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Shadows of the Damned

Ein Höllenritt

„Schon mal Drogen genommen?" lautete meine erste, leicht flappsige Frage, die ich Suda 51 zu Shadows of the Damned stellte. Einem Spiel, dem Wahnsinn auf die Stirn geschrieben steht, das mit seinen abgedrehten Figuren jedem Horror-Trip gerecht wird und dem man doch auch die zweite schöpferische Kraft anmerkt, nämlich die von Shinji Mikami. Er ist praktisch die ordnende Hand, die ihre Blockbuster-Erfahrung mit einfließen lässt und den durchgeknallten Ideen von Suda 51 einen spielerischen Rahmen gibt.

Doch keine Sorge, spätestens wenn ihr das erste Mal ein Zwiegespräch mit eurem sprechenden Fackeldämon Johnson führt, eine Ziegenkopf-Lampe zum Leuchten bringt oder eine Ballett tanzende Endgegnerin mit Heidi-Zöpfen erledigt, wird euch klar, dass bei Shadows der Wahnsinn Programm ist. Ach ja, seine Antwort auf meine anfangs gestellt Frage lautete: „Nein, wieso?" Ähm, weil dein Spiel aussieht wie ein wahr gewordener Albtraum von Hieronymus Bosch?!

Okay, ich will ihm mal seine Abstinenz abnehmen, schließlich sind Spiele japanischer Designer für europäische Gemüter immer ein wenig wahnsinnig. Erinnert sich noch jemand an das Bodybuilding-WiiWare-Spiel Muscle March? Das war wirklich krank. Und ganz so wild ist Shadow of the Damned dann doch nicht. Immerhin setzt es bei der Grafik auf die Unreal Engine 3 und spielerisch auf jede Menge Resident-Evil-Elemente samt Schulterperspektive und einem recht verwinkelten Level-Design.

Nur wird das Ganze hierbei mit Sudas wirklich abgefahrener Dämonen-Welt kombiniert, die er sich laut Übersetzerin bei klassischer Musik am heimischen Schreibtisch überlegt hat. Keine Ahnung, was in seinem Hirn bei Beethovens Neunter so abgeht, meine Wenigkeit würde dabei nicht auf einen Charakter namens Garcia Hotspur kommen, ein voll tätowierten Dämonenjäger, der seine Freundin Paula aus den Fängen des Dämonen Flemming - schick mit sechs Augen – retten muss und dabei gegen die komplette Hölle antritt. Vielleicht ist es gut, dass er keine Drogen nimmt...

Nachdem wir das geklärt haben, noch ein paar Infos zum Spiel. Shadows of the Damned ist im Grunde ein Third-Person-Shooter mit Nahkampf-Attacken, eingestreuten Rätseln und einer Schatten-Mechanik. Wer Resident Evil 4 beziehungsweise 5 gespielt hat, weiß, was ihn in etwa erwartet. Einziger Unterschied: Ihr könnt euch endlich beim Zielen bewegen. Zwar nur langsam, ganz wie bei Dead Space, aber immerhin. Sonst gibt es wenig Unterschiede. Die meiste Zeit bewegt ihr euch durch recht enge Gänge, verwandelt Johnson in eine Pistole, ein Sturmgewehr oder eine Schrotflinte und zerlegt damit jede Menge Dämonen-Getier.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die wabernden Schatten, die zum Teil aus seltsamen Säulen und zum Teil aus an den Wänden angebrachten Händen in die Spielwelt fließt. Während die Welt im Dunkeln liegt, sind eure Feinde unverwundbar, ihr gleitet immer tiefer in den Wahnsinn und verliert Lebensenergie. Euer erstes Ziel ist also stets, wieder das Licht anzuknipsen. Mal indem ihr die Hand beschießt, mal indem ihr ein Dämonenwandbild zerstört oder aber mit Johnson eine riesige Fackel anzündet.

Doch die Gefahr ist auch dann noch nicht vorbei, die Gegner sind zum Teil noch immer in Schatten gehüllt. Diesen Schutz müsst ihr erst mit der Sekundärfunktion der Waffen brechen, dem Lightshot. Danach könnt ihr die Dämonen mit euren normalen Waffen erschießen. Viele Areale fungieren so als eine Art Arena. Ihr betretet einen Raum, der Schatten kommt und ihr müsst die Quelle finden. Die Mechanik ist zwar etwas Old-School und man fühlt sich von den recht verwinkelten Bereichen eingeengt, doch das Knobeln und Ballern unter Zeitdruck macht überraschend viel Spaß.