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Red Dead Redemption: Legenden & Schurken

Kein schlechter Deal

Ich weiß nicht, was ich von Rockstars DLC-Politik halten soll. Erst werden bei GTA IV statt Kartennachschub und Missionspacks zwei ausgewachsene Add-Ons produziert, die den Begriff DLC neu definierten. Und gleich bei ihrem nächsten Titel, Red Dead Redemption, rudern sie wieder kräftig zurück und liefern stattdessen häppchenweise Content. Die erste umfangreiche Erweiterung für den Koop-Modus war dabei vollkommen kostenlos. Legenden & Schurken ist dagegen ein vergleichsweise überschaubares Multiplayer-Update mit neun bekannten Locations aus der Singleplayer-Welt, ein paar Charakteren und einer neuen Waffe für ca. neun Euro.

Okay, die anderen, bisher angekündigten und kostenpflichtigen Erweiterungen – darunter ein Singleplayer-Zombie-Missionspack! – bieten zumindest auf dem Papier mehr, trotzdem habe ich noch nicht ganz verstanden, wo Rockstar damit hin will. Wenn man mit Lost & Damned beziehungsweise The Ballad of Gay Tony für gerade mal die doppelten Kosten dutzende Stunden Spielspaß produziert, braucht man sich nicht wundern, wenn einige Fans beim aktuellen Preis dumm aus der Wäsche gucken.

Fest steht aber, dass zumindest die Kartenausschnitte gut gewählt wurden. Besonders das mexikanische Kleinstädtchen Escalera, aber auch eine kuschelige Nahkampf-Location am Rio Bravo bieten unverbrauchte Mehrspieler-Action. In Escalera kämpft ihr in Shootout und in Gang-Shootout wie in einem King of the Hill. Das Fort auf dem Hügel eignet sich mit seinen zwei hervorragenden Scharfschützenpunkten als ideale Verteidigungsposition, von wo aus ihr nahezu das gesamte Areal überwachen könnt. Wer sich hier mit ein paar Freunden verschanzt, kann viele, viele Kills absahnen.

Die Felsformation am Rio Bravo zeichnet sich vor allem durch ihre rudimentäre Waffenauswahl auf. Repetiergewehre oder ähnliches Fernkampf-Material gibt es gar nicht. Neben einer einfachen Pistole könnt ihr auf die Pump-Action-Schrotflinte und das neue Kriegsbeil zugreifen. Dieses One-Hit-Wonder tötet zum Glück nicht jedes Mal beim ersten Treffer. Bekommt ihr den Tomahawk in Arme und Beine, bleibt er erst einmal stecken und das Blut schießt euch in den Kopf. Ein weiterer Treffer ist dann aber tödlich. Auf kurze Entfernung ist die Wurfwaffe trotz der stark abfallenden Flugbahn also unersetzlich. Zusätzlich zu den beiden Deathmatch-Varianten könnt ihr hier noch eine Runde Gold Rush spielen.

Red Harlow im Feuergefecht mit Ugly Chris.

Zusätzlich bietet der DLC ein paar extrem offene Arenen. Tall Trees bietet zum Beispiel kaum Deckung und eignet sich dadurch hervorragend für spannende Hold-your-Own-Gefechte, die dort auch als einziger Modus nutzbar sind. Deutlich abwechslungsreicher und mit jeder Mehrspieler-Variante kombinierbar ist Blackwater. Ausgerüstet mit einer Mauser-Pistole, einer abgesägten Schrotflinte und einem brutalen Bolt-Action-Gewehr, liefert ihr euch in der dicht bebauten Stadt verzweifelte Auseinandersetzungen um Kills und Goldsäcke.

Richtig nebelig wird es dagegen in Thieves Landing. Da sich das Areal mitten in einem Sumpf befindet, kämpft ihr vornehmlich mit eurer Sicht. Das Zwielicht des sterbenden Tages, die vielen Schatten und der Dunst machen das Zielen ohne Auto-Aiming zu einer Qual. Ihr könnt alle Spielmodi dort ausprobieren. Im Zentrum stehen dabei drei Brücken, die die beiden Teile des Gangster-Dorfes miteinander verbinden. Eine Gatling-Gun in der Mitte dient als taktische Unterstützung. Gleichzeitig ladet ihr Scharfschützen dazu ein, euch mit einem gezielten Kopfschuss aus dem Weg zu räumen.

Fort Mercer offeriert dagegen eine gesunde Mischung aus dicht bebautem Areal, vielen Deckungsmöglichkeiten und einem Innenhof, der geradezu dazu einlädt, euch von allen Seiten unter Beschuss zu nehmen. Außer Hold your Own könnt ihr alle Spielmodi mit dem Versteck der Bösewichter kombinieren.

Aus einer erhöhten Position trifft es sich mit dem Tomahawk deutlich einfacher.

Mazanine Post präsentiert sich dagegen wieder extrem offen. Es gibt zwar ein paar Hütten und einen massiven Hügel, doch auf den weitläufigen Freiflächen steht vor allem der Fernkampf im Vordergrund. Henningan's Stead und Punto Orgullo bieten dagegen von allem etwas und ergänzen die Karten-Palette. Unterm Strich ist also für jeden etwas dabei. Wer auf PvP steht, wird hier also wunschlos glücklich.

Fans des Vorgängers Red Dead Revolver bekommen acht zusätzliche Charaktere angeboten, die speziell durch ihren Detailgrad überzeugen. Egal ob Hauptdarsteller Red Harlow, der englische Gentleman Jack Swift, Duell-Champion Mr. Kelley, Dynamit-Experte Pig Josh oder der Anführer der Ugly Gang, Ugly Chris, jede Figur sprüht nur so vor Charme. Noch dazu könnt ihr mit Shadow Wolf endlich einen Indianer Spielen und mit dem Buffalo Soldier auch einen waschechten US-Soldaten des frühen 19. Jahrhunderts. Wie alle Charaktermodelle im Mehrspieler-Modus ändert sich nichts an den Werten eurer Figur. Spaß macht es aber trotzdem, mit diesen außergewöhnlichen Figuren von Schalchtfeld zu Schlachtfeld zu ziehen.

Grundsätzlich geht der Umfang der Erweiterung natürlich in Ordnung. Neun Karten, acht Charaktere und eine neue Waffe sind angesichts den horrenden Kosten für ein Modern-Warfare-2-Map-Pack günstig. Doch im Vergleich mit der selbst aufgestellten Referenz, zwei gigantischen Add-Ons für gerade mal den doppelten Preis, ist das Legenden-&-Schurken-Paket nur bedingt seine zehn Euro wert. Schließlich wurden Karten und Charaktere „nur" recycelt und gerade mal eine frische Waffe klingt angesichts der Inhouse-Konkurrenz fast ein wenig mickrig. Multiplayer-Fans sollten aber trotzdem zugreifen, denn die Location-Auswahl ist nahezu perfekt. Die neuen Areale spielen sich hervorragend und abwechslungsreich. Wer sich den Versus-Gefechten verschrieben hat und nichts anderes spielt, wird damit absolut glücklich und darf gern noch ein Pünktchen dazuaddieren.

Legenden & Schurken ist über den Xbox Live Marktplatz und im PSN erhältlich. Der DLC kostet 800 Microsoft Points beziehungsweise 9,99 Euro.

7 / 10

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Kristian Metzger

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