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EA Sports MMA

Und in dieser Ecke, der Herausforderer aus Orlando, Florida: M!M!A!

Electronic Arts veröffentlicht ein Sportspiel und findet sich in der Rolle des Underdogs gegen einen mächtigen und etablierten Rivalen? Das gab es ja noch nie! Doch. Spontan fällt mir jetzt SKATE ein - und was das Ding mit Tony Hawk veranstaltete, wissen wir ja. Nun, Tony war schon etwas mehr in die Jahre gekommen und THQs UFC-Reihe schwächelte jetzt nicht unbedingt. Kann sich EAs MMA – steht für Mixed Martial Arts – so kraftvoll durchsetzen wie der ehemalige No-Name auf dem Skateboard?

Ja, vor allem dann, wenn ihr einfach mit den extrem komplexen Möglichkeiten von UFC nie so ganz klargekommen seid. MMA orientiert sich an der Vorlage aus eigenem Haus: Fight Night. Mit dem rechten Stick werden Schläge ausgeteilt, der Trigger schaltet zu Schlägen um und solange ihr nicht zu Boden geht, braucht ihr keine Buttons. Okay, ihr könnt noch den rechten Button dazunehmen, um Body-Shots auszuteilen, die die Stamina des Gegners hart treffen, selbst wenn der Schaden sich dabei in Grenzen hält.

Das klappt besonders zum Einstieg perfekt. Einfach ein paar Haken und Uppercuts, dazu Tritte in drei Ebenen und schnell findet man sich im Ring zurecht. Zumindest solange, bis ihr besser werdet und ganz bestimmte Schläge ansetzen wollt. Dann zeigt sich, dass die Interpretation des Programms die Stick-Bewegungen mitunter nicht ganz so liest, wie ihr das meintet. Ist nicht so dramatisch, nur einen guten Kopftreffer zu vergeben, weil man in der Hitze des Gefechts wahrscheinlich einfach nicht hundertprozentig akkurat den Stick bewegte, schmerzt. Ich nehme an, dass es realistisch ist, auch mal einen Schlag so zu verhauen, aber mit einem Button ist die Präzision größer. Ihr könnt auch die Buttons und den Stick austauschen und steuert dann wesentlich konservativer, aber ein Großteil des Spaßes geht auch verloren. Also lieber einfach ein paar Fehlschläge wegstecken.

Es bleibt im Clinch erst einmal simpel. Per Taste greift ihr euch den Gegner und bearbeitet ihn. Das funktioniert sogar noch besser, sobald ihr ihn per Stick an den Rand des Cage drücken und ihn dort halten könnt. Als Nächstes folgt der Takedown. Wieder auf Taste startet ihr den Versuch, den Widersacher zu Boden zu werfen, während er es per B-Taste zu verhindern sucht. Es ist ein Duell der Versuche im richtigen Timing und der Kunst, diese Bewegungen im Ansatz zu erkennen und zu kontern.

Am Boden dreht UFC bekanntermaßen extrem auf, MMA bleibt relativ simpel. Im Vergleich zumindest, denn es gibt immer noch jede Menge Möglichkeiten und Richtungen. Das erste Ziel sollte es natürlich sein, entweder einen Griff zu finden, der einen die Knochen des anderen strapazieren lässt, ihn in den Schwitzkasten holt oder zumindest ein paar gute Treffer ermöglicht. Mit der einen Taste startet ihr die Versuche, entweder euren Griff noch zu verbessern oder aus der Verteidigung in eine Angriffslage zu kommen, während die andere Taste selbige Versuche stoppt. Nehmt noch die Richtungen dazu, in die Ihr drücken könnt und die der Kämpfer dann anstrebt und ihr habt ein durch die Stamina-Balken extrem taktisches Hin und Her. Wer sich zu schnell mit Attacken verausgabt, hat sich bald abgearbeitet und verschenkt Gelegenheiten für Gegenattacken.

Das trifft im Prinzip auch auf UFC zu – wenig überraschend, schließlich geht es um so ziemlich den gleichen Sport –, der Ablauf ist ziemlich ähnlich, aber es fühlt sich hier zugänglich, flüssig und natürlich an. Man muss seltener denken bei diesem eigentlich sehr schlichten System, aber durch die vielen Richtungen und den sehr begrenzten Stamina-Balken gerät ein Spiel, speziell natürlich gegen einen Menschen, zu einem Nervenkrieg, in dem sich schnelle, hektische Passagen mit Belauern abwechseln. Damit bekommt MMA den wichtigsten Aspekt im ersten Anlauf beinahe perfekt hin. Ja, absolute Profis werden vielleicht trotz hier auch vorhandener Spezialkombos und einem Dutzend verschiedener Stile – mehr dazu gleich – gerade am Boden nicht ganz zufrieden sein. Mehr schlichten Spielspaß macht mir jedoch bei Weitem die sich einfach „richtig" anfühlende MMA-Variante. Ich hasse es, wenn man ein gutes Spielgefühl nicht so wirklich an harten Fakten festmachen kann, sondern vage bleiben muss. Es gibt eine Demo, versucht es und entweder wisst ihr dann, was ich meine, oder auch nicht.

Das Tutorial, das euch all das beibringen soll, gehört mit zum Kuriosesten, was ich je in einem Sportspiel gesehen habe. Es nennt sich ganz stolz MMA 101 und wird als dritter, großer Punkt im allerersten Menü mit aufgeführt, zwischen Live und Karriere. Nur bringt es euch nichts bei. Erst nachdem ihr etwas gemacht habt, sei es ein Schlag, ein Takedown oder gar ein Special-Move, erklärt es euch in einer Einblendung, mit welchen Tasten ihr gerade das gemacht habt, was passierte, nachdem ihr genau diese Tasten benutzt habt. Ich kapiere nicht, was das Denken dahinter war. Erklärungsversuche gehen in die Richtung von Wahnsinn, Drogen oder die Designer waren häufiger mal in einem echten MMA-Clinch, nur um mal zu gucken, wie das kommt. Und jetzt das Beste: Startet ihr die Karriere, beginnt ihr mit einem richtig guten, konventionellen und sogar optionalen Tutorial, dass euch alles in der normal kausalen Reihenfolge eines jeden erfolgreichen Bildungssystems erklärt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

EA Sports MMA

PS3, Xbox 360

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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