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Castlevania: Lords of Shadow

Wölfe bei Nacht, Pferde über der Schlucht

Eine Stimme macht einen großen Unterschied. Normalerweise würde ich über eine Einleitung, die ein aufgeschlagenes Buch mit einer Zeichnung auf der rechten und einscrollenden Text auf der linken Seite die Nase rümpfen und fragen, ob das hier eine Reminiszenz an das N64 sein soll.

Wird dieser Text jedoch von einem in der Sprache des großen Barden trainierten Schauspielers gelesen – zum Beispiel Patrick Stewart –, dann klingt auch eine Einkaufsliste gut und eine Geschichte, die über das Ende der Menschheit in dunklen Zeiten und den tiefen Schmerz eines Mannes philosophiert, ausgesprochen gewichtig.

Die Zeiten sind wahrlich dunkel in Transsylvanien, oder wo auch immer so genau jetzt Castlevania: Lords of Shadow jetzt so genau spielt, und Kreaturen der Nacht überrennen die schutzlosen Dörfer. Gabriel Belmont stellt sich dem heroisch entgegen, jedoch nicht, um die Unschuldigen vor Werwölfen zu bewahren, sondern weil es auf dem Weg zur Wurzel des Übels liegt. Dort will er die magische Maske finden, die seine tote Frau wiederbeleben kann. Da er aber schon mal da ist, kann man ja auch ein paar Warg-reitende Garou erledigen.

Statt einer Peitsche hält Gabriel, ein Mann des Buches und der Kirche, ein Kreuz bereit, das jedoch erstaunlicherweise praktisch die gleichen Eigenschaften mit sich bringt. Ein Ende hält er, der Rest saust an einem Strick durch die Gegend und verhilft der auf den ersten Blick eher unpraktischen Waffe zu erstaunlicher Reichweite. Warum es nicht gleich eine Peitsche ist? Zumal man ja Inspirationen aus den ersten Spielen zog? Gute Frage, nächste Frage.

Dafür wirkt Gabriel weit mehr nach Castlevania als jeder Charakter seit... langer Zeit. Ein wenig kantig, breitschultrig, jemand, dem man es abkauft, dass er einen Werwolf mit einem Peitschenkreuz vermöbelt. Hey, das ist immer noch ein Horror-Pulp-Szenario, da geht sowas!

Was die Persönlichkeit unter der dem Mantel angeht, wird es derzeit noch nicht so ganz deutlich. Er interessiert sich augenscheinlich für seine eigene Probleme und nichts anders, reden tut er wie jeder gute Action-Star eher ungern und sonst... wer weiß. Der Kitsch, den ein solches Setting mitbringen sollte, wird jedenfalls angemessen gefeiert, und dass es auch funktioniert, ohne peinlich zu werden, dürfte Hideo Kojima geschuldet sein. Nein, 20 Minuten lange Dialoge kamen in dieser Demonstration nicht vor, vielleicht auch, weil der Held den Eindruck macht, dass ihn das mehr erschöpfen würde als ein mehrstündiger Kampf. Was jedoch auffällt, sind die sehr bewusst gewählten Kameraeinstellungen, die zeigen, woher ein neuer Gegner auftaucht, wie ein Riesenwolf eine Barrikade verwüstet oder – mein absoluter Favorit – ein Pferd über einen Abgrund springt.

Klingt erst mal nach nichts Besonderem, jedoch ist es ein weißer, magischer Pferde-Wald-Geist, auf dem Gabriel reitet, und er wird von vier oder fünf dieser Großwölfe gejagt. Der Gaul springt ab und beginnt sich noch auf dem Weg über den Abgrund aufzulösen. Die Wölfe bremsen nicht, sondern stürzen sich todesmutig hinterher, kommen aber nicht weit genug. Nicht, dass sie nicht noch versuchen würden, mit den Klauen wenigstens Gabriel mitzureißen. Diese Szene zeigt sich von der Seite in einem Weitwinkel-Shot gegen den Mond in extremer Zeitlupe und sieht gleichzeitig sowas von kitschig und trotzdem phänomenal aus, dass dem Goth-Trash-Liebhaber ganz warm ums Herz wird. Das Geister-Pferd verschwindet vor der Landung, Gabriel landet elegant und ein Blick zurück zeigt eine friedliche Landschaft, als wäre nie etwas passiert.

Dass, was passiert, gehört wohl kaum in die Kategorie der Greatest Stories Ever Told. So allerdings, von jemandem mit Erfahrung in Kinematografie inszeniert, sei es nun diese größere Szene oder einfach nur kleine Einstellungen, macht es einfach Spaß. Wo man bisher jedoch in diesen Sequenzen ein wenig seitens der Entwickler flunkerte, ist der Umgang mit Quick-Time-Events. Es hieß zwar, dass es keine gäbe, das stimmt jedoch nur im feineren Sinne.

Vor dem Sprung über die Schlucht gibt es eine Szene, in der Ihr auf dem Pferd über einen Waldweg reitet und links und rechts Wölfe auftauchen, die ihr mit Hieben ausschaltet. Drückt ihr im richtigen Moment einen – immerhin keinen spezifischen – Angriffsbutton, springt Gabriel auf den Wolf, erledigt ihn direkt und schwingt sich zurück auf den Gaul. Wenn das kein Quick-Time ist, weiß ich es auch nicht so genau. Immerhin passt es sich gut in den Spielfluss ein, stört in keinster Weise und führt zu schön anzuschauenden Szenen.

In diesem artikel

Castlevania: Lords of Shadow

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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