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White Knight Chronicles

Wenn Träume platzen

Auch gewöhnt ihr euch daran, dass Leonard die Hauptrolle spielt, obwohl ihr euch zu Beginn von der Körpergröße bis zum Augenabstand einen eigenen Held erschaffen habt. Enttäuschenderweise stakst der ab dann nur stumm durch die Gegend und steht wie bestellt und nicht abgeholt im Hintergrund herum. Ihr dürft zwar zwischen euren Gruppenmitgliedern wechseln, doch die Anreize, euer Alter Ego zu steuern, fallen gering aus. Zumal ihr mit dem Herrn oder der Dame keinen Ritter beschwören könnt. Trotzdem solltet ihr euch bei der Geburt Mühe geben, denn die Figur kommt wenigstens in den optionalen Nebenmissionen und somit auch Online zum Einsatz.

Rund 50 von der Geschichte unabhängige Quests schaltet ihr frei, wenn ihr das Spiel durchspielt, euren Gildenrang erhöht und Geld berappt. Das reicht von 25 Monstern in 30 Minuten verhauen bis hin zu Bosskämpfen. Diese Missionen dürft ihr entweder alleine angehen (also auch ohne eure Computer-Komparsen) oder mit bis zu drei Online-Mitspielern. Beim kooperativen Spiel zeigt White Knight Chronicles, dass es doch abwechslungsreich und fordernd sein kann. Jetzt greifen plötzlich die Zahnrädchen ineinander und setzen die Spielspaßmaschine in Gang. Schade, dass sich diese Einlage nur auf Einzelmissionen beschränkt.

Zwischensequenz mit General Dragias und seinem Berater.

Eure Mitspieler trefft ihr in sogenannten Georamen – selbst erstellten Städten. Die erreicht ihr über die großzügig verteilten Logikstein-Speicherpunkte. Dort dürft ihr ein wenig auf Harvest Moon machen und auf eurem Acker Häuser bauen, Bäume pflanzen, Geschäfte einrichten oder in den Städten des Story-Modus Bürger davon überzeugen, in euren Ort zu ziehen. Ein gelungener Spaß.

Ebenfalls positiv fällt der Humor auf, der sich durch das Geschehen zieht. Ihr trefft einen kleinen Wicht mit Eselsohren, der betrunken in der Ecke liegt, seltsame Vögel, die wie Star-Wars-Roboter R2D2 Hologramme projizieren, oder Riesenkröten, die Liebesbriefe schreiben – es ist schön, wenn Entwickler ihre Werke nicht zu ernst nehmen. Das tröstet dann auch eine Weile darüber hinweg, dass das Spiel wirklich wie Vorgestern aussieht.

In Japan ist White Knight Chronicles immerhin sogar schon Ende 2008 erschienen. So sind nicht nur Nahaufnahmen vom Gewinn eines Schönheitswettbewerbs weit entfernt, auch gelegentliche Ruckler und vor allem aus dem Nichts auftauchende Gegner mindern das Vergnügen. Und Logbuch-Textfenster sind zwar nicht nur die Anhänger von World of WarCraft gewohnt, aber dort kleistert das Ding wenigstens nicht mit Riesenbuchstaben das obere Viertel des Bildschirms zu.

Euren Charakter erstellt ihr auch für die Online-Partien. Die Texte im Spiel sind übrigens auf Deutsch.

Akustisch bleibt das Spiel unauffällig. Nur die wichtigsten Figuren warten überhaupt mit Sprachausgabe auf – auf Englisch und etwa so lippensynchron wie ein polnischer Erotikfilm. Ihr habt bei den vielen und wirklich langen Zwischensequenzen genug Zeit, euch das Debakel anzusehen. Das Gros der Figuren im eigentlichen Spiel kommuniziert allerdings ohnehin nur mit deutschsprachigen Sprechblasen.

Wer auf Final Fantasy XIII wartet, braucht für White Knight Chronicles keine Pause einzulegen. Das japanische Rollenspiel von Level-5 (Jeanne d'Arc, PSP) bleibt trotz guter Ansätze als Gesamtwerk belanglos. Die Kämpfe sind kaum anspruchsvoller als eine Rangelei mit der jüngeren Schwester und die Geschichte verläuft sich in Klischees. Hinzu kommt, dass man oft direkt neben einem Monster steht, weil die Grafik-Engine mit dem Geschehen offenbar überfordert ist – anhand der kargen Gegenden und ihrer detailarmen Bewohner fragt man sich dann doch warum.

Das bedeutet jedoch alles nicht, dass ihr mit White Knight Chronicles keinen Spaß haben könnt. Als Weißer Ritter haushohen Gegnern das Fell über die Ohren zu ziehen, schöne Kameraperspektiven zu genießen oder online mit einer Gruppe Gleichgesinnter einen Auftrag anzunehmen, lässt euch einen Blick auf die Vision der Entwickler für ihr Spiel erhaschen. Und wer weiß, vielleicht machen sie mit dem angekündigten zweiten Teil alles besser? Das offene Ende hätte auf jeden Fall einen würdigen Abschluss verdient. Teil 1 bleibt jedoch ein Lückenbüßer, besonders offline ist einfach zu schnell die Luft raus.

White Knight Chronicles erscheint am 26. Februar 2010 für die PlayStation 3.

6 / 10

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