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Kingdom Hearts: Birth by Sleep

Königliches PSP-Vergnügen

Irgendwie werde ich einfach nicht so recht aus Square Enix' Kingdom-Hearts-Serie schlau. Auf der PS2 begann die Reihe als buntes Crossover zwischen berühmten Disney-Helden, Final-Fantasy-Protagonisten und einer Handvoll neuer Figuren. Eine locker-leichte Action-Adventure-Alternative zur üblichen, schweren RPG-Kost. Aber zwischen dem ersten Kingdom Hearts und seinem Nachfolger passierte etwas. Ein kleines, interessantes Spin-Off erschien auf dem GameBoy Advance und auf einmal explodierte der Plot.

Neue Figuren tauchen überall auf, mysteriöse Geheimorganisationen melden sich zu Wort, Helden verlieren ihr Gedächtnis und ihre Identitäten und der Plot wird komplizierter und komplizierter, verschlungener und verschlungener, bis am Schluss nur noch die eingefleischten Fans zumindest halbwegs durchblicken. Tja, das war's dannmit der Einsteigerfreundlichkeit des ersten Teils gewesen.

Tetsuya Nomura und seine Spießgesellen scheint das aber nicht im Geringsten zu stören, denn anstatt endlich die Handlung der beiden Hauptepisoden auf der PS2 weiterzuerzählen, eröffnet auch die neue PSP-Episode Birth by Sleep einen neuen Nebenschauplatz und setzt chronologisch noch vor der ersten Episode von Kingdom Hearts ein.

Da Kingdom Hearts: Birth by Sleep ein Prequel darstellt, bedient sich Square Enix hier vor allem bei älteren Disney-Filmen wie Aschenputtel, Dornröschen, Peter Pan oder Schneewittchen und die Sieben Zwerge, aber auch neuere Filme wie der insbesondere in Japan enorm beliebte Lilo & Stitch werden verarbeitet.

Immer feste drauf: Kingdom-Hearts-Kämpfe waren nie so spaßig wie hier.

Und weil Sora so früh in der Timeline der Serie nichts verloren hat, gehen auch drei neue Helden an den Start: Terra, Aqua und Ventus sind angehende Schlüsselschwert-Träger und nehmen es mit einem neuen beziehungsweise alten Gegner auf: Den Unversierten.

Kenntnis des Kingdom-Hearts-Kosmos wird hier zwar durch zahlreiche Querverweise belohnt, aber nicht ganz so stark vorausgesetzt wie noch bei der kryptisch benannten DS-Episode Kingdom Hearts 358/2 Days. Wer die übrigen Teile der Reihe kennt, erlebt im Spielverlauf ein paar nette Aha-Erlebnisse, aber Neulinge werden nicht ganz so sehr mit komplexen Charakterrelationen und Konzepten vor den Kopf gestoßen. Da sich aber die Handlung stark an den Disney-Klassikern orientiert, fühlt es sich manchmal ein wenig so an, als würdet ihr lediglich eine kleine Statistenrolle spielen, während die richtig bedeutsamen Taten von den prominenten Disney-Helden vollbracht werden... das ist dann wohl der Preis der großen, wertvollen Disney-Lizenz...

Aber zum Glück fallen solche Kritikpunkte im Vergleich mit der größten Stärke des Spiels kaum noch ins Gewicht: Beim Kampfsystem hat Square Enix ganze Arbeit geleistet. Ihr verhaut die Gegner in dynamischen Echtzeitkämpfen und bedient euch dabei eines Fähigkeiten-Decks.

Die Texte könnt ihr auf Deutsch einstellen, die Sprachausgabe liegt allerdings nur in (sehr gutem) Englisch vor.

In das ordnet ihr verschiedene Aktionen wie Angriffe, Zauber und Spezialmanöver ein. Das Tolle daran: Eure Manöverpalette ist niemals in Stein gemeißelt, ständig erlernt ihr neue Magien und Techniken – entweder kauft ihr sie für im Kampf verdiente Punkte oder verschmelzt bereits beherrschte Manöver zu neuen, noch mächtigeren Techniken.

So bleiben die Kämpfe jederzeit abwechslungsreich und frisch. Ebenfalls sehr entgegenkommend: Birth by Sleep limitiert eure mächtigen Angriffe nicht künstlich durch einen knappen MP-Vorrat. Setzt ihr eine besonders mächtige Attacke ein, dauert es einfach etwas länger, bis sich das Manöver regeneriert hat und wieder zur Verfügung steht. So könnt ihr auch bei Kämpfen gegen kleinere Nervensägen sorglos eure Lieblingsmanöver einsetzen, ohne Angst haben zu müssen, dass euch beim nächsten großen Brocken die nötigen Ressourcen fehlen. Dieser Abwechslungsreichtum und diese Flexibilität machen die Kämpfe von Birth by Sleep zu den bislang spaßigsten der ganzen Serie.

Auch durch die drei verschiedenen Spielfiguren kommt Abwechslung ins Spiel. Mit Haudrauf Terra und Allrounder Ventus könnt ihr zwar relativ ähnlich spielen, aber spätestens bei der etwas fragilen Magierin Aqua sind neue Taktiken und Herangehensweisen von Nöten: Mit der aparten Aqua ist der Einstieg zwar ein ganzes Stück knackiger als bei ihren männlichen Kollegen, dafür machen die Kämpfe mit ihr auf lange Sicht den größten Spaß. Tatsächlich empfiehlt es sich hier einmal zur Abwechslung, nicht mit dem normalen Standard-Schwierigkeitsgrad, sondern eine Stufe höher anzutreten. Die Monster werden bissiger und gerissener und ihr könnt das clevere System so richtig fein ausnutzen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

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