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PES 2012

Wie bei Jogi

"Schräg vorbei und hoffen, dass der Manndecker vor eineinhalb Sekunden die falsche Richtung antizipiert hat" ist eine Taktik von gestern - sie hat keinen Platz mehr in PES 2012. Die Spieler bewegen sich in jegliche Himmelsrichtung einfach zu behände und unverzüglich und versuchen, ihren Bewacher durch Tempowechsel und Finten aufs Glatteis zu führen.

Jeder Zweikampf wird zum Nerven-Duell, weil Verteidiger, die auf Torlinie in Jockeying-Position stehen - dieser Cowboy-Haltung, bei der sich der Kicker am Gegenspieler ausrichtet und den perfekten Zeitpunkt für ein Tackling abpasst -, durchaus schwer zu schlagende Gegner sind.

Sofern diese ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die alte Art zu verteidigen zieht nämlich nicht mehr. Körperkontakt ist spätestens gegen schnelle Spieler mit niedrigem Schwerpunkt wie Messi oder unaufhaltsam daher rollende Panzer wie Ibrahimovic die schlechteste aller Optionen. "Torlinie zu!" heißt das Gebot der Stunde. Die Jockeying-Taste (standardmäßig auf R2 beziehungsweise RT) ist bedeutend wichtiger, lässt sie euch doch zusammen mit dem Tackling-Knopf eine intuitive Mischung aus Konfrontation und Abstandhalten fahren, bei der der Verteidigende häufig noch den Fuß auf einen geplanten Pass oder Schuss bekommt. Ohne diese Tasten sieht er gespannt, aber recht passiv zu, was sein Gegenüber da macht. Man muss sehr wach sein in PES 2012, sollen die durchaus hohen Endergebnisse nicht ständig zu euren Ungunsten ausfallen.

Hoch stehende Verteidiger sind in PES 2012 übrigens ein größeres Risiko als je zuvor. Ganz wie in der Realität sind gestartete Angreifer bei schwachem Stellungsspiel für einen trägen Abwehrturm oft nicht mehr einzuholen. Schaut euch das gegnerische Team also genau an. An dieser Stelle vielleicht auch noch einmal ein anerkennendes Nicken in Richtung der Scouts des Konami-Teams: Die Spieler (und auch die Mannschaften) unterscheiden sich mal wieder wunderbar voneinander, steuern sich allesamt so individuell, dass selbst zwei auf dem Papier recht ähnlich angelegte Flügelflitzer wie Franck Ribery und der holländische Heuler auf der gegenüberliegenden Seite sich komplett unterschiedlich anfühlen. Tolle Arbeit!

Eine weitere Änderung, die in den schön fließenden Ablauf mit hineinspielt, ist das überarbeitete Pass-System. In vier Stufen bestimmt ihr, ob die CPU eure Zuspiele wie an der Schnur gezogen an ihr Ziel bringen soll oder ob sie komplett die Finger von den Pässen lässt. Die Standard-Einstellung liefert schon ein gutes Mittel aus Hilfe und Spieler-Autonomie, regelt man die Einstellung aber um einen Punkt herunter, ist das Ergebnis optimal. Man fühlt sich somit in der Spielgestaltung völlig frei und direkte Zuspiele kommen genau so zielsicher dorthin wo sie sollen wie Bälle in den Raum.

Letztere ließen in der Vorab-Version noch zu wünschen übrig, sind nun meines Erachtens nach aber perfekt, nicht zu steil, nicht zu flach und auch im Spiel nach hinten eine wertvolle Ergänzung zum Repertoire. Auch die Balance aus hohen und niedrigen Zuspielen scheint nach knapp 150 Spielen mit verschiedenen Teams und Modi nicht in irgendeine Richtung ungünstig verschoben zu sein, wenngleich das flache Kurzpassspiel das höchste der Gefühle bleibt. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich in diesem Jahr deutlich öfter nach Flanken zu einem Kopfball-Erfolg komme. Es bleibt ein toller Gesamteindruck: Wie hier der Ball in alle Richtungen geht, kurz für einen aufrückenden Schützen abtropft und die Spieler in kleinen Dreiecken den Wikipedia-Eintrag zu One-Touch-Fußball visualisieren, das ist die hohe Spielkultur einer Fußball-Philosophie, die den Platz in seiner kompletten Breite und Tiefe wahrnimmt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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PES 2012

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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