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Drakensang: Phileassons Geheimnis

Wieso folgen wir nochmal dem Nordmann?

Kommen wir langsam zu den guten Aspekten, denn die gibt es durchaus. Nehmen wir einmal an, ihr seid ein intimer Kenner der Materie, dann werdet ihr beim Namen des schillernden – in diesem Spiel zwar weniger, aber sonst schon – Phileasson zitterig, ein Ausflug in die heiße Phase der Hochelfenkultur lässt euch kaum noch ruhig sitzen und, als ganz dicker Bonus, zieht ihr mit Meister Phileasson höchstpersönlich um deren Häuser.

Er wandert als fünfter NPC fidel mit und zeigt, dass er im Kampf jemand ist, den man gerne an der Seite hat. Selbst wenn man ihn erst spät selber lenken kann. Nachdem man schon in den Leveln weiter ist als der größte Abenteuer Aventuriens überhaupt. Irgendwie ein wenig unbefriedigend.

Die beste Einbindung des Add-Ons erlebt der Spieler, der Am Fluss der Zeit neu startet und an drei Punkten und mit steigender Erfahrung die drei Akte der Phileasson-Quest immer wieder zwischendurch spielt. Geht ihr wie ich heran, nämlich mit einem alten, beendeten Fluss-Spielstand, dann fallen große Teile der Quest ein wenig zu leicht aus, noch mehr aber fällt es auf, wie gradlinig der Weg verläuft. Elfenstadt, Kampf, Elfenstadt, Dungeon, Kampf, Dungeon, Kampf, irgendwann fertig.

Das Gefühl der Entdeckung und Erkundung aus dem Hauptspiel fehlt mangels der Freiheit, in der Parallelwelt von Phileassons Geheimnis neue Orte frei aufsuchen zu können. Auch mit Nebenaufgaben hält es sich arg in Grenzen – um nicht zu sagen, dass es eigentlich gar keine gibt.

Hübsch. Und im Endeffekt weit kleiner als es scheint.

Die extrem dahingeschluderte Schatzsuche zählt höchstens als Füllmaterial. Alles halb so wild, sofern ihr diese Reise in den drei gut positionierten Abschnitten über die gesamte Zeit des Hauptspiels verteilt spielt. Dann funktioniert das alles als verteilte, zusätzliche Großquest ziemlich gut. Jedenfalls weit besser als am Stück weggespielt.

Speziell die Begrenztheit des neuen Areals stößt bitter auf. Bei den auf Alt-Ägypten getrimmten Hochelfen sieht es erstmal nach viel aus, hinter der goldenen Kulisse verbirgt sich jedoch sehr wenig. Die meisten NPCs bleiben auf Questgeber-Niveau, neue Waffen sind rar, neue Rüstungssets beschränken sich auf die Zahl von Eins. Über Level 14 geht es für Erfahrene kaum hinaus, auch weil das Add-on eben als Begleit-Quest und nicht als High-Level-Kampagne ausgelegt wurde. Gestählte Abenteuerer werden über all diese mauen Ergänzungen nicht erfreut sein.

Das, was vieles jedoch herausreißt, sind die Bosse. War der letzte Boss-Kampf in Fluss der Zeit schon ordentlich, liegt hier jeder der verschiedenen Endgegner auf diesem Niveau oder sogar noch darüber. Hart, strategisch gut ausgewogen, fair und fordernd. Und davon gleich eine ganze Reihe über die eigentlich kurze Spielzeit. Diese Kämpfe allein können nicht alles vergessen machen, nach einer hochkonzentrierten Dreiviertelstunde im Kampf um sprichwörtlich Leben oder Spielstand laden lässt sich jedoch vieles verzeihen. Sogar, dass keiner der kleineren Mängel von Fluss der Zeit berührt wurde.

So ruhig ist es hier nur fünf Minuten. Der Rest sind Kämpfe.

Die Verwaltung der Items hakelt genauso vor sich hin wie es in ungünstigen Momenten die Kamera tut. Auf der anderen Seite bleiben damit aber auch die Qualitäten des Hauptspiels erhalten. Die Kampfsteuerung funktioniert bewährt reibungslos, das Gruppenmanagement zügig und es spielt sich schlicht und einfach ohne größern Fehl und Tadel. Grafisch hat sich nicht viel getan, die alten Spielstände werden ohne zu zögern oder Probleme, die mir bekannt wären, gelesen und so kann man von einer technisch ebenso sauberen wie unspektakulären Einbindung reden.

Die Stärken von Drakensang: Am Fluss der Zeit lagen in einer übersichtlichen, gut erzählten Geschichte, eingebettet in die detailfreudig ausstaffierte Spielwelt, die sich Zeit für sich selbst und den Spieler nahm. In Phileassons Geheimniss werdet ihr durch einen viel zu groß ausgelegten, stellenweise sträflich holprigen Plot getrieben, dessen Potential zwar an vielen Stellen durchscheint, es jedoch bei all der Eile, schnell zum nächsten Kampf zu kommen, nie wirklich ausspielen kann. Zumindest überzeugen diese Gefechte, insbesondere die fantastischen Bossfights.

Ich liebe die Welt um Ferdok und jedes bisschen an mehr Spielzeit ist mir hochwillkommen. Nur muss ich derartiger Mängel im Story- und Questablauf die DSA-Fanboy-Notbremse ziehen. Ja, das gute Pen&Paper-Feeling ist noch da, es ist schön, mit den eigenen Helden noch eine Runde zu drehen, aber man muss seine Erwartungen schon von „wirklich gute Kampagne“ auf „simples, lineares One-Shot-Spaß-Metzel-Abenteuer“ runterschrauben. Ganz nett. Unterhaltsam. Für DSAler vielleicht sogar ein ganz klein wenig mehr als das. Dem guten Namen Phileassons angemessen? Nicht ganz...

Um Phileassons Geheimnis spielen zu können, braucht ihr Drakensang: Am Fluss der Zeit. Ansonsten kann die Reise ab sofort losgehen.

6 / 10

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