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Shinobi - Test

Last Ninja?

Die 80er waren im Westen das Jahrzehnt der Ninjas. Auf dem C64 stapfte The Last Ninja durch üppige Iso-Welten, die Teenage Mutant Ninja Turtles eroberten das Kinderfernsehen, im (Trash-)Kino wurde Michael Dudikoff zum American Ninja und in den Spielhallen begann die Karriere des Shinobi. SEGAs Vorzeige-Ninja, der mit bürgerlichem Namen Joe Musashi hieß, erlangte schnell Starruhm. Spätestens mit dem herausragend guten The Revenge of Shinobi auf dem Mega Drive war der Titel gleichbedeutend mit perfekter Präsentation, einem fordernden Schwierigkeitsgrad und grandioser Musik von Yuzo Koshiro.

Shinobi glänze auf dem Mega Drive, auf dem Game Gear und auch auf manchem Heimcomputer, doch bald machte ihm ein gewisser blauer Igel den Platz an der Spitze streitig. Als Maskottchen machte der rasende Blaustachler einfach doch mehr her als ein vermummter Japaner. Von da an ging es mit der Shinobi-Karriere langsam bergab. Die Saturn-Episode setzte auf den damals schon altbackenen Digi-Stil eines Mortal Kombat und der ehrgeizige PS2-Reboot in 3D war vielen Spielern einfach zu schwer. Jetzt bringt der amerikanische Entwickler Griptonite den Ninja zu seinen seitlich scrollenden Wurzeln zurück und zimmert auf dem 3DS ein polygonales Abenteuer im fast-klassischen Stil.

Euer Held, ein Vorfahr des alten Joe Musashi läuft meist durch polygonale 2,5D-Levels. Seine Gegner erledigt er mit seinem extra-großen Ninjatō und nur begrenzt verfügbaren Shurikans - geht deren Vorrat zur Neige, müsst ihr aber keine neuen finden, nach kurzer Zeit wird euer Wurfmesser-Kontingent wieder aufgefüllt. Wird es mal eng, kommt mächtige Ninja-Magie zum Einsatz. Neu und zentral ist hier das Block-Manöver. Ihr konntet zwar auch schon in den 16Bit-Episoden gegnerische Angriffe abwehren, da war der Block allerdings eher schwerfällig, ihr musstet den Angriffsknopf halten, um in die Defensive zu gehen. Hier kommt es nur auf das richtige Timing an. Drückt ihr rechtzeitig die Block-Taste, werden gegnerische Manöver abgewehrt, ihr könnt die Deckung allerdings nicht dauerhaft halten.

Dies ist das System, mit dem ihr euch beim neuen Shinobi-Abenteuer anfreunden müsst. Anfänglich kann der zwingend notwendige Block das Spiel zu einer recht schwerfälligen Angelegenheit machen. Wenn ein simpler gegnerischer Handlanger am rechten Bildschirmrand auf euch wartet, dürft ihr gut und gerne vier oder fünf seiner Wurfgeschosse präzise blocken, bis ihr ihm endlich per Schwert den Rest gebt. Es gilt also, die richtige Balance aus Nah- und Fernkampf zu finden. Das kann schon eine Weile dauern, doch letzten Endes war das bei früheren Shinobi-Spielen auch nicht anders. Auch da dauerte es oft ein wenig, bis der Aha-Effekt und damit der große Spielspaß eintrat.

Shinobi - Gameplay-Trailer

Die Level sind ausgesprochen lang, bereits die erste Welt bietet mehr als fünf Unter-Szenarien. Verliert ihr all eure Leben, dann geht es ganz zurück an den Anfang, durch die recht großzügig verteilten bodenlosen Gruben kann das recht schnell gehen. Bleibt also auf Zack! Ungewohnt ist der starke Highscore-Fokus. Für jeden erledigten Gegner hagelt es richtig viele Punkte, steckt ihr aber einen Treffer ein, wird euch wieder ein empfindlicher Batzen abgezogen. Das soll euch zum sorgfältigeren Spielen animieren, ist aber oft etwas nervig, besonders zu Anfang habt ihr das Gefühl, das Spiel würde euch permanent bestrafen. Zum Glück könnt ihr die Punktezählerei per Menü ausschalten.

Grafisch wird eher Durchschnittliches geboten. Die Figuren wirken oft etwas grob und klobig, eher wie aufgemöbelte DS-Modelle. Andere 3DS-Titel reizen die Hardware da weitaus mehr aus, die Hintergründe sind ordentlich und Setpieces wie die in die Tiefe des Bildschirms inszenierte Flucht zu Pferderücken machen einen netten Eindruck. Die Musik untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm passend, kann aber nicht an die Qualität von Koshiros Kompositionen anknüpfen.

Trotz der Kritik macht der neue Shinobi aber nach kurzer Einspielzeit richtig Spaß. Die Steuerung ist präzise, die Aktionen eures Ninjas sind durchdacht, haben den nötigen Wumms und ihr werdet von Anfang an gefordert. So sehr gefordert, dass es jungen Spielern, die vielleicht nicht die guten, alten 16Bit-Zeiten miterlebt haben, fast ein wenig zu hart werden könnte. Insbesondere wenn euch wieder einmal die Leben ausgehen und ihr einen Level von vorne beginnen müsst, dann muss der verwöhnte Pad-Akrobat von heute schon schlucken. Auch wenn der Griptonite-Reboot noch nicht an das extrem hohe Niveau der Mega-Drive-Episoden anknüpfen kann, so kann er doch bereits gut unterhalten und zeigt jede Menge Potential. Genau von dieser Art an 3DS-Neuentwicklungen hätten wir in Zukunft gerne mehr!

Shinobi ist für den 3DS im Handel erhältlich.

8 / 10

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