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Anarchy Reigns

Platinums neuester Fausttanz

Nach anfänglicher Hektik hatte ich meine Figur, den katzenhaften Cyborg Durga, gut unter Kontrolle und konnte meinen Gegnern nicht nur mit schnellen Schlägen, sondern auch mit krachigen Schussattacken aus dem künstlichen Bein einheizen. Die Steuerung fühlt sich sehr direkt und genau an, jedes Kommando wurde unmittelbar auf dem Bildschirm umsetzt. Dazu besitzt das Spiel bereits jetzt eine sehr gelungene Haptik: Dank stimmiger Animationen und knackiger Soundeffekte haben die Angriffe eine angenehme Wucht - Schläge fühlen sich saftig und stark an, manch eine Spezialattacke tut bereits beim Hinschauen weh und es macht einfach Spaß, dem Gegner einen großen Tank voller Flüssig-Sauerstoff über den Schädel zu ziehen und ihn so kurzzeitig einzufrieren.

Trotzdem, der finale Funke wollte bei Anarchy Reigns bisher noch nicht so recht überspringen. Denn irgendwie fehlt dem Spiel noch ein wenig der spezielle Platinum-Touch, das Element, das Anarchy Reigns von der Konkurrenz da draußen abhebt. Bisher wirkt Anarchy Reigns mit seinen nett modellierten HD-Figuren eher wie ein super-brutales Update des spaßig-buntigen Powerstone, und da sollte man gerade von Entwickler Platinum Games eigentlich ein wenig mehr erwarten können...

Vielleicht liegt es daran, dass mir persönlich der immer noch anhaltende Trend zur sogenannten "Hyper-Violence" mittlerweile ein wenig abgestanden vorkommt... aber so recht will sich Enthusiasmus nicht mehr einstellen, wenn ich einen Gegner in tausend Teile sprenge oder ihn mit einem derben Kettensägen-Manöver in der Mitte spalte. Kam MadWorld aufgrund seiner Schwarz-Weiß-Grafik mit solchen Mätzchen noch durch, wirkt die Gewalt bei Anarchy Reigns eher etwas schal und abgestanden. Nach Ninja Gaiden, Mortal Kombat, Gears- oder God of War ist man derartige Auswüchse selbst als deutscher Spieler irgendwann einfach gewohnt.

Vielleicht sind meine Zweifel aber auch durch die momentan noch etwas karge Präsentation bedingt: Die Figuren sind angenehm abwechslungsreich und ansprechend modelliert, aber generell setzt das Spiel grafisch ein wenig zu sehr auf den postapokalyptischen grau-braun-Mix. Die Umgebungen wirken staubig, verfallen und verströmen genau wie die Figuren selbst einen nicht zu leugnenden Touch von Filmen wie Mad Max oder Spielen wie Borderlands - erneut hätte ich da von PlatinumGames irgendwie mehr erwartet. Willkommener sind da schon die Gastkämpfer aus bereits erwähntem MadWorld und auch Figuren wie der vollschlanke Schweinerüssel-Mutant Edgar Oinkie zaubern ein Lächeln auf das Gesicht des Spielers.

Anarchy Reigns - Gameplay-Trailer

Warten wir also einfach nochmal ab, was PlatinumGames dem Spiel bis zum Erscheinen Anfang des nächsten Jahres noch an zusätzlichen Inhalten und Politur zukommen lässt - das Potential für eine unterhaltsame Brutalo-Schwarterei ist auf jeden Fall vorhanden, auch wenn das Spiel in seiner jetzigen Form eher wie eine schnelle Genre-Fingerübung wirkt - die Art von Spiel, die ein Entwickler wie PlatinumGames einfach mal schnell zwischen zwei größere Projekte schiebt, um frisch und kreativ zu bleiben. Eigentlich der ideale Release für Steam, Xbox Live Arcade oder PSN...

Allerdings ist Anarchy Reigns weiterhin als ausgewachsener Retail-Titel auf Disc geplant. Es ist also davon auszugehen, dass die Entwickler das Spiel noch mit etlichen weiteren Modi, Sequenzen und Inhalten aufpeppen werden. Daher will ich mir auch zunächst einmal voreilige Schlüsse sparen und warte einfach mal die fertige Version Anfang nächsten Jahres ab. Mal sehen, was PlatinumGames bis dahin noch aus dem Hut zaubert...

Anarchy Reigns erscheint im Januar 2012 für PlayStation 3 und Xbox360.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Anarchy Reigns

PS3, Xbox 360

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Über den Autor
Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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