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Earthrise

Frei, aber unfertig

Dieser Artikel erscheint mit freundlichem Gruß unseres Schwestermagazins MMO Pro auf Eurogamer.de

Earthrise ist wie ein Auto, das man eilig ohne Windschutzscheibe, Türen und Rücksitze in den Handel gebracht hat. Es fährt - mehr aber auch nicht. Schade, denn was der bulgarische Entwickler Masthead Studios da sechs Jahre lang im Ofen hatte, schien ein echter Leckerbissen zu werden.

Auf der Habensseite des Science-Fiction-MMOs standen eine riesige Sandbox-Welt auf einem einzigen Server, freies PvP, hunderte erlernbare Fähigkeiten, ein ausgefeiltes Crafting-System, eine spielergelenkte Wirtschaft, zeitgemäße Grafik und eine spannende Hintergrundgeschichte. Dafür verzichtet Earthrise auf jede Klassenwahl und sämtliche Instanzen. Doch das Paradies für Freigeister kommt nicht ohne Macken. Denn was Anfang Februar als Vollpreisspiel veröffentlicht wurde, dürfte selbst hartgesottene Früheinsteiger enttäuscht haben.

Der Serverlag ist immens und ein konstantes Ruckeln begleitet jeden eurer Schritte durch Enterra. Selbst der globale Chat litt unter sekundenlangen Aussetzern und manchmal werden Gegner erst sichtbar, nachdem sie euch schon ins Jenseits befördert haben. Nur vormittags entspannt sich die Lage etwas, weil weniger Spieler unterwegs sind. Die eigens programmierte Grafik-Engine ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Ja, die Landschaft sieht passabel aus und die Charakterdesigns sind gelungen, dennoch rechtfertigt das nicht den übertriebenen Performancehunger des Spiels – zumal die Konkurrenz für das gleiche Geld üppigere Grafik ruckelfrei auf den Monitor zaubert.

Zu allem Überfluss stellt Earthrise euer Tastaturlayout automatisch auf das englische QWERTY-Sytem um - ein echter Nervtöter im Chat. Kurz: Dem MMO hätte eine längere Betaphase gut getan, besonders wenn man die holprigen ersten Tage mit Abstürzen und dem streikenden Anmeldeserver erlebt hat.

Neben diesen Kinderkrankheiten gibt es auch spielerisch ein paar Fallstricke. Nachdem ihr im spartanischen Charaktereditor euren Avatar erstellt habt, werdet ihr während einer Handvoll Trainingsquests mit dem Kampfsystem vertraut gemacht. Earthrise kennt zwei Zustände: Den Exploration Mode zur Interaktion mit eurer Umwelt sowie einen Kampfmodus, den ihr per Druck auf die Alt-Taste aktiviert und in dem ihr Zugriff auf eure Angriffsfähigkeiten habt.

Die Steuerung im Gefecht unterscheidet sich erheblich vom Genrestandard. Ihr müsst während der Kämpfe euren Mauspfeil über dem Gegner halten und aktiv auf ihn klicken, was besonders bei schnellen Gegnern und dem allgegenwärtigen Lag eine echte Herausforderung darstellt. Interessant ist die Möglichkeit, per Steuerungstaste einen Angriff zu erzwingen und sogar verbündete Spieler und NPCs aufs Korn zu nehmen. Wenn ihr das Zeitliche segnet, verliert ihr alle eure Habseligkeiten, die dann von jedermann aufgesammelt werden dürfen. Waren die Gegenstände versichert, erhält der Finder eures Rucksacks den Geldwert.

Earthrise - Intro-Trailer

Earthrise lässt euch mehr Freiheiten als andere MMOs. Ob ihr euch der Continoma- oder Noir- Fraktion anschließt oder lieber neutral bleibt, ist allein eure Entscheidung. Wenn ihr später die Seiten wechseln wollt, könnt ihr jederzeit ein paar NPCs oder Spieler der eigenen Fraktion meucheln, um Ansehen bei der Gegenseite zu sammeln. Missionen sind keine Stärke von Earthrise und abwechslungsreiche Inhalte jenseits der üblichen Monstermetzelei sind noch Mangelware. Im Gegenteil: Viele Quests sind buchstäblich auf die tägliche Wiederholung ausgelegt, um Punkte zur Charakterentwicklung zusammenzukratzen.

Wer Zugang zu besserer Ausrüstung oder neuen Fähigkeiten erlangen will, kommt also um ständiges Grinden nicht herum. Das ist der Preis, den ihr für die gebotenen Freiheiten zahlt. Ärgerlich ist, dass man die Missionsziele nicht auf der Karte angezeigt bekommt und ewig nach ihnen suchen muss. Hier wäre ein wenig mehr Komfort wünschenswert. Das klassenlose System ist hingegen recht gut gelungen. Statt auf eine Waffengattung oder ein bestimmtes Handwerk festgelegt zu sein, habt ihr die freie Auswahl aus hunderten Fähigkeiten, die ihr für Battle- und Craftingpoints kaufen könnt. Diese gibt es für abgeschossene Gegner und die Herstellung neuer Gegenstände.

Bei der Überflut an Skills wird sich so mancher Einsteiger erschlagen fühlen. Als erstes ist es eine gute Idee, den Zugang zu besseren Rüstungen und Waffen freizuschalten. Auf Basis eurer Ausrüstung wird nämlich euer so genanntes Battle Rating bestimmt (die Zahl neben dem Charakterportrait). Da es in Earthrise keine Level im eigentlichen Sinne gibt, hilft euch der Wert, eure eigene Stärke im Vergleich zu anderen Bewohnern von Enterra einzuschätzen.

Earthrise kostet 29,90 Euro im Shop auf „play-earthrise.com", 30 Tage Spielzeit inklusive. Die monatlichen Gebühren liegen bei 15 Euro beziehungsweise 36 Euro für drei Monate. Wenn euch der Pioniergeist juckt und ihr ein MMO mit vielen Freiheiten sucht, riskiert ruhig einen Blick. Alle anderen sollten lieber ein paar Monate warten, bis sich der erste Staub gelegt hat und die gröbsten Scharten ausgewetzt sind.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Earthrise

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