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Inversion - Vorschau

Die Parallelen sind faszinierend und die Index-Gefahr hoch: Das Irgendwie-wie-Gears für alle.

Da hatte jemand wirklich Eier gehabt, das muss man schon sagen. Sich von einem anderen Spiel inspirieren zu lassen, ist eine Sache, Inversion eine ganz andere. Ob jemand Gears of War spielte und dabei dachte, dass das Ganze eigentlich schon nett ist, aber mit Gravitations-Spielereien noch viel besser kommen würde, kann ich natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber der Eindruck schleicht sich schon mit Macht heran.

Wir haben eine erd- und menschheitsähnliche Umgebung und Zivilisation. Diese wird urplötzlich von muskulösen Brutalos mit archaisch wirkenden aber sehr effektiven Waffen angegriffen. Sie kommen stellenweise mit Bohrmaschinen aus dem Untergrund. Diesen Spawnpunkt schließt man mit einem gezielten Granatenwurf. Die Waffen erinnern an einen Lancer, wobei die Kettensäge durch ein rostiges, brutales Bajonett ausgetauscht wurde. Die Waffenauswahl auf dem D-Pad sieht auf dem Screen dann praktisch gleich aus. Die Sicht beim Rennen - gedrückte A-Taste - ist praktisch gleich gewählt. Das Deckungssystem funktioniert praktisch identisch. Der Kumpel des Helden sieht ein bisschen wie Dom aus, bevor die Steroide ihre Wirkung taten. Diese Liste ließe sich noch ein wenig fortsetzen.

Es scheint fast einfacher aufzulisten, was anders ist. Die Gegner sind menschlich - oder sehen zumindest so aus, ich kenne die Auflösung noch nicht -, die Story entwickelt sich anders und an und für sich interessant. Die mächtigen Über-Muskeln bleiben auch zumeist dem Feind vorbehalten, selbst wenn die Einstellung der Guten nicht weniger markig als im offensichtlichen Vorbild ausfällt. Die Grundstimmung ist eine andere, was auch mit dem weit Erd-naheren Stadtbild zu tun haben könnte. Wirkte Gears fast grundsätzlich ähnlich, aber doch fremdartig, bleibt es hier vertrauter. Und ihr spielt mit einem Super-Cop im Vergleich zu Fenix eine fast glaubwürdige Person, die mit der Suche nach seiner Tochter eine greifbarere Motivation mitbringt. Und dann ist da noch das große Gimmick von Inversion, das Herumspielen mit der Gravitation.

Inversion - Trailer

Woher die bösen Jungs die Macht haben, mit den Naturgesetzen zu spielen, bleibt sehr lange im Dunkeln. Dass sie es können, zeigt sich dagegen gleich zu Beginn. In begrenzten Gebieten bricht plötzlich das Chaos aus, weil entweder gar keine Schwerkraft herrscht und Trümmer, Waffen und Gegner herumschweben - man selbst auch - oder diese um 90 oder auch 180 Grad gedreht wird. Oben ist unten, die Wand plötzlich der Boden. Es ist manchmal ein Anblick wie im Sci-Fi-Streifen Inception, sobald ihr an einer Wand nach unten in Richtung Straße lauft und dort in der "richtigen" Gravitation lauernde Angreifer unter Feuer nehmt. Ehrlich gesagt ist es sogar ein Anblick, den Inception statt seines Call-Of-Duty-Schneegeballers hätte bringen sollen.

Derartiges Geschehen erfolgt streng gescriptet. Ihr lauft die Wand hoch, wenn ihr sollt, ein Gegner steht an der Decke, wenn die Dramaturgie es erfordert. Plätze, an denen ihr von einer Schwerkraftzone in die Nächste wechselt, sind Blau markiert und es gibt leider nicht die Freiheit, in einer räumlichen Dimension extra zu planen und zu agieren. Nichtsdestotrotz sorgen diese Abschnitte im Laufe der durchaus langen Kampagne immer wieder für das kurze Staunen am Wegesrand.

Im Kampfgeschehen selbst regiert an erster Stelle die Schusswaffe in gar nicht mal so vielen Variationen. Sturmgewehr, Shotgun, Minigun, interessanterweise keine Sidearm. Und ist alles alle, dann ist alles alle. Notbehelfe gibt es nicht, sucht euch was, wenn ihr was braucht. Es kann sein, dass später noch futuristische Schusswaffen dazukommen, bis zur Mitte ungefähr blieb es konservativ und vom Gefühl und Waffenfeedback her ok. Nicht Gears, nicht so wuchtig und dazu halten die Mutanten (?) eine ganze Menge aus. Als reiner Shooter spielt sich Inversion solide, das lässt sich für den Moment so festhalten.

Das eigentlich Futuristische im Arsenal kennt ihr auch, denn die Gravity Gun aus Half Life ist gar nicht mal so anders. Hier leuchtet sie blau, verbraucht Energie - sprich Munition - und muss erst die Dinge per Knopfdruck vom Boden lösen und dann kann man Fässer, Kisten und Auto-Wracks auf den Gegner oder Barrikaden werfen. Dass sich das lohnt, liegt an den in den allermeisten Fällen nach und nach komplett zerstörbaren Deckungen, die zu gelegentlichen, hektischen Positionswechseln einladen. Vor allem, sobald ihr einem der durchaus knackigen Bosse gegenübersteht.

Hält die Deckung doch mal zu lange, könnt ihr mit der Gravity Gun Feinde dahinter hervorzwingen, indem ihr sie wie eine Feder in die Höhe befördert. Wehrlos sind sie dann keineswegs. Nach einer Sekunde der Orientierungslosigkeit beginnen sie erneut, euch unter Feuer zu nehmen. Euch kann es gleich gehen, denn schon bald halten sich auch derartig gerüstete Gegner nicht mehr zurück. Etwas, das Half-Life nicht konnte, war die Schwerkraft eines Areals drastisch zu erhöhen. Ein netter Zug, sobald ihr in einem der großen Schwebeareale manövriert und herumtrudelnde Feinde euch zu nahe kommen.

Und sonst? Es sieht gut aus, kommt seinen großen Bruder im Geiste aber dabei sicher nicht in die Quere. Es gibt natürlich einen Multiplayer-Modus und ich bin sehr gespannt, welche Parallelen sich hier ziehen lassen, wenn er dann gespielt werden darf. Und es dürfte feststehen, dass er nicht weniger blutiger wird, als a million pounds of tubesteak. Oder anders gesagt: englisch mit knusprigem Rand. Explodierende Köpfe, rumfliegende Stückchen und lustige Blutblasen, die in der Schwerelosigkeit fröhlich vor sich hin blubbern. Warum wundert es mich nicht, dass es bisher keine USK-Einstufung gibt, aller Wahrscheinlichkeit nach nie geben wird und dieses Spiel am Ende den Hobbyimporteur erfreuen wird?

Sehen wir es mal so: Zum einen gibt es Gears of War nur auf einer Plattform - ok, den Ersten auch auf PC -, zum anderen bringt Inversion mit den Schwerkraftspielereien durchaus einen eigenen Touch mit rein. Ich mochte dieses Game und ich will auf jeden Fall sehen, wie es ausgeht. Ich fürchte zwar den Cliffhanger, aber ich liebe bisher den Weg dahin. Es hat zwar eine fast unüberschaubare Zahl an Parallelen zu dieser anderen Serie, aber da diese sich wunderbar spielt und Inversion auch diesen Aspekt zumindest bis zu einem gewissen Grad mitnimmt, dürfte es in ein paar Wochen mit dem finalen Spiel wohl kaum ein echtes Problem geben. Außer vielleicht, dass jede Menge Körperteile ohne Bezug zu ihrer Ursprungsformation einem Release in diesem Land im Wege stehen dürften.

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