Leaving New Vegas
I wish that I'd sail the darkened seas
Als ich von der letzten Stadt hörte, auf die keine Bombe fiel, wurde ich unruhig, mehr noch, als ich erfuhr, welche Stadt das war. Las Vegas. Viva Las Vegas, Bright Light City gonna set my Soul on Fire. Spaß, Lichter und ein Ort, wo jemand, der schnell denken und reden konnte, nur jeden zweiten Tag sechs Fuß tief in der Wüste endete. Und nicht jeden, wie das hier in diesen Badlands der Fall war. Also machte ich mich mit einem Treck auf den Weg, ein weiterer Treck brachte mich noch ein Stück näher und irgendwo nahm ich dankbar einen kleinen Job an, der mich nicht nur nach Vegas führen, sondern auch noch meinen Start in der Stadt der Lichter finanzieren sollte. Aber wie das halt so ist mit diesen kleinen Jobs, es hängt immer etwas dran und diesmal schien es endgültig. Nun, ein Junkie weniger, die Welt würde wohl kaum für mich Trauer übrig haben.
Nur scheinbar hatte sie noch einen Schutzengel parat. Das Gesicht des Docs war erst das Zweite, was ich nach meinem Tod registrierte. Das Erste waren die mörderischen Kopfschmerzen und ich war mir ziemlich sicher, dass nur ein Teil davon der Schusswunde zuzurechnen war. Cold Turkey ist eben nicht nur ein schmackhaftes Dosengericht. Der Doc bombardierte mich mit Fragen und ich weiß nicht mehr, was ich antwortete. Die Schleier des Entzugs von Jet waren einfach zu dicht. Irgendwie schien er das nicht mal zu merken, vielleicht machte ich einen klareren Eindruck, als ich dachte. Ich wollte ihn nicht fragen, ob er Zeugs im Medizinschrank hat. Erst mal orientieren, in welches Kaff es mich verschlagen hat.
Ich vergaß den Namen des Ortes, sobald ich ihn hörte. New Vegas war nur ein paar Hügel entfernt, noch näher jedoch war Primm, der Ort, wo ich meinen kleinen Job annahm und damit ein altes Spielcasino mit Vergnügungspark, in dem wohl ein paar Gangs der NCR das Revier streitig machten. Casinos und Gangster sind zwar ein Terrain, auf dem man sich besser vorsichtig bewegen sollte, jedoch gleichzeitig eine gute Übung für Vegas. Also zurück nach Primm. Klingt russisch. Egal.
Primm war immer noch im Bestzustand. Die zwei großen Gebäude des Ortes standen sich wie Cowboys in der Mittagssonne gegenüber. Die Probleme des Ortes interessierten mich nicht, ich war hier, weil im Bison Steve Hotel jede Menge Stoff zu holen sein sollte. Da dieses Hotel aber gerade von einer Horde entkommener Sträflinge besetzt wurde, die die NCR in all ihrer Güte nicht gleich exekutierte, so wie es in den Badlands an der Tagesordnung war, musste ich sehen, wie ich reinkomme, ohne dem Wespennest zu nahe zu kommen.
Es war ein Glückstreffer. Eigentlich hoffte ich lediglich auf einen leichteren Einstieg über den ersten Stock, aber hinter dem Schild des Bisons hatte anscheinend ein Fixer seinen Kram zurücklassen müssen. Ein paar Ladungen Jet und eine Flasche Bourbon gegen die Trockenheit im Mund. Fantastisch. Zurückgelehnt, die Kappe des Jet abgezogen, angesetzt...
'Cause it makes me feel like I'm a man
When I put a spike into my vein
Die Dünste zogen in die Lunge, der Schmerz wurde zu einem Rasen, dann zu der absoluten Klarheit des Jet. Die Welt wurde feiner gezeichnet, Objekte in der Entfernung rückten näher, die Geräusche der Badlands krochen in mein Ohr und alles gab mir die Klarheit, die ich in den letzten Tagen so vermisste.