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15 Days

Google The Game

Sitzt ihr auch täglich am Rechner und fragt euch, warum es abseits von In Memoriam 2 kaum gute Spiele gibt, in denen ihr das Internet durchforsten müsst? Und was soll das überhaupt immer mit diesem dämlichen Kombinieren von Gegenständen in Adventures? Alles Humbug! So etwas macht doch überhaupt keinen Spaß. Lasst uns lieber stundenlang nach Begriffen in einem selbst erstellten Suchprogramm forschen, das überhaupt keinen Sinn ergibt und den Spieler nur verwirrt.

Haltet mich für verrückt, aber so ungefähr stelle ich mir die wirren Gedankengänge von House of Tales vor, die nach The Moment of Silence und Overclocked nun ihr neustes Point&Click-Adventure fertig gestellt haben. Denn anders kann ich mir das vorliegende Produkt nicht erklären. Immerhin besteht ein großer Teil des Spiels aus stupider Recherche in einer fiktiven Suchmaschine a la Google.

Dazu aber später mehr. Fangen wir zunächst einmal mit der Handlung an. In 15 Days spielt ihr abwechselnd zwei Geschichten, die sich in ihrem Verlaufe natürlich kreuzen werden. Auf der einen Seite haben wir ein Dreiergespann von Kunstdieben, die ihre Beute an reiche Händler verkaufen, damit sie den Erlös an wohltätige Zwecke spenden können. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit einem US-Agenten, der den Mord am britischen Außenminister untersucht.

Seht ihr die vielen verschiedenen Gegenstände? Ganze zwei davon dürft ihr benutzen!

Während ihr also in der Rolle von Special Agent Jack Stern versucht, den Mörder ausfindig zu machen, vollzieht ihr mit den Dieben Cathryn, Mike und Bernard die Raubzüge in Kunstmuseen. Und obwohl sich der Ausgangspunkt der Geschichte nicht sehr viel versprechend anhört, ist die Story der einzige Lichtblick in einem ansonsten hoffnungslosen Adventure.

Das größte Problem des Spiels ist die ungenaue Aufgabenbeschreibung. Schon zu Beginn ringt ihr vergebens nach Hilfe, da ihr nicht wisst, was ihr eigentlich tun müsst. So sollt ihr anfangs das erste Museum untersuchen, um euch auf euren Einbruch vorzubereiten. Der einzige Hinweis dazu ist lediglich ein kurzer Nebensatz, in dem die Sicherheitskameras erwähnt werden. Nun steht ihr inmitten des Gebäudes und habt mehrere Räume zur Auswahl, aber keinen Schimmer von der eigentlichen Aufgaben. Nämlich sich bloß ein Prospekt vom Tresen zu schnappen und es mit allen acht Kameras zu benutzen, damit sie auf dem Papierfetzen eingetragen werden. Wer während des Dialogs nicht aufgepasst hat, wird im Regen stehen gelassen. Eine Hilfe-Funktion existiert nicht.

Die eigentlichen Rätsel sind dagegen so simpel wie die gerade beschriebene Kamerasuche. Das liegt vor allen an den wenigen Kombinationsmöglichkeiten. Auch wenn die hübsch gestalteten Areale vor Objekten geradezu überquellen, lassen sich vielleicht ein oder zwei aufheben und weitere drei bis vier untersuchen. Wenn ihr also einmal begriffen habt, was ihr tun müsst, ist das Finden der Lösung kein Problem mehr.

Und trotzdem vergehen keine fünf Minuten ohne Spielunterbrechung. Denn neben der schlechten Aufgabenstellung ist die zu Beginn erwähnte Internetrecherche euer schlimmster Feind. An vielen Stellen müsst ihr an eurem virtuellen Rechner nach Stichwörtern suchen, um den nächsten Anhaltspunkt zu finden.

Sind britische Agenten so schlecht, dass extra ein Amerikaner geholt werden muss?

Verschlimmert wird diese, ohnehin öde Tätigkeit durch die Tatsache, dass die Stichwörter, nach denen ihr suchen müsst, nur einmal genannt werden. Habt ihr kurz nicht aufgepasst, gibt es keine Möglichkeit mehr, an die benötigte Information zu gelangen, ohne einen alten Speicherstand zu laden oder sich selbst im Internet danach zu erkundigen. Was für eine Ironie.

Wenn euch das nicht bereits zur Deinstallation gebracht hat, dann sicherlich eines der nervigen Minispiele, an denen ihr euch vor Wut die Zähne ausbeißt, da auch hier die jeweilige Erklärung vergessen wurde. Das perfekte Beispiel ist eine Blaupause des Londoner Kunstmuseums. Das gute Stück wird euch einfach so vor die Nase gehalten und ihr müsst mit einer Lupe darauf etwas finden. Was genau? „Keine Ahnung, finde es selbst heraus!“, scheint euch das Spiel förmlich ins Gesicht zu schreien. Die Spitze des Eisbergs bilden die mittelmäßige Synchronisation mit teilweise unmotivierten Sprechern sowie die stocksteifen Charaktere. Besonders schlimm ist die fehlende Mimik auf den Gesichtern. Egal ob die Stimme traurig oder erzürnt klingt, das Gesicht zeigt stets den gleichen abwesenden Blick.

So einen programmierten Schandfleck hätte ich von House of Tales wirklich nicht erwartet. Zwar gehören Overclocked und The Moment of Silence nicht zu den allerbesten Genrevertretern, doch 15 Days fällt in eine ganz andere Wertungsklasse ab. Was haben sich die Jungs denn bitteschön mit der verhunzten, virtuellen Internetsuche gedacht? So was kann doch keinem Spaß machen, besonders wenn ich durch kurze Unaufmerksamkeit in eine Sackgasse gerate, da ich den Suchbegriff nicht mitbekommen habe.

Einzig und allein der Geschichte konnte ich noch etwas abgewinnen. Doch selbst die wurde mir von den ständigen Problemen komplett verdorben. Bei den ganzen hochkarätigen Adventure-Perlen in diesem Jahr gibt es keinen Grund, sich dieses Spiel zu kaufen. Macht einen großen Bogen um 15 Days und vergnügt euch lieber anderweitig.

15 Days ist im Handel für den PC erhältlich. Lasst es einfach liegen.

3 / 10

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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