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DiRT 3

Stöcke, Steine und du

Die Schauplätze präsentieren sich auch dieses Mal wieder recht breit gefächert. Norwegen, Finnland, Monaco, L.A. und Kenia sind hier zum Beispiel zu finden. Alle Strecken überzeugen durch gekonntes, intelligentes Design und erfordern ein gesundes Maß an Kurskenntnis, bevor man seine ersten Erfolge feiert. Dank der überarbeiteten Ego-Engine erstrahlen alle dabei in einem detaillierten, lebendigen und höchst organischen Look, der dank passender Michael-Bay-Gedenkbeleuchtung nicht nur hyperrealistisch, sondern auch extrem cool und poliert daher kommt.

Für meinen Geschmack hätte es gerne noch die eine oder andere etwas exotischere Location sein dürfen – man denke nur an das wunderbar fremdartige Malaysia aus dem Vorgänger. Der gesteigerte Umfang an Kursen und Etappen sowie deren Qualität ist aber über jeden Zweifel erhaben. Besonders toll wirken auch die Nachtrennen und die neuen Wetterbedingungen. Wenn die Sicht wegen unterschiedlich starkem Schneefall, Nebel oder wunderbar nasser Regengischt beschränkt ist und man sich auf die stets ruhige Stimme seines Co-Piloten verlassen muss, wird das ohnehin schon ziemlich adrenalinfördernde Renngeschehen noch einmal eine Spur intensiver.

Dazu bei tragen nicht zuletzt die erneut schön erfühlbaren unterschiedlichen Bodenbeläge. Die geben einem auch bei eitel Sonnenschein schon ein sehr passendes Feedback darüber, auf welcher Art Untergrund einem da jetzt schon wieder die Räder durchdrehen, reagieren aber auch überaus trefflich auf die veränderten Wetterumstände. Egal aus welcher Sicht ihr DiRT 3 nun erlebt – mit der Nase im Dreck, am Rammspoiler schnuppernd, durch das Visier des Helms eures Fahrers oder aus einer der Außenansichten –, Tempo und Traktion übersetzten Grafik und Steuerung auf sehr aufregende Art in eine Sprache, die Renn-Fan-Synapsen fließend sprechen und verstehen.

Um den Online-Modus freizuschalten, müssen Neukäufer übrigens einen VIP-Code eingeben, den Gebraucht-Endorser nachträglich erstehen können. Mit in dem Code-Paket sind außerdem fünf zusätzliche Autos. Da der folgende Download allerdings nur gut 100kb wiegt, riecht es ein bisschen danach, als würde mit der Eingabe der Zahlen- und Buchstabenfolge lediglich ein bereits auf der DVD befindlicher Bereich geöffnet.

Doch auch wenn man für die online wie auch im Splitscreen oder im lokalen Netzwerk zur Verfügung stehende Mehrspieler-Komponente extra bezahlen würde: Sie ist jeden Cent wert. Neben wirklich jeder Rennvariation aus der Karriere finden sich hier einige verdammt lustige Mini-Spiele. In Outbreak etwa verbreitet einer der Spieler eine Seuche. Eine Art bitterböses "Ticken", bei dem regelmäßig Panik und Chaos regieren. Auch eine Capture-The-Flag-Abwandlung ist mit von der Partie und stellte sich schnell als Publikumsliebling heraus. Wer es weniger partyorientiert mag, zwingt seinen Wettberbern im Hardcore-Modus den absoluten Realismus auf: Helm(sicht)-Pflicht und fehlende Fahrhilfen gefallen Puristen ganz ausgezeichnet.

DiRT 3 - Die ersten 15 Minuten

Ein weiteres Feature, das erst durch den beiliegenden Code aktiviert werden muss, ist der YouTube-Upload. Ein nettes, unkompliziert implementiertes Feature, das allerdings unter einer Schwäche zu leiden hat: Der Upload ist auf 30 Sekunden an Spielszenen beschränkt. Ganze Rennen fangt ihr auf diese Weise nicht ein. Damit geraten die YouTube-Beiträge aus dem DiRT-3-Zirkus wohl eher zu einer Sammlung ausschnitthafter Kuriositäten. Aber irgendwo passt das ja auch zur Plattform. Insofern würde ich das Codemasters auch gar nicht ankreiden wollen – leider ist dafür offenbar eine vernünftige Replay-Funktion komplett aus dem Spiel geflogen. Weder das Ansehen noch Speichern kompletter Rennen ist möglich.

Auch Racer-Freunde, die an dem Genre vor allem das Sammeln der Automobile lieben, sollten sich den Kauf zweimal überlegen. In DiRT 3's Karriere werden neue Wagen über euren Erfahrungslevel freigeschaltet, wobei dann auch immer nur die aktuellsten Boliden noch ordentlich mit Ruf-Punkten entlohnte Bonusziele gewährt. Hier steigt man also eher regelmäßig auf das neueste Modell um, anstatt seinen Lieblingswagen zu wählen.

Doch das ist nur eine klitzekleine Irritation, die unter Offroad-Fans vermutlich eh keine all zu große Rolle spielen wird. Insofern: Alles gut! Lediglich die pseudo-coolen Kommentare, mit dem euer Beraterstab die Kampagne aus dem Off untermalen, sollten sich die Codies doch beim nächsten Mal sparen. Es passt einfach nicht zum geschmackvoll-tri-forcigen Design des Titels, wenn einem ein eigentlich hochspießig klingender Knilch regelmäßig Sätze wie "Endgeil, Kumpel. Lad' deine Videos auf YouTube hoch. Das rockt!" um die Ohren haut.

Aber was wollt ihr eigentlich noch hier? DiRT 3 verheiratet Spaßcharakter und Optik eines schnellen Arcade-Renners auf ziemlich genau halber Strecke mit dem Anforderungsprofil einer ausgewachsenen Simulation. Dabei vergisst der Titel auch nicht, woher er kommt und trägt mit breiter Brust sein Rallye-Erbe vor sich her. Die elegante Skalierbarkeit des Anspruchs an die Fahrzeugbeherrschung und der Gegenwehr eurer Gegner macht aus diesem Racer-Paket das schönste und aufregendste Stück Dreck, das sich Rennspielenthusiasten aktuell ins Regal stellen können. Ein Spiel, das alle können; ein Spiel, das alles kann.

Auch wenn DiRT 3 also als erster Teil der Serie offiziell kein "Colin" mehr ist: Der Meister wäre mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden.

DiRT 3 ist ab sofort für Xbox 360, PC und PS3 erhältlich.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

DiRT 3

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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