolle Stäbchen.

Der Rest der Geschichte ist dann ebenso belanglos wie vorhersehbar: Der Graf will seinen Zauberstab zurück und Wario weigert sich. Endlos lange Dialoge folgen, die dummerweise den Spielfluss gehörig unterbrechen.

Einen Tacken interessanter als die unnötigen Erzählungen in Wario: Master of Disguise sind die Grundprinzipien des Spiels ausgefallen: Ihr bugsiert den fettleibigen Berufsbösling mit dem Steuerkreuz oder, für Linkshänder, mit den Buttons durch die Szenarios. Die gewohnte Kombination beider Steuerungselemente fällt aufgrund überwiegender Stylus-Tätigkeiten flach und beschränkt sich nur auf ein Eingabefeld.

Früher Kubismus würde ich mal sagen

Springen, kriechen, laufen – mehr braucht es nicht, um den gefräßigen Gauner über den Bildschirm zu jagen. Auf dem unteren Screen läuft er herum, oben gibt es den Statusbildschirm, der alles anzeigt, was so benötigt wird: Geraubte Güter, Levelkarten und die zuvor erwähnten Verkleidungen.

Mittels des Stylus und der daraus resultierenden Kostüme lassen sich unterschiedliche Aktionen ausführen. Male ich eine krakelige Lupe auf den Bildschirm, wird Wario zum Wissenschaftler und scannt die Gegend. Verborgene Schätze, Türen und Übergänge sind nun sichtbar. Ein Kringel um seinen Kopf und schon ist er ausgestattet mit einem Laser. Einmal auf den Touchscreen getippt und er ballert damit auf die entsprechende Stelle - gezielt können Gegner pulverisiert werden. Pinselt man ein Viereck mit einer Diagonalen neben Wario, verwandelt er sich in einen Künstler. Wer hätte das gedacht, dass ein sensibler Maler in dieser von Habgier zerfressenen Seele steckt?

Als Maler steht er allerdings wie verwurzelt da, kann aber seine Umgebung durch Blöcke verschönern, die über Abgründe helfen. Das Interface reagiert zügig und verzeiht auch einem künstlerisch Unfähigen wie mir „leichte“ Schwankungen in der Linie: Also auch ohne Kunst-Leistungskurs ist Wario: Master of Disguise problemlos spielbar.

Mit der Zeit kommen neue Verkleidungen zu Warios Kostümrepertoire hinzu, die in den Levels oftmals hintereinander kombiniert werden müssen. Ohne all zu viel Zeitdruck kein Problem. Bei den Boss-Kämpfen artet das Wechseln der verschiedenen Outfits jedoch in Hektik aus. Rasch ist der Kringel nicht so kringelig wie er sein soll, befindet sich folglich nicht mehr im Toleranzbereich, und man malt und malt und malt – und verschwendet kostbare Sekunden.