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Costume Quest

Zuckersüß

Das Aufleveln geschieht automatisch, ihr bekommt mehr Angriff, Verteidigung und Lebensenergie. Einzelne Fähigkeiten könnt ihr nur durch so genannte Kampfbriefmarken aufbessern, die ihr wiederum durch die Ingame-Währung "Süßigkeiten" ersteht. Rollenspiel-Taktik light sozusagen.

Es ist klar, dass die Zielgruppe eher entspannte und keine Hardcore-Spieler sind. Kinder werden damit auf jeden Fall ihre helle Freude haben. Für Erwachsene wird das Ganze durch den Humor von Tim Schafer interessant. Beim Gameplay hat er Tasha zwar freie Hand gelassen, dafür tragen die Gespräche und die Story seine Handschrift.

Da werden Gewerkschaften, gesundes Essen und Erwachsene verarscht. Ihr kämpft gegen Vorarbeiter, die Kobolde als Helfer herbeirufen, zieht als kämmbares Einhorn in die Schlacht und rast mit einer Turnschuh/Rollschuh-Kombination durch die Level. Kleines Beispiel: Für die "Organisation für die Rettung von Kinderzähnen" zieht ihr gesunde Äpfel aus einem Wasserbecken. Und was gibt es als Belohnung? Natürlich Süßigkeiten.

Leider gibt es weder Sprachausgabe, noch aufwendige Zwischensequenzen. Wer nicht auf Halloween steht oder sich als zu erwachsen sieht, wird bei Costume Quest wahrscheinlich nicht glücklich werden. Das Spiel spricht klar das Kind in euch an und ist meilenweit von den üblichen Metzelorgiern entfernt. Ja, selbst die Quests sind absolut politisch korrekt. Ihr erkämpft euch Tauschkarten, besorgt euch für eine Party das richtige Outfit und Kuchen für eine dicke Mama.

Das Einkaufszentrum erinnert an ein waschechtes Rollenspiel-Dungeon.

Als Belohnung bekommt ihr Blaupausen für neue Outfits, die ihr euch und euren Kollegen anziehen könnt. Bis zu drei weitere Kinder schleppt ihr mit euch herum und benötigt gerade später die richtige Kostüm-Kombination, um die recht knackigen Gegner zu besiegen. Außerdem gilt es, wirklich jede Quest zu erfüllen und jeden Gegner zu töten, um im Level-Rennen nicht hoffnungslos zurück zu liegen.

Ab der Mitte zieht der Schwierigkeitsgrad nämlich gehörig an. Die finstren Feinde sind oft drei bis vier Level über meiner Truppe. So benötigte ich ca. drei Stunden, um ungefähr die Hälfte des Spiels zu bezwingen. Das Ende wird man nach ca. 5-7 Stunden erreichen. Insgesamt gibt es drei unterschiedliche Areale. Zu Beginn treibt ihr euch in einer lauschigen Nachbarschaft samt Einfamilienhäusern und Spielplätzen herum, im zweiten Abschnitt geht es in ein verlassenes Einkaufszentrum. Der dritte Level blieb Verschlusssache.

Aufgelockert wird das Rollenspiel-Gameplay durch kleine Puzzles. Jedes Kostüm hat eine Sekundärfähigkeit. Als Roboter könnt ihr mit den Rollschuhen herumrasen, als Ritter auch mit dem Schild vor herabfallenden Gegenständen schützen oder als Space Warrior mit eurem Plastik-Lichschwert dunkle Areale erhellen. Nichts, was euch komplett aus den Socken haut, aber als Auflockerung ganz angenehm.

Mini-Spiele, wie dieses Rennen gegen ein anderes Kind, lockern das Gameplay auf.

Richtig sauer aufgestoßen ist mir eigentlich nur das Gesuche nach sechs versteckten Kindern. Ohne Mini-Map oder vernünftige Orientierungshilfen durchforstete ich das gesamte Areal eine halbe Stunde nach dem letzten nervigen Balg ab. Der Grund: Mir fehlten noch genau diese Erfahrungspunkte, um den nächsten Level zu erreichen. Und ohne den Aufstieg konnte ich nicht den nächsten Zwischengegner bezwingen. Hier fehlt es ganz klar noch an der Spielbalance.

Costume Quest ist lustig, wunderhübsch und extrem süß. So süß, dass euch nach einer Stunde die Zähne weh tun. Riesige Kulleraugen, große Träume und simple Rätsel so weit das Auge reicht. Für Kinder und Junggebliebene mag das unschuldige Spiel mit der überbordenden Fantasie ja aufgehen, vielen Erwachsenen könnte es aber zu albern werden, auch wenn Tim Schafers Humor die zuckersüße Thematik immer wieder bricht. Mehrmals musste ich bei seinen erfrischenden Gags freudig Grinsen und bekam angesichts herrlicher Anspielungen gute Laune. Erwartet aber kein Psychonauts oder Brutal Legend. Dazu bleibt es einfach zu unschuldig.

Auch spielerisch ist mir der Titel trotz des später anziehenden Schwierigkeitsgrads in den ersten paar Stunden zu dünn. Nur zwei Attacken pro Held und die bisher eher einseitige Gegnerauswahl sorgen in den gezeigten Abschnitten gemeinsam mit der fehlenden Mini-Map abwechselnd für Frust und gepflegte Unterforderung. Doch Costume Quest ist ja kein Vollpreistitel, sondern geht als Schnäppchen über den digitalen Ladentisch. Vielleicht lohnt es sich ja am Ende doch, in den Traum von Tasha Harris abzutauchen. Mal sehen, was die Testversion bringt.

Costume Quest erscheint am 31. Oktober auf PSN, Steam und XBLA.

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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