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The Last Guardian

Komm schon, Katzenhundeadler, komm schon...nicht schüchtern sein...

Das Ergebnis gibt ihm recht. Die Glaubwürdigkeit der Umsetzung der einfachen Handlung von Trico, aufzuwachen, ein Gähnen von sich zu geben, mit der leichten Tapsigkeit von Welpen den Raum zu erkunden und darin ein wenig herumzutrotten, fasziniert. Aber was macht man jetzt mit dem Vieh? Erst einmal nicht allzu viel. Trico ist im Gegensatz zur Gefährtin in Ico nicht unbedingt wohlerzogen oder praktisch hörig. Ganz im Gegenteil. Trico hat seinen eigenen großen Kopf und wird zunächst, so wie in dieser gezeigten Phase des Spiels, kein großes Interesse an Interaktion und Folgsamkeit haben. Man muss ihn schon locken.

Dazu geht der Junge in eine angrenzende Kammer der riesigen, noch unbestimmten Ruinen – mein englischer Kollege Oli Welsh bezeichnet sie als Gormenghast-esk und ich könnte mir keinen besseren Vergleich vorstellen – und findet dort eine Art Vase mit einem Duftstoff drin. Dass Trico dieser Geruch interessiert, zeigt sich an dem riesigen Schnauzenschnabel, der praktisch sofort in dem viel zu kleinen Türbogen erscheint. Der Junge erklimmt mit schnellen, geschickten Bewegungen, die die Möglichkeiten dieser Figur gut zeigen, auf einen Vorsprung und platziert dort das verlockende Mittelchen. Es sollte, rein vom Ansehen her, viel Spaß machen, den Jungen zu lenken, da er eine elegante Geschicklichkeit an den Tag legt, die perfekt für Plattform-Passagen geeignet scheint. Diese Fertigkeit wird jedoch durch eine Ausdaueranzeige limitiert, sodass Lara-eske Dauerhangeleien nur schwer möglich sein werden.

Trico nimmt erneut den Duft auf und stellt sich auf seine breiten Hinterbeine. Die Bewegungen mögen an die eines Kätzchens erinnern, das Rumpeln und Knirschen des Bodens und die Erschütterungen verraten jedoch schnell, dass er kein Leichtgewicht ist. Und wieder zeigt sich in ihm das unheimliche Talent des Teams, Leben zu schaffen, wo es keines gibt. Der Junge erklimmt den schnüffelnden Trico und gelangt so auf eine höhere Plattform und dann weiter von da aus.

„Dies ist eigentlich schon The Last Guardian zusammengefasst. Lockt Trico mit einer Reihe von Objekten dazu, das zu tun, was ihr wollt.", so Ueda. Einen Stealth-Anteil wird das Spiel aber auch mitbringen, und zwar meist dann, wenn ein Wächter die Szene betritt. Die großen, gut gerüsteten Gestalten sind keine Gegner für einen geschätzt zwölfjährigen Jungen in leichter Kleidung. Hier heißt es nah an der Wand bleiben, schleichen und das Beste hoffen. Gerät er in ihre Fänge, bleiben nur Sekunden, um sich zu befreien. Wenn es überhaupt zu einem Kampf kommt, dann übernimmt Trico und nicht der Spieler den aktiven Part. Ob sich Trico irgendwann direkt auf einen Wächter hetzen lässt oder er wie ein Hund eingreift, der seinen Herrn in Gefahr sieht, wird sich zeigen.

The Last Guardian - TGS-Trailer

Auf jeden Fall wird sich die Kommunikation zwischen den beiden im Laufe des Spiels deutlich vertiefen und Trico wird dann auch freiwillig und zügig auf die Rufe des Jungen reagieren. Nicht wie hier zum Abschluss der Demo, als er am oberen Ende eines Schachtes steht, über den sich ein paar Brücken und Balken spannen. Unten ist der herumstreunende Trico zu sehen, den die Rufe des Jungen zunächst überhaupt nicht zu kratzen scheinen. Ueda: „Normalerweise springt er direkt nach oben. Er hat wohl heute einen schlechten Tag." Hoffen wir, dass der Spieler keinen hat, denn es dauerte doch ein Weilchen, bevor Trico den Jungen endlich wahrnimmt und ihm krachend durch das Gebälk nach oben folgt.

Die Abhängigkeit von Trico und seiner KI wirft wahrscheinlich die spannendsten Fragen auf, was den Spielablauf dieses absolut bezaubernden Spiels angeht. Nicht nur, dass sich das Vieh in den teilweise engen Räumlichkeiten der Ruinen bewegen muss, ohne ständig unglaubwürdig anzukanten und hängenzubleiben, es muss auch noch eine eigene Persönlichkeit wahren und trotzdem spielfördernd bleiben. Eine nicht gerade kleine Herausforderung.

Sollte diese von Fumito Ueda und seinem Team Ico gemeistert werden, dann könnte The Last Guardian die gleiche Magie ausstrahlen, die auch seine beiden Vorgänger auszeichnete. Es wäre diesmal eine etwas positivere Magie, ein wenig farbenfreudiger, nicht zuletzt dank des knuddeligen, nicht ganz so heimlichen Stars Trico, aber Magie nichtsdestotrotz. Ein Spiel, das sich nur schwer in den normalen Begrifflichkeiten erfassen lässt, weil es einfach mehr erschafft als nur die Summe seiner Teile. Und das ist, so wie auch Trico selbst, eine ganz rare Gattung.

So leid es mir von Herzen für die Besitzer anderer Konsolen oder PCs tut, dieses hier bleibt PS3-exklusiv. Erscheinen soll The Last Guardian noch in diesem Jahr, aber erst zum Ende hin.

In diesem artikel

The Last Guardian

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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