Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Apache: Air Assault

Das Call-of-Duty-Syndrom

Auch was die Simulationskomponente angeht, ist Apache komplexer als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Das geht los bei der überraschend anspruchsvollen Steuerung, die ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad eure ganze Konzentration erfordert. Auf einmal wirken nämlich Flieh-, Rotations- und Beschleunigungskräfte auf euren Hubschrauber. Eine schnelle Drehung mitten im Flug wird dadurch unmöglich. Versucht ihr die Maschinen in voller Fahrt mit dem Heckroter herumzureißen, geratet ihr nach einer halben Drehung ins Trudeln. Wer da nicht genau aufpasst, küsst ununterbrochen die schicken Bodentexturen.

Außerdem verfügt ihr im Gegensatz zur Action-Simulator-Konkurrenz zum Teil über beschränkte Munitionsvorräte. Wie die namensgebende Kampfmaschine von Boeing schleppt ihr 8 Laser-gelenkte Hellfire-Raketen mit euch herum, die Bodenziele mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit in Schrott verwandeln. Noch dazu 38 ungelenkte Hydra-Raketen, die über eine simples Fadenkreuz ins Ziel gelenkt werden, und eine 30mm-Bordkanone, die entweder euer KI-Kollege, ein menschlicher Mitspieler (leider nur offline) oder ihr selbst steuert. Ist die Munition verbraucht, wird sie auf Training und Realistisch zwar direkt in der Luft nachgeladen, das dauert aber bei den Hellfires und den später eingesetzten Stinger-Raketen schon mal drei Minuten. Im freischaltbaren Veteran-Modus müsst ihr dagegen mit leeren Flügeln wieder zur Basis zurück.

Es gilt also, die Ziele dementsprechend zu priorisieren. Schwer gepanzertes Material und Luftabwehrgeschütze solltet ihr mit den lasergelenkten Raketen aus der Entfernung ausschalten und euch dann mit Hydras und Bordkanone um den Rest kümmern. Wer hier nicht schnell genug handelt, wird irgendwann von der reinen Masse an Abwehrfeuer in die Knie gezwungen. Hier kommt sogar etwas Spannung und Taktik auf. Denn beim Schadensmodell wird auch im einfachen Modus keine Regeneration á la Call of Duty angeboten. Ist erst einmal ein Triebwerk beschädigt, wird das Fliegen deutlich schwerer. Wer hier nicht zum Stützpunkt zurückfliegt, um sich reparieren zu lassen, küsst auch hier irgendwann die Erde.

Kombiniert wird diese recht realistische Simulationskomponente mit einem schnöden Respawn-System. Auf den ersten beiden Schwierigkeitsgraden habt ihr vier Versuche, um eine Mission zu bestehen. Stürzt ihr ab, werdet ihr an der gleichen Stelle wiederbelebt. Auf Veteran habt ihr dagegen nur einen Versuch. Leider müsst ihr diese Variante erst freischalten. Kurz: Wie schon H.A.W.X. kann sich auch Apache nicht so richtig entscheiden, ob es Simulation sein will oder ein waschechter Action-Titel.

Auch der Online-Modus ist weder Fisch noch Fleisch. Gemeinsam mit bis zu vier Kollegen in ihren Helikoptern arbeitet ihr ganz verschiedene Missionen ab, die in etwa der Einzelspielererfahrung entsprechen. Konvoi beschützen, feindliche Panzer aufhalten und Lager in Stücke schießen. Nichts weltbewegendes, aber ganz sicher auch nicht schlecht. Interessanterweise seid ihr hier auch mal nicht mit dem Apache unterwegs, sondern fliegt mit einer Drohne herum, steuert einen Scout-Helikopter oder ein russisches Modell. Ohne Ränge, Ranglisten oder ähnliche Motivationsfaktoren ist es zwar für einen Ausflug mit Freunden eine interessante Alternative, aber kann auf Dauer kaum motivieren. Außerdem fehlt auch hier das kooperative Fliegen eines einzelnen Hubschraubers.

Apache: Air Assault - Gameplay-Video

Wie in der Kampagne müsst ihr euch entweder auf den recht dämlichen KI-Schützen verlassen oder euch auf Knopfdruck selbst um das Fadenkreuz kümmern. Euer Hubschrauber fliegt währenddessen automatisch weiter und kann, wenn ihr nicht das Auto-Hover benutzt, auch abstürzen. Im lokalen Modus ballert ein Kollege für euch. Leider entscheidet der Pilot, wann in die Waffenperspektive umgeschaltet wird. Und nur in dieser ist die Zoomfunktion und die Infrarot-Sicht nutzbar. Genaues Zielen wird damit zur Glückssache. Schade, eindeutig verschenktes Potential.

Was die Portierung anbelangt, haben sich die Entwickler keine Fehler erlaubt. Die PC-Version glänzt natürlich durch eine höhere Auflösung und etwas mehr Details, doch auch auf den Konsolen ist Apache, wie oben schon erwähnt, ein echtes Prachtstück. Und das sowohl auf der Xbox 360 als auch auf der PS3.

Okay, was Story und Missionsdesign angeht, gibt es nur wenig wirklich erstklassige Action-Flugsimulationen. Und auch ausgewachsene Sims wie Falcon 4.0 bieten oft wenig Geschichte und Abwechslung. Dafür aber sehr viel Taktik und ein vernünftiges Meta-Game. Bei dynamischen Kampagnen musste man noch überlegen, wo man wen angreift, um nicht immer weiter zurückgedrängt zu werden. Selbst die Mechwarrior-Serie hatte den Zusammenbau der Roboter und bei Ace Combat konnte man sich wenigstens das Flugzeug aussuchen. Apache ist hier viel zu statisch. Ständig ist man nur mit verschiedenen Varianten ein und desselben Hubschraubers unterwegs. Fast immer geht es gegen die gleichen Bodenziele. Zusammen mit der trockenen Inszenierung kann so kaum Begeisterung aufkommen.

Allein die anspruchsvolle Steuerung, der Umfang und die Optik sind wirklich gelungen. Besonders auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad wird jeder Einsatz zu einer echten Herausforderung und man muss viel üben, um die Kontrolle dieses fliegenden Ventilators richtig in den Griff zu bekommen. Außerdem vermittelt speziell die Cockpit-Perspektive samt erstklassiger Umgebungsgrafik echtes Simulationsfeeling. Die prächtigen Landschaften, die detaillierten Hubschrauber und Explosionen, machen Laune. Wenn zumindest der Multiplayer etwas mehr in die Tiefe gegangen oder der Koop-Modus auch Online spielbar wäre, hätte es so zu einer 7 gereicht. Doch all das hätte, wäre, würde bringt bei Apache nichts. Leider nur für Fans der Materie und insbesondere von Hubschrauber-Simulationen empfehlenswert.

Apache: Air Assault ist für Xbox 360, PC und PS3 erhältlich.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Apache: Air Assault

PS3, Xbox 360, PC

Verwandte Themen
Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

Kommentare