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IL-2 Sturmovik: Cliffs of Dover

Nur für die Besten der Besten... PCs

"Aces fliegen hoch, Apollo mit Starbuck, aber dieser Schreibtischtäter bleibt stets auf dem Boden wildesten Tatsachen. "

Ubisoft hat, was die Technik am PC angeht, einfach kein glückliches Händchen. Am Anfang der aktuellen Negativserie stand der kundenunfreundliche Kopierschutz, der eine permanente Online-Verbindung erforderte und die Siedler schnell zu einem ersten Baustopp zwang. Dann passte weder der Schutz noch sonst allzu viel bei Silent Hunter 5. Und was ist es diesmal bei IL-2 Sturmovik: Cliffs of Dover? Nicht der Kopierschutz, sondern die Technik. Nur noch ein weiteres Spiel, dann müsste eigentlich alles passen.

Sollten damit Flugenthusiasten, Simulationsexperten und Fans der Serie den aktuellen Spross der angesehenen Flusi-Serie, einer der letzten ihrer Art, auslassen? Kommt darauf an, wann das letzte Mal der PC aufgerüstet wurde und dann ob es gerade erst jetzt oder schon mit der Technik von übermorgen geschah. So hervorragend die Entwickler von Maddox Games ihre Flugzeuge, deren Physik und Funktionsweise im Griff haben, so sehr kämpfen sie offensichtlich mit den Widrigkeiten der eigenen Engine im Verhältnis zum Gamer-PC. Oder zumindest den gegebenen Empfehlungen, was für Hardware ihr vor euch stehen haben solltet.

Laut der offiziellen Website werden ein i5 mit 2,66 Ghz empfohlen, 4 GB Speicher, eine 1 GB DX10-taugliche Grafikkarte und Windows 7 oder XP. Empfehlungen wohlgemerkt, nicht die Minimalanforderungen. All das trifft auf meinen Test-PC zu oder wird sogar leicht überboten. Kein State-of-the-Art, zugegeben, aber im von Maddox selbst gesteckten Rahmen. Also installiert, Details auf hoch - sehr hoch wäre das Maximum -, zweifaches Antialiasing rein und die Auflösung auf 1080p.

Das Ergebnis eines Testfluges über die Äcker von Dover war erschütternd. Das Bild schwankte zwischen dem normalen Ruckeln eines hoffnungslos überforderten PCs und - in Bodennähe - einer Diashow. Also Details auf Medium. Kaum Besserung. Antialiasing raus. Minimale Fortschritte. Auflösung auf 1280*980 runter. Ah, endlich fast flüssig. Fast. In einer Auflösung, die ich seit Jahren nicht mehr sah.

Derzeit kann man den Hardwarehunger dieses Spiels einfach nur sagenhaft nennen, daher auch meine Ausführlichkeit zu dem Thema. Selbst auf einem frischen i7 inklusive SSD-Platte, 8 GB Speicher und einer GTX 580 konnte man die 1080p-Auflösung nur mit mittleren Details fahren, vielleicht ein oder zwei Details extra. Und selbst dann ruckelt es mitunter noch kurz, sobald mal was explodiert. Ich könnte das irgendwo verstehen, würde sich jetzt auf dem Bildschirm eine dermaßen exakte, bis in das Baumblatt genau Abbildung der Landschaft tummeln, bis in die Poren animierte Piloten in den Flugzeugen schwitzen und die Steine der Tower Bridge nachzählbar wären.

Das ist leider nicht ganz der Fall. Der Overkill beschränkt sich leider auf die Anforderungen an den PC. Das Gezeigte ist zwar gut bis stellenweise sehr gut, nur die eigentlich nötige Brillanz und vor allem fotorealistische Glaubwürdigkeit, die angesichts der Tatsache, dass das Spiel auf einem wahrscheinlich nur einstelligen Prozentsatz der aktuell genutzten PCs vernünftig läuft, vermisst man. Schöne Objekte, gefällig zusammengestellt zu ansprechenden und sicher in der Komposition wirklichkeitsnahen Landschaften, und wie immer sehr akkurate Flugzeugmodelle sind schön, aber wo die ganze Rechenleistung hingeht, bleibt unklar.

Schraubt man dann nach unten, um in Framerate-Bereiche von 30 oder mehr zu kommen, wird schnell klar, dass Maddox wie kaum ein anderer die Flugphysik der unterschiedlichsten Maschinen inklusive all ihrer Eigenheiten perfekt beherrscht. Die Spitfire rollt nicht gerne, dreht aber in engsten Kurven, die BF-109 gibt sich beweglich in allen Lebenslagen und mit einer Bristol Blenheim kann man sich als Gelegenheitssimulant wunderbar abschießen lassen, da sie auch in der Realität dies als bedeutendstes Feature aufwies.

Soweit alles so, wie man es von dem Namen IL-2 Sturmovik erwarten kann, selbst wenn es diesmal wirklich nur um die Klippen von Dover geht und kein russischer Flieger seine Aufwartung macht. Etwa 25 Flugzeuge sind es insgesamt, damit deutlich weniger als in einigen früheren Teilen, aber die Auswahl stimmt und bis jedes gemeistert ist, vergeht genug Zeit. Vermissen tut man lediglich ein oder zwei echte Exoten, aber es bleibt nun mal bei dem, was auch zumindest kurzfristig über Dover kreiste. Wie zum Beispiel ein paar italienische BR-20, die sich als Unterstützungs-Geschenk Mussolinis real verbrieft dorthin verirrten. Das ist dann ja auch ein wenig exotisch.

Man merkt auch deutlich, dass es sich diesmal wieder um eine reine PC-Entwicklung handelt, die sich eigentlich nur mit vernünftigem Simulationswerkzeug - sprich Flightstick und Throttle - richtig steuern lässt. Die Tastatur-Lenkung sollte man gleich vergessen und ein stark vereinfachtes Modell, das einem Pad gerecht wird, kann man sich mit viel Feintuning in dem sehr umfangreichen und gut konfigurierbaren Steuerungsoptionen zusammenbasteln, aber im Ergebnis kann das dann nicht annährend mit einem guten Stick mithalten. Eigentlich nicht mal mit einem Schlechten. Also, ohne Stick braucht ihr das Spiel genauso wenig wie mit einem veralteten PC, aber dieser Umstand entspricht ja auch den Gepflogenheiten des Genres, sodass das wohl kaum ein Problem darstellt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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