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Battle vs. Chess

Schlachten! Action! Gewalt! Sex!

Im letzten Menüpunkt hält Battle vs. Chess die unerwartetsten Überraschungen parat. Bis hier war alles Schach, selbst wenn es eine Story gab. Die Bonusgames halten sich auch an die Regeln. Aber nur, bis es zum Kampf kommt. Das Erste dieser Enfant terrible in den Augen jedes Schachpuristen lässt euch den Ausgang eines Kampfes per Hack-n-Slay-Button-Smasher entscheiden.

Greift eine Figur an, geht es in einen Kampfbildschirm und ihr steuert euren Angreifer beziehungsweise Verteidiger. Der hat ein paar Freunde dabei, so wie die Gegenseite auch mit einer Handvoll Einzelkämpfern auf dem Feld steht. Schluss mit Taktik, rennt hin und drescht drauf. Verschiedene Angriffe gibt es, sogar ein paar Specials und Deckung.

Damit ein geschickter Bauer nicht komplett durchmarodieren kann, haben die stärkeren Figuren nicht nur deutlich mächtigere Schläge und mehr Lebensenergie, eure verlorene Energie regeneriert sich auch nicht sofort nach einem gewonnen Kampf. Besiegt ihr einen Gegner also gerade mal so, kann es schnell passieren, dass die Figur praktisch verlustfrei von einem nahen Feind geerntet werden kann.

Die Kampagne führt an alle möglichen Orte.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich hatte den Eindruck, dass der Angreifer auch einen Bonus bekommt, was ja nur fair wäre. Im richtigen Schach hätte er ohne Kampf sowieso gewonnen. Verliert er jedoch, verliert er die Figur nicht komplett, sondern sie zieht schwer angeschlagen auf das Ursprungsfeld zurück und muss für eine ganze Weile Vorsicht walten lassen.

Die zweite Spielvariante lässt den Kampf als Quick-Time-Event durchlaufen. Beide Figuren stehen sich gegenüber. Der Angreifer kommt zuerst zum Zug und muss nun eine Serie von schnellen Tastendrücken richtig überstehen. Wie leicht oder schwer das Tempo dabei ausfällt, hängt von der Differenz zwischen beiden Figuren ab. Bauer gegen Dame ist hart, Turm gegen Bauer gibt euch den Vorteil. Wird der Angriff bewältigt, führt die Figur eine animierte Attacke aus. Bis ein Bauer eine Dame niedergekämpft hat, sind ein gutes Dutzend Treffer nötig, während sie nur zweimal zuschlagen muss. Und das darf sie, sobald der Bauer einmal danebenhaut. Interessant, aber in erster Linie mit einem menschlichen Mitspieler. Gegen einen Computer Quick-Time zu spielen, fühlt sich irgendwie nicht richtig an.

Die dritte Variante ist definitiv mein Favorit, egal ob gegen KI oder Kumpel. Diesmal werden die Kämpfe als eine Runde Bomberman ausgetragen. Darauf muss man erst mal kommen. Wär ich nicht. Ist aber großartig. Je mächtiger die Figur ist, die angreift, desto mehr Bomben darf sie legen und desto weiter reicht die Explosion. Kenner des Spiels werden sagen, dass die hochgepowerte Dame für einen selbst eine mindestens so große Gefahr darstellt wie für alle anderen, aber das ist Teil des Spaßes und die harte Balance der einzelnen Figuren zueinander gilt hier sowieso nur noch bedingt.

'Bomberman!' oder 'Dame auf B3'

Alle drei Spiele gewichten die Spielsteine trotzdem sehr elegant, viel besser als man das bei so einem „Spaß"-Schach erwarten sollte und ich sehe mich dieses Game durchaus jetzt schon regelmäßig mit Freunden und sicher auch online spielen. Zwei Spieler vor einem Screen sind natürlich genauso dabei wie die Online-Variante, dazu gibt es noch Leaderboards. Eine MMO-Kampagne war dann wohl doch nicht mehr drin.

Battle vs. Chess scheint ein absolutes Lehrstück zu werden, wie man zumindest versuchen kann, etwas so unhippem wie einem Schach-Computerspiel neues Leben einzuhauchen. Das ist nicht einmal abwegig. Viele Leute mögen Runden-Taktik und Schach ist dessen ursprünglichste Form. In Battle vs. Chess bekommt man zum traditionellen Teil, mit einer auf den ersten Blick kompetenten Engine im Hintergrund, als nicht zu unterschätzender Bonus einen ganzen Schwung witziger Ideen gereicht. Teilweise sicher weit ab der reinen Lehre. Bomberman wird plötzlich zu einer Taktik-Kampagne mit zahlreichen Einzelschlachten. Wenn ich daran etwas auszusetzen habe, dann, dass mir auch nichts Sinnvolles einfällt, wie man das für vier Spieler ummodeln könnte.

Und sonst sehe ich keine Mängel. Weder im Umfang, noch im Detail, noch in der Technik. Sicher, die Fritz-Core-Puristen werden sich jetzt nicht beeindrucken lassen, aber als Mainstream-Schachspiel sehe ich hier bisher wirklich nichts, was man diesem Game vorwerfen könnte. Es wird interessant zu sehen sein, ob so etwas überhaupt noch Erfolg haben kann. Ein Mainstream-Schachspiel. Wann gab es überhaupt das Letzte dieser Sorte? Zu wünschen wäre es, dass sich hier zuerst die scheinbar hohe Qualität im fertigen Produkt bestätigt und danach die Verkaufszahlen es belohnen. Battle vs. Chess ist der universellste und spannendste Ansatz eines Schachspiels, seit das erste Mal Bits und Bytes einen Bauern vorzogen. Sowas sollte nicht klanglos untergehen.

Battle vs. Chess erscheint für so ziemlich alles: PC, 360 und PS3 sind Anfang November dran, Wii, DS, PSP und diverse Apples etwas später Anfang 2011.

In diesem artikel

Battle vs Chess

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PSP, PC, Mac, Nintendo DS

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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