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Aliens: Colonial Marines

Besser spät als nie?

Denn dieser Ansatz durchzieht das komplette Konzept. Nicht umsonst drückt man euch eine bis auf den Sound originalgetreue Nachbildung der kolonialen Puls-Rifle in die Hand und verspricht, dass später noch der passende Flammenwerfer oder die Autogun unseres Lieblings-Marines Vasquez zum Zuge kommen. Und nicht umsonst liefert Gearbox in ungezählten Szenen mal mehr mal weniger offensichtliche Hommagen an den Film. Immerhin wird es laut Burleson eine Art Charakter-Progression geben, die sich allerdings hauptsächlich in leistungssteigernden Waffenmodifikationen niederschlagen soll. Wenn man sich zumindest aussuchen kann, wie und womit man kämpft, ist das schon eine Menge wert.

Interessant scheint auch die Einbindung des ikonischen tragbaren Bewegungsscanners. Wer ihn einsetzen will, muss offensichtlich kurz die Waffe schultern, was ein nettes Dilemma erzeugt. Auf der kommenden Wii U wird der Sonar-artige Beeper übrigens auf dem Controller-Screen angezeigt. Ihr müsst euch also entscheiden: Suchen eure Augen lieber konzentriert die düsteren, feuchten Wände und Decken nach leichtesten Bewegungen ab oder schaut ihr runter, um die Technik euer Auge sein zu lassen?

Derartige ruhige Spannungsmomente waren in der Demo allerdings noch eher Mangelware. Schon bald geht das Gemetzel wieder los und bleibt so lange perfekt Ton in Ton mit seiner Vorlage und scheint dabei makellos zu unterhalten, bis Gearbox nicht widerstehen kann, eine eigene Gegnergattung vorzustellen: Den Crusher. Eine gepanzerte Sonderausgabe, die aus spieltaktischen Gründen sicher sinnvoll ist, aber als widerspenstiger Rammbock einfach nicht in den Kanon dieses Universums passen will. Wobei, dieser hat mittlerweile wohl größere Probleme als diese Monster-Neukreation dieses speziellen Spielestudios.

Später findet das Squad einen Raum voller Waffen und Munition. In der universellen Sprache der Shooter heißt das: "Ihr seid geliefert, gleich bricht die Hölle los". Und siehe: Es folgt eine Situation, in der ihr mit allen Mitteln – unter anderem einiger Geschütztürme – einen Bereich sichern und halten müsst. Doch eure Bastion fällt und die Alien-Drohnen schälen sich schließlich an den entleerten Automatik-Geschützen vorbei und durch den Fußboden hindurch in Richtung eurer Stellung. Ihr müsst den Raum aufgeben.

Ein NPC verschweißt den Ausgang hinter euch, doch damit seid ihr natürlich noch nicht in Sicherheit. Als der Motion Tracker erneut zahllose sich nähernde Ausschläge anzeigt, nehmt ihr wieder die Beine in die Hand, bevor es jemand anderes tut. Schließlich landet ihr in einem Raum, in dem ihr einen Truppentransporter und einen Power Loader entdeckt, jene Verlademaschine, mit der Ripley gegen Ende des Filmes – Spoiler von 1986, oh weh! – die Alien-Königin in die Luftschleuse befördert. Das Gerät wird bemannt, leider wieder von einem NPC. Die Entwickler ließen zwar durchblicken, dass man auch selbst einmal in den sperrigen Roboter schlüpfen dürfen wird, trotzdem hoffe ich schon ein wenig, dass hier das Homefront-Syndrom samt Entmündigung des Spielers hier nicht allzu durchschlägt.

Optisch macht die modifizierte Unreal Engine 3 einen ausgezeichneten Eindruck. Nichts, was einen nach Battlefield 3 oder gar der wunderbar grenzenlosen Welt des technisch verwandten BioShock Infinite noch umhauen würde, aber solide vom Stiefel bis zum Säure-verätzten Helm. Und das muss man bei der detailgetreuen Art-Direction erst einmal hinbekommen. Oft geraten bei einem gestalterisch so auf Authentizität erpichten Projekt ja technische Aspekte unter die Räder. Was den Mehrspieler-Modus abseits des geradlinigen Vier-Spieler-Koops angeht, so soll noch eine umfassendere Ankündigung folgen, allerdings gab es Andeutungen in Richtungen eines Modus, in dem sich die Spieler auch als Aliens auf ihre Konkurrenten stürzen können.

Ist halt nur die Frage, wie sehr das heute noch interessiert, 25 Jahre nach dem Film. Und wenn, ob sich das Team nicht doch eventuell zu nah an den Bullet-Points der Vorlage entlang hangelt? Hier wird fast an jedem Aspekt des Filmes ein Häkchen gemacht. Es ist das selbe, nur eben aus der Ego-Perspektive. Und dieser Entwurf hat sich für mich vor dem Ego-Shooter-Boom noch bedeutend dringender habenswert angehört.

Es ist halt schon so, wie Randy Pitchford auf der Präsentation sagt: "Zeit meines Lebens habe ich Elemente von diesem Film geklaut" – das hat nicht eben nur er gemacht, sondern auch der ganze Rest der Action- und SciFi-Spiele produzierenden Industrie. Gearbox muss nun zeigen, dass das Original mit den Nachahmern immer noch den Boden aufwischen kann. Ich würde ungern mit ihnen tauschen. Aber als jemand, der die Alien-DVD-Box in mehreren Ausführungen im Regal stehen hat, lasse ich es gerne auf eine Runde mit den Colonial Marines ankommen.

Aliens: Colonial Marines soll im Frühjahr 2012 für PC, Xbox 360 und PlayStation 3 erscheinen. Wann die Wii-U-Fassung folgt, ist noch nicht bekannt.

In diesem artikel

Aliens: Colonial Marines

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii U, PC

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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