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Dead Nation

Death from Above

Es ist zwar nur ein vergleichsweise kleines Ärgernis, aber ich musste beim Wechseln immer auf die Anzeige unten links blicken, um a) zu sehen, wann das gewünschte Werkzeug erscheint und b) wie viel Munition sich noch darin befindet. Ein bisschen ungünstig bei einem Spiel, in dem die Augen dank des sehr kleinen Lichtkegels der Taschenlampe so überaus konzentriert bei der Sache sind, die stockfinsteren Umgebungen nach Feinden abzusuchen. Doch auch daraus zieht das Spiel in gewisser Weise ja den hohen Anspannungslevel, der hier über weite Teile vorherrscht. Insofern kann das auch rein strukturell von Housemarque sehr wohl so erwünscht gewesen sein.

Einige spezielle Zombies erfordern es auch, dass ihr von der möglichst effektiven und geradezu nüchternen Crowd-Control abweicht, um etwa einen aufgeblähten Boomer-Verschnitt zum Explodieren zu bringen, bevor er euch erreicht. Ein Zombie erinnert an den Hulk und verschwendet nicht viel Zeit mit zielloser Schlurferei auf der Suche nach dem letzten Stück Gehirn, das jemand anderes liegen gelassen hat: Ein gewaltiger Satz in Richtung des Spielers schickt eine Schockwelle durch den Boden, die große Mengen Gesundheit kostet, sofern man nicht mit dem richtigen Timing aus dem Weg sprintet.

Ein Schreihals mit Tentakel-Visage sorgt hingegen dafür, dass ein neuer Zombie-Mob offscreen ins Leben nach dem Tod gerufen wird und sich in eure Richtung in Bewegung setzt. Auch Resident Evil stand für ein besonderes Kaliber Zombie Pate: Eine Art Tyrant ist mit seinen Klingenarmen für ansatzlose Kills gut, sofern ihr nicht schnell genug handelt. Dies sind alles Elemente, die doch ziemlich bekannt klingen und Housemarque gibt auch gar nicht erst vor, euch hier etwas Neues vor die Nase zu setzen.

Zumindest das Meta-Game sah damals in Ansätzen nach etwas Neuem aus. Hier mussten die Spieler jeder Nation im Verbund einen Teil der Heilung des Zombie-Virus zusammentragen, aber dieses Element ist aus Gründen der Umsetzbarkeit wohl aus dem Programm geflogen. Mittlerweile ist das Menü, in dem der jeweilige Infektionsgrad der Länder angezeigt wird, nur noch eine bessere Highscore-Liste. Wer von den Ambitionen Housemarques mit diesem Feature aber nichts weiß, den wird es sicher nicht stören.

Alles in allem ist der Titel sogar lange genug spannend, um euch nach einer über zweistündigen Sitzung ungläubig auf die Uhr schauen zu lassen. Schließlich habt ihr nichts weiter getan als Zombies in etwas gleichförmigen Straßenschluchten, Bahnhöfen und Parkanlagen in Stücke zu schießen und euch durch immer übertriebenere Gegnerpulks zu schlängeln. Und jetzt soll der Nachmittag schon vorbei sein? Der hypnotisierende Rhythmus des Gemetzels macht es möglich.

Dead Nation - Online-Koop

Nur selten wird der Spielablauf durch das durch das kurze Warten auf einen Lift oder eine Zugbrücke mal variiert. Zwar riskiert Housemarque zum Ende hin mit diesem Grind tatsächlich ein paar Mal, dass einem alles zu viel wird und sich das Thema buchstäblich ein bisschen totläuft. Wenn man dann aber einer Pause wieder den Controller in die Hand nimmt, ist für die Dauer des nächsten Marathons wieder alles gut und man freut sich aufs Neue über das tolle Handling.

Der Zwei-Spieler-Koop-Modus, der übrigens lokal wie online funktioniert und bei dem der Schwierigkeitsgrad noch einmal anzieht, sei hier übrigens besonders lobend erwähnt, wertet der doch den taktilen und exzellent zu kontrollierenden Shooter noch einmal spürbar auf. Man wird das Gefühl nicht los, dass das hier der Titel ist, der Alien Breed eigentlich hätte sein können, würde man nur Szenario und Bedrohung austauschen.

Auch, wenn ich tendentiell ein Herz für Zombies habe, hat Dead Nation natürlich einige kleinere Probleme, was Eigenständigkeit und Ideenreichtum angeht. Einigen könnte der unbarmherzige Ansturm spektakulär zerfallener Untoter zudem eine Spur zu zermürbend sein. Und von der unendlichen Wiederspielbarkeit und fantastischen Unberechenbarkeit, mit der Left 4 Dead Apokalypse-Touristen den Feierabend zur Hölle macht, ist der Titel weit, weit entfernt.

Aber Dead Nation erzeugt einfach diese typische Anziehungskraft, die die besten aller Zwei-Stick-Shooter eben auszeichnet. Euer Augenmerk gehört dem Schwarm, euer einziger Gedanke dem Zustand, in dem euer Abzugsfinger eurem Hirn immer einen Schuss voraus ist. Reduktion aufs Wesentliche nimmt selten reinere Spielform an.

Dead Nation erscheint am 1. Dezember exklusiv im PSN und kostet günstige 15 Euro.

8 / 10

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In diesem artikel

Dead Nation

PS3, PlayStation Vita

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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