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Hunted: Die Schmiede der Finsternis

"Gears of Fantasy" ist generisch genug als Unterzeile

Das heißt keineswegs, dass Hunted zu leicht wäre. Selbst auf Mittel kann man von den Horden ziemlich schnell überrannt werden, aber es ist keine Intelligenz dahinter. Zwei Sorten Feinde sind es und sie agieren genau wie die eigenen Figuren. Die einen feuern aus der hinteren Deckung, die anderen stürmen vor. Sie flankieren nicht, brechen nicht aus den Mustern aus. Ihr kommt in einen Raum, hinten rennen die Schützen in Position, während die Schwert-/Axt-/Minotauren-/Berserker-Kämpfer euch überrennen wollen. Nach dem Kampf wird ein wenig gelootet und weiter geht es zur nächsten Kammer.

Dass das über die komplette Spielzeit Spaß macht, liegt daran, dass ein gut gemachter Koop grundsätzlich einen Bonus kassiert, aber halt auch daran, dass sich das Gears-Konzept bewährt hat. Diesmal gilt es halt, mit einem Bogen und einer Armbrust Locust-Orks aufzumischen und sich von Deckung zu Deckung vorzuarbeiten. Und dann ist da natürlich das Looten. Hunted reizt das sicher nicht so aus, wie es ein Diablo kann, aber es gibt einem schon das Gefühl, dass man jetzt nicht nur die Punkte zur nächsten Feindesgruppe ausgleicht, sondern wirklich was Mächtiges in der Hand hat. Allein schon deshalb, weil der Moment, bis die Monster in ihrer Mächtigkeit nachziehen, ein wenig hinausgezögert wird. Für die nächsten paar Wellen nach einem guten Waffenfund seid ihr "bad ass" und das sind die Momente der Glorie.

Ebenfalls nicht zu verachten sind die in der ersten Hälfte recht häufigen Nebenquesten in Form von kleinen Sammelrätseln. Entweder die verstreuten Seelen von Toten geben euch einen verklausulierten Hinweis oder ihr kommt in eine Kammer mit einer Nachricht an der Wand. Es sind weniger Denk- als Lauf- und Sammelrätsel, aber sie sind nicht ohne und eine wirklich willkommene Abwechslung.

Ebenso spielt dem Titel seine generell gute Spielbarkeit in die Karten. Nicht so gut wie die Kriegszahnräder, aber – und das wird häufig unterschätzt – die Trägheit und die Bewegung der Figuren fühlen sich richtig an. Sie haben Gewicht und Wucht, daran ändern auch die etwas abgehackten Animationen nichts. Die Schwerthiebe fallen mit Kraft und man fühlt es nicht nur am Tempo sondern auch an der Härte, ob man jetzt den langsamen, schweren Bogen nutzt oder den schnellen, leichten. Spiele müssen eine gewisse Freunde an der Aktion an sich vermitteln und das kann Hunted ganz gut.

In All seiner Generik muss man Hunted zudem auch zugestehen, dass der visuellen Umsetzung einige goldene atmospährische Momente gelingen. Zugegebenermaßen sind es Hans-Werner Sahm-Momente und damit greift Bethesda tief in die Fantasy-80s-Kitsch-Kiste. Aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte sie nicht genossen. Sei es der Blick über das gewaltige, überwucherte Tal mit seinen lächerlich unpraktisch platzierten Ruinen – welcher Irre Architekt hielt es für eine gute Idee, dort etwas zu bauen? – oder der coole Drachenangriff. Es funktioniert, alte Reflexe werden aktiviert und zumindest ich fühle mich irgendwo zwischen Elmore und Royo immer noch wohl.

Hunted: The Demon's Forge

Das täuscht aber nicht über die extrem durchwachsene technische Kompetenz des Ganzen hinweg. Mal sieht Hunted fantastisch aus. Blicke in die Ferne, Architektur, Landschaften, das beherrscht es. Charaktere, Texturen aus der Nähe, seltsam ungünstig gewählte Einstellungen in Zwischensequenzen, da scheitert es und plötzlich wähnt man sich für Sekunden vor der PS2. Clipping ist kein Fremdwort, plötzlich fällt für ein paar Sekunden die Sprachausgabe weg – hier wurde einfach nicht genug poliert. Aber was man im Gegenzug bekommt, sind gute deutsche Sprecher. Passend, kompetent, keine Ausfälle. Passt!

Passt. Wäre wohl auch mein Fazit am Ende. Kein übermäßiger Enthusiasmus und doch weit weg von einem schlechten Spiel. Betrachte ich Hunted aus der Sicht eines Rollenspiel-Fantasy-Nerds, dann würde ich sagen, dass mein Spielleiter echt keinen Bock hatte und für den Samstagabend schnell ein paar Klassiker in den Dungeonmixer warf. Eine Ork-Horde nach der anderen dazu, ordentlich Looten, fertig ist die Kiste. Zum Überbrücken bis zur nächsten echten Kampagne ist das in Ordnung. Betrachte ich es aus dem Winkel des Action-Adventure-Shooter-Spielers, sehe ich ein Game, dass die Grundsätze beherrscht, das die Mechaniken versteht, sie ordentlich umsetzt und den Spaß am reinen Ballern und Schnetzeln von Welle zu Welle aufrecht erhalten kann.

Was hier fehlt, ist neben technischer Politur dieser Funke, der die echte Begeisterung weckt. Im Koop gespielt entstehen zumindest ein paar Momente aus der Interaktion heraus, die je nach Spieler-Chemie für die Ewigkeit sein können. Aber daran hat das Spiel nur zum Teil schuld. Ohne das? Allein gespielt? Nette Dutzendware. Gekauft, gespielt, gefreut, vergessen.

Hunted ist ab sofort für Xbox 360, PC und PS3 erhältlich.

7 / 10

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In diesem artikel

Hunted: Die Schmiede der Finsternis

PS3, Xbox 360, PC

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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