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Rift

Die eierlegende MMO-Wollmilchsau

Alternativ zum üblichen Quest-Reigen und der Instanzen-Tretmühle könnt ihr euch auch in verschiedene PvP-Schlachtfelder stürzen. Alle zehn Level gibt es ein neues. Für getötete Gegner gibt es Erfahrungspunkte und Gunst. Diese kann man für spezielle PvP-Ausrüstung und anderweitige Belohnungen ausgeben. Wie an anderer Stelle erwähnt, fällt es schwer, das eigene Team zu koordinieren, wenn man nicht genau weiß, wie die Skillung der Mitspieler ausfällt.

Da jede Klasse gleich mehrere Rollen übernehmen kann, braucht es eine starke Hand, um kein Chaos ausbrechen zu lassen. Kommt es dann erst einmal zur Feindberührung, ist dann meist eh alles zu spät. Selbst die beste Taktik ist sinnlos, wenn sich der als Heiler identifizierte Kleriker oder der Schurken-DD als Tank entpuppen. Hier muss Trion Worlds dringend nachlegen und zumindest die Ausrichtung durch eindeutige Symbole klarer sichtbar machen. Immerhin bricht die Performance nicht allzu sehr zusammen und auch in puncto Bugs macht Rift einen ganz ordentlichen Eindruck.

Ähnlich mittelmäßig präsentiert sich auch die Grafik. Das Design ist irgendwo zwischen Aion, EverQuest und Warhammer Online angesiedelt. Es ragt weder sonderlich aus der Masse heraus noch sorgt es für Brechreiz. Einige Risse wurden nett umgesetzt und das Monsterdesign geht in Ordnung, allein bei den Items ist Langeweile angesagt. Die Rüstungen sind zum Teil schlicht langweilig und die Unterschiede marginal. Außerdem werden Waffen und Schilde nicht an die Größe der Figuren angepasst. Mein dicker Bahmi-Tank läuft deswegen mit einer heroischen Zahnstocher-Axt herum, was wirklich dämlich aussieht. Bitte, bitte nachbessern.

Zusammen mit den eher durchschnittlichen Kampf-Animationen und Zauber-Effekten gewinnt Rift also keinen Schönheitswettbewerb. Im Gegenzug gehen die Hardware-Anforderungen in Ordnung und das Ganze läuft einigermaßen flüssig. Auf unserem Testsystem (Intel Core 2 Duo E8400 3 GHz, 4 GB RAM, ATI Radeon 5850) kam es aber immer wieder zu seltsamen Abstürzen. Zum Glück fängt sich der Titel immer wieder, lädt den Level einfach neu und ihr könnt direkt weiterspielen. Unterm Strich muss man den Entwicklern also ein Kompliment machen: So reibungslos verlief in den letzten Jahren wirklich kaum ein MMO-Launch. Insbesondere im Vergleich zu Age of Conan oder Warhammer Online traumhaft.

Abschließend noch ein paar Worte zu den Standard-Features, die natürlich auch bei Rift nicht fehlen dürfen. Zum Beispiel gibt es ein Crafting-System, das sogar ein paar ganz brauchbare Items liefert. Besonderheiten sind auch hier Mangelware. Erze Abbauen, Barren schmieden und anschließend Rüstungen anfertigen. Interessant ist nur der Einbau von speziellen Ebenensplittern, die die Attribute erhöhen. Eher schwach ist dagegen das Auktionshaus. Die grundlegende Funktion, der Kauf und Verkauf von Gegenständen, funktioniert. Sortierung und Funktionalitäten sind aber eher mittelmäßig.

Rift - Gameplay-Video: Eisengrab

Auch beim Gilden-System viel Standard-Kram. Gilde hochleveln, spezielle Fertigkeiten und Titel freischalten. Unterm Strich alles drin und alles dran. Aber leider in nahezu allen Bereichen einen Tick schlechter als der Genre-Primus WoW oder die vielen Konkurrenten.

Trotzdem bleibt Rift ein sehr gutes MMO, weil es eben praktisch nichts falsch macht. Natürlich hat man alles schon einmal vorher gesehen, gespielt und gemeistert. Doch dank des ungewöhnlichen Skillsystems bietet es genug Eigenständigkeit, um auch gegenüber der großen Konkurrenz zumindest aktuell eine Daseinsberechtigung zu besitzen. Es gibt praktisch keine Quest-Lücken, spannende Riss-Invasionen, gute Instanzen, eine passable Grafik, einen stabilen Netzcode, einen funktionierenden PvP-Part und schon jetzt ein wenig Endgame-Content. Klar, nach der Anfangseuphorie und dem nächsten Content-Patch samt Deathwing werden viele WoW-Veteranen reumütig zu ihrer verflossenen Liebe zurückkehren, doch bis dahin liefert Rift genug Ablenkung, um die Spieler nicht gleich nach dem ersten Testmonat die Rissklinge an den Nagel hängen zu lassen.

Die Frage bleibt nur, ob sich dieser eher gewöhnliche Titel auf Dauer etablieren kann. Wenn erst einmal Guild Wars 2 und The Old Republic mit ihren frischen Konzepten die MMO-Bühne betreten, wird es knapp für gute und sogar für sehr gute Standard-MMOs. Trion Worlds muss also noch kräftig nachlegen, um sich gegen diese beiden starken Herausforderer und natürlich gegen den Platzhirsch WoW zu behaupten. Mehr Endgame-Content, ein paar dringend benötigte Grafik-Fixes und vor allem noch mehr Eigenständigkeit sind das Mindeste, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Kurz: Die Grundlagen sind vorhanden, mal sehen, was die Amerikaner daraus machen.

Rift ist exklusiv für den PC erhältlich.

8 / 10

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Kristian Metzger

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