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KOF Sky Stage

Achtung, Fliegeralarm!

Wieder einmal schafft es ein exotischer Spielhallentitel aus dem fernen Japan über Xbox Live Arcade auch auf europäische Bildschirme. Knapp zehn Euro kostet es euch, den 2D-Shooter KOF Sky Stage auf eure Xbox 360 zu laden. Investiert ihr das Geld, bietet sich ein ungewöhnliches Bild. Ist es ein Flugzeug? Ist es ein Vogel? Nein. Es ist auch nicht Superman. Es ist Kyo Kusanagi, der auf dem vertikalen Bildausschnitt durch die Luft fliegt. Oder alternativ einer seiner fünf Kumpanen aus der Prügelspiel-Reihe King of Fighters. Die Damen und Herren sollen verhindern, dass die Schergen des Oberdämons Orochi ihren Meister wiederbeleben.

Als Entwickler SNK vor 16 Jahren mit King of Fighters 94 zum gemeinsamen Hinternversohlen einlud, ahnte niemand, was einigen der Protagonisten heute bevor steht. Mit Busenwunder Mai Shiranui über Hochhäuser und Freizeitparks zu fliegen und Gegner mit Fächern zu bewerfen, markiert thematisch sicher keine Sternstunde der Videospielkultur. Auch Optionen wie Gegner auf Knopfdruck zu beleidigen, wirken in einem Ballerspiel aufgesetzt. Ein mittelmäßiger Versuch eben, eine Brücke zur Erfolgsserie King of Fighters zu schlagen. Natürlich dürft ihr auch mit zwei Spielern gleichzeitig die Welt retten. Sowohl lokal als über Xbox Live. Es gibt sogar einen Versus-Modus, in dem ihr euch gegenseitig die Boni wegschnappt. Doch das ist mehr eine Spielerei ohne praktischen Mehrwert.

Trotzdem ist KOF Sky Stage kein schlechtes Spiel. Denn um das Shooter-Gerüst selbst kümmerten sich Genre-Experten – zum Glück: Entwickler MOSS zeichnet zum Beispiel auch für Raiden IV verantwortlich. Ihr dürft also mehr erwarten als stur geradeaus zu düsen, bis der letzte Endgegner vom Himmel fällt. Im Vergleich zu Cave-Werken wie Mushihimesama Futari oder Espgaluda 2 wirkt KOF Sky Stage dennoch spartanisch. Das birgt aber sogar einen Vorteil: Ihr versteht das Spielprinzip auch ohne Lösungsbuch.

Zwei simple Systeme beherrschen den Spielablauf. Um auf einem vorderen Platz in der Online-Rangliste zu landen, solltet ihr beide im Auge behalten. Zum einen spucken die Gegner KOF-Medaillen aus. Je dichter ihr an Gegner heranfliegt, wenn ihr sie abknallt, desto höher der Wert der Abzeichen. Goldene Medaillen bringen am meisten Punkte.

Die Endbosse bescheren euch Kugelteppiche für Fortgeschrittene.

Praktisch hierbei ist, dass eure Figur eine Nahkampfattacke beherrscht, die mehrere Feinde gleichzeitig abräumt. Die Energieleiste für diesen Angriff lädt sich von alleine wieder auf. Auch aus größeren Gegnern könnt ihr mit dem passenden Timing und aufgeladenem Spezialangriff eine Menge goldener Abzeichen entlocken.

Die zweite Säule für hohe Punktzahlen ist, Ketten – Pardon, „Combos" – zu bilden. DoDonPachi-Spieler wissen schon, wie das funktioniert: Zwischen zwei Abschüssen keine zu großen Pausen entstehen lassen, dann klettert der Zähler in die Höhe. Bei einigen Stellen erfordert das in der Tat, auch mal einen Gegner etwas länger leben zu lassen, als es zum bloßen Fortkommen nötig wäre. Kombiniert ergeben die beiden Punktsysteme einen fordernden Mix. Die Schussmuster wirken klar und trotz vieler Kugeln auf dem Schirm schafft ihr es bald, durch die Lücken zu schlüpfen. Wer sich darauf konzentriert, übersieht glatt, dass die Entwickler bei den Gegnerarten etwas zu sparsam waren.

Als Kulisse für die Luftkämpfe dienen Straßenschluchten, Lagerhallen und andere einfallslose Tapeten. Die bunten Schusseffekte und vielen schnellen Kugeln, sorgen für den optischen Ausgleich. Und diese Aufgabe erfüllen sie exzellent. Das Spiel läuft jederzeit flüssig, so wie es sich gehört. Wer die fünf Level übersteht, darf danach so oft an der gleichen Stelle weiterspielen, wie er möchte. Den echten Endgegner (und das Achievement dafür) müsst ihr euch allerdings hart verdienen: Durch den Hintergrund jedes Levels huscht ein bekannter Prügelspiel-Charakter (Im ersten Level läuft zum Beispiel Ryo über eine Autobahn), der einen Briefumschlag hinterlässt, wenn ihr ihn niederstreckt.

B-Taste gedrückt halten und der rothaarige Iori lichtet die feindlichen Linien mit Energiebällen.

Sammelt ihr alle Umschläge, gelangt ihr in den zweiten Durchgang des Spiels und am Ende zum finalen Boss. In Japan ist das Spiel übrigens unter dem Namen Neo Geo Heroes Ultimate Shooting in erweiterter Form auch für PSP erschienen. Dort trefft ihr etwa auch auf Marco Rossi aus Metal Slug.

Was soll das denn sein? Shikigami no Shiro für Arme? Zuerst hat mir KOF Sky Stage tatsächlich überhaupt nicht gefallen. Dämlicher als fliegende Kämpfer aus King of Fighters in einem Ballerspiel wäre wohl nur ein Flipper mit Sonic als Kugel. Doch selbst der existiert bereits. Insofern gönne ich es SNK Playmore, ihre Erfolgsmarke auszuschlachten. Denn nach ein paar Partien hat mich das Spiel doch noch gepackt. Ich mag es halt einfach, wenn man vor lauter Kugeln auf dem Schirm kurz vor einem künstlich beigeführten Epilepsieanfall steht. Auf das Spielgeschehen reduziert, sind die 800 Microsoft Punkte für KOF Sky Stage letztlich sogar gut investierte zehn Euro, die ich gerne berappt habe. Das Punktesystem funktioniert einwandfrei und die Levels geben tatsächlich nach und nach einige Feinheiten preis. Dafür ertrage ich sogar fliegende Menschen, die Feuerbälle schleudern.

KOF Sky Stage ist für Xbox Live Arcade erschienen und kostet 800 Microsoft Punkte.

6 / 10

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Über den Autor

Joachim Hesse

Contributor

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