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Wolfenstein RPG, Space Invaders IG

Plus Minigore und Knights Onrush

Hätte mir vor zwei Tagen jemand gesagt, dass ich heute den Urvater des Shooter-Genres in einer Dungeon-Master-Version auf dem iPod spielen würde, hätten sich mir viel verschiedene Antwortmöglichkeiten geboten: „Bleib nicht so lang in der Sonne.“ „Zieh das nächste Mal an der Brücke den Kopf ein.“ „Der Hebel in der Dusche regelt die Temperatur, er muss nicht immer ganz auf Rot stehen.“ Da ich aber genau das gerade zocke, muss ich wohl einfach still sein und gucken, ob dieses Experiment denn wirklich eine gute Idee war.

Wolfenstein RPG

Größe:33 MB
Preis: 4,99 Dollar (Stand 14.8. – nur im US-Store)
Entwickler: ID Software
Testversion: Nein

Zunächst einmal: Ja, wir dürfen über das Spiel sprechen, auch wenn es derzeit – noch? – nicht im deutschen App-Store zu haben ist. Alle Hakenkreuze wurden entfernt, alles bleibt erstaunlich unblutig und RPG ist ein komplett anderes Spiel. Es ist natürlich immer noch klar, wer hier eigentlich die Bösen sind, aber man könnte fast meinen, dass es sich nicht um eine teilweise ziemlich gelungene und mitunter böse Parodie handelt, sondern um eine auf den deutschen Markt abgestimmte Spezialkreation.

Die Handlung bleibt denkbar simpel. Euer heldenhafter GI geriet im Schloss Wolfenstein in Gefangenschaft und muss seinen Weg in die Freiheit finden. Die Feinde machen euch das natürlich nicht einfach, aber in rundenbasierten Kämpfen werdet ihr ihnen schon zeigen, dass ihr adaptionsfähig seid und mit jedem Genre Adolf Hinkel – hier mit Soul Patch unter der Lippe statt des Mini-Snickers – zu Pelze zu rücken könnt.

Jeder Schritt und jede Aktion bedeutet eine Runde, in der auch alle gegnerischen Figuren ihren Zug ausführen. Der Rucksack, in dem ihr Heilpäckchen verstaut haltet, darf jederzeit benutzt werden und auch Drehungen um die eigene Achse sind frei. Es gibt Erfahrungspunkte, Statuts-Items und auch sonst alles, was ein gutes 3D-Rollenspiel vor der Erfindung echten 3Ds ausmachte. Wolfenstein RPG mutierte wirklich komplett und ehrlich zu einem Dungeon-Crawler.

Und das sogar sehr erfolgreich. Man gab sich beim Levelaufbau und auch beim Grafikdesign Mühe, es nicht zu retro wirken zu lassen. Selbst wenn das Original aus verständlichen Gründen immer noch auf dem Index schlummert, war es doch auch schon eine Parodie, hier aber lässt man keinen Zweifel mehr. Schlagt ihr Adolfs Porträt mit der Faust, verzieht er das Gesicht zur Seite und der Scheitel entpuppt sich als Perücke. Ein durchgeknallter Wachsoldat fordert euch zum Glückspiel auf und springt danach mit einem irren Grinsen über die Brüstung. Ein befreiter Gefangener dankt euch artig, bevor er sich in ein Hühnchen verwandelt und die Flucht antritt. „Chicken out“ mal sehr wörtlich genommen. Und natürlich sagen sie „Mein Leben“ und „Guten Tag“ wie sonst niemand und nirgends.

Der größte Schwachpunkt des durchaus mit Umfang gesegneten Rollis ist auf Dauer die mangelnde Abwechslung. Die allergrößte Zahl der Kämpfe verlangt nicht allzu viel Taktik ab, die Möglichkeiten für Überraschungen erschöpfen sich mit der Zeit ein wenig, aber letztlich ließe sich das auch über die Genre-Vorbilder Anfang der 90er sagen. Nur glichen diese das mitunter über eine Handlung aus, die nicht auf die obere Kante eines Bierdeckels passte.

Trotzdem und besonders für alle, die noch Erinnerungen an das Vorbild haben, ist das hier ein Leckerbissen der ganz besonders kuriosen Sorte. Spielerisch kompetent und mit jeder Menge teilweise schrägsten Humors bewaffnet, parodiert sich Wolfenstein selbst, und das macht es einem leicht, über die kleinen Schwächen hinwegzusehen. Ein perfekter Anwärmer für das kommende und wahrscheinlich wieder viel zu ernste Wolfenstein, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet.

Knights Onrush

Größe: 22 MB
Preis: 0,79 Euro (Stand 14.8.)
Entwickler: Chillingo
Testversion: Ja

Vor einer Weile philosophierte ich, dass es zwar noch nicht viele Tower-Defense-Spielchen gäbe, aber wir schon bald unter der erdrückenden Masse an diesen stöhnen würden. Es hat nicht mal ein Jahr gedauert und an jeder Straßenecke gibt es die Dinger im Dutzend billiger. Und eines davon ist Knights Onrush.

Ihr habt rechts eine Burg, von links kommen die Horden. Mit einer lässigen Fingerbewegung schnippst ihr sie weg, oder – mein persönlicher Favorit – hebt sie an und hängt sie an einen Haken, wo ein Drache sie nach ein paar Sekunden verputzt. Der Look glänzt in putzigstem Fluffelsplatter, die Herausforderungen sind nicht zu einfach und eure Burg lässt sich mit ein paar netten Abwehrvorrichtungen wie Ballistas, Felsen und Flammen versehen.

Klar, das ist Tower-Defense by the book, aber zumindest hat Chillingo das Buch sehr gründlich gelesen. Für die Runde zwischendurch gehört das hier zum Besseren, was ihr mit 80 Cent anstellen könnt. Und auch in seinem Nischengenre kann sich Knights Onrush behaupten. Nichts, was die Welt verändert, aber wer füttert nicht gerne mal den Drachen zwischendurch.