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Diablo 3 - Test

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Blizzard hat ein tolles Spiel abgeliefert, das viele Versprechen einlöst, aber ist es das perfekte Hack´n´Slay?

Besonders gefallen hat mir zudem, wie Blizzard die einzelnen Begleiter und Handwerker während eurer Reise einführt. Der Schmied Haedrig schließt sich euch an, nachdem ihr ihm bei einer schwierigen Aufgabe beigestanden habt. Den Templer Kormac befreit ihr aus der Gefangenschaft einiger finsterer Magier. Den Schurken Lyndon lernt ihr während einer seiner Gaunereien kennen. Die Verzauberin Eirena hilft euch bei euren Abenteuern in der Wüste und dem schrulligen Juwelier Shen greift ihr während einer Schatzsuche unter die Arme.

Das nagelneue Handwerkssystem in Diablo 3 ist übrigens mächtiger, als ich das ursprünglich erwartet hätte. Habt ihr eure Handwerker erst einmal hoch genug gelevelt, sind deren hergestellte Items meist besser als die gefundenen. Die hergestellten Rüstungen und Waffen von Haedrig besitzen dabei immer zufällige Eigenschaften, sodass ihr in der Praxis um mehrmaliges Schmieden nicht herumkommt, bis ein Gegenstand die gewünschten Werte hat. Die Ressourcen dafür gewinnt euer Schmied aus den magischen Gegenständen, die ihr unterwegs erbeutet. Der Juwelier kombiniert Edelsteine zu höheren Varianten oder entfernt sie aus den Sockeln eurer Waffen. Im normalen Schwierigkeitsgrad wertet ihr Haedrig und Shen noch für Gold auf. Ab Alptraum müsst ihr dann zusätzlich Buchseiten finden, um den beiden neue Rezepte beizubringen. Das geht schnell ins Geld, lohnt aber definitiv. Ganz besonders seltene Baupläne findet ihr dann in den höheren Schwierigkeitsgraden. Dabei solltet ihr nicht vergessen, eure geliebten Waffen und Rüstungen regelmäßig bei den Händlern in den Städten zu reparieren, da diese bei jedem Tod zehn Prozent ihrer Haltbarkeit verlieren.

Diablo 3 - TV-Trailer

Vor allem im Team (maximal zu viert) kommt ihr recht schnell an seltene Beute und erhaltet mehr Erfahrung, da die Gegner mit mehr Spielern an Kraft zulegen. Da jedes Teammitglied sein eigenes Zeug findet, braucht man dabei auch keine Ninja-Looter fürchten. Sehr schön lassen sich die Fähigkeiten der einzelnen Klassen miteinander kombinieren. Während der Barbar die Monstermassen als Tank mit Spezial-Skills an sich bindet und die Kollegen mit Kampfgebrüll stärkt, heilt der Mönch im Notfall seine Gefährten und päppelt sie mit Auren. Hexendoktoren sorgen für Ablenkungsmanöver und Massenkontrolle, während Dämonenjäger die Flanken per Fallen sichern und die Zauberer alle Feinde gleichzeitig mit ihren gewaltigen Kampfsprüchen brutzeln.

Einige Kritiker werfen Blizzard vor, mit Diablo 3 nur eine weitere Klickorgie geschaffen zu haben, die ihre Nutzer durch zufälliges Loot zum Weiterspielen konditioniert, selbst wenn sie die Story zig Mal durchgespielt und längst den Maximallevel von 60 erreicht haben. Stichwort: "Skinner-Box". Aber genausogut könnte man die Italiener tadeln, dass Vanille-Eis süß schmeckt.

Würden jetzt alle Spiele so exzessiv mit diesen Mechanismen arbeiten wie die Diablo-Reihe, ich würde meinen Beruf vermutlich an den Nagel hängen. Das wäre eine Katastrophe, keine Frage. Aber in diesem speziellen Einzelfall liegt die Sache anders. Von Diablo 3 erwarte ich einfach, dass sich Blizzard an die bewährte Formel des Vorgängers hält, die da lautet: Monster + Klick = totes Monster = zufällige Beute = Erfahrungspunkte und neuerdings = Erfolge (ähnlich den Achievements). Wenn sich ein Spiel ein solches Schema erlauben darf, dann Blizzards Action-RPG. Da will ich keine vermeintlichen Innovationen oder Experimente. Jeder Ruf danach würde sowieso von einer Welle der Fan-Empörung im Keim erstickt. Schon die Änderung des Fertigkeitensystems beäugten viele Veteranen mit Argwohn. Mich eingeschlossen.

Die Statuspunkte der fünf Heldenklassen automatisch zu verteilen und die Fertigkeiten linear bei jedem Stufenanstieg freizuschalten hat jedoch seine Vorteile. Ich kann mich nicht mehr "verskillen" und darf jederzeit unterschiedliche Fertigkeitskombinationen ausprobieren (sofern ich die freie Zuweisung der Skills auf die Tasten im Optionsmenü aktiviert habe). Mehr als sechs aktive und drei Passive Fertigkeiten darf ich nicht verwenden, dafür kann jeder Skill durch jeweils fünf Runen völlig abgeändert werden. Dadurch kommen unzählige Skill-Kombinationen zustande, die ich sogar an der Front jederzeit umstellen darf. Verfechter der alten Baumstruktur sehen darin ein Zugeständnis an Casual-Spieler, die man ja nicht überfordern wolle.

Doch Blizzard hält dagegen. Das System sei noch immer sehr komplex, nur kann man halt jetzt gefahrlos herumprobieren. Mir gefällt das in der Praxis gut. Bis zum Maximal-Level 60 wird mir mit jedem Stufenanstieg ein neues Fertigkeits-Highlight mit völlig anderen Effekten serviert, wo ich bei Diablo 2 noch zehnmal hintereinander Punkte in denselben Skill pumpen musste, um ihn zu maximieren. Ganz zu schweigen von dem Fehltritt-Potential bei den Statuswerten. Jetzt muss ich mich nur noch um zwei Dinge kümmern: um meine Ausrüstung und meine Beute.

Diese kann in Diablo 3 sogar richtig lukrativ werden. Dank des Auktionshauses im Hauptmenü verscherbelt man bis zu zehn Gegenstände gleichzeitig per Auktion und / oder Festpreis. Dabei werden 15 Prozent Gebühren fällig, die Blizzard sowohl vom Ingame-Gold als auch von den späteren Echtgeld-Beträgen abzieht. Die reale Knete geht nach dem Deal entweder aufs Battle.net-Konto oder per PayPal in euer Sparschwein. Bis ihr euer Konto übers Zocken aufbessern könnt, müsst ihr euch zwar noch etwas in Geduld üben, das System klingt aber sehr interessant und funktioniert mit Gold schon jetzt reibungslos. Mit wenigen Klicks verfrachte ich Items aus dem Inventar oder der gemeinsamen Truhe meiner Charaktere in den Verkauf, vier Minuten später ist die Auktion fix und kann nicht mehr abgebrochen werden. Spätestens zwei Tage danach gibt's entweder den Gegenstand unverkauft zurück oder die Goldmünzen. Allerdings werden aktuell noch überall die typischen Mondpreise verlangt und das Ganze muss sich erst einpendeln. Für Hardcore-Charaktere, die nur einmal sterben können, gibt es übrigens ein eigenes Auktionshaus.

Eurogamer TV: Diablo 3 angespielt - Der Beginn eines Dämonenjägers

Hype, Nostalgie, Onlinezwang und Server-Probleme beiseite, hat Diablo 3 als Spiel meine Erwartungen erfüllt? Auf jeden Fall. Blizzard hat zwar nicht den Action-RPG-Messias erschaffen, den viele da draußen erwartet haben, aber der jüngste Sproß im Hack-and-Slay-Olymp zieht locker mit seinen Vorgängern gleich. Trotz einiger Ecken und Kanten schaut das Spiel besser aus als seine direkten Konkurrenten. Das Design ist stimmig düster und blutig, Sanktuario und seine Bewohner strotzen vor Details, die Lichteffekte sind eindrucksvoll, das Ragdoll-Modell macht jede Explosion zum Ereignis, die zerstörbaren Objekte sind ein nettes Sahnehäubchen. Ich hätte mir allenfalls etwas mehr Abwechslung bei manchen Umgebungsdesigns gewünscht und vor allem weniger graue Keller oder Höhlen erwartet. Die Handlung ist durchaus spannend, auch wenn ein paar der Wendungen etwas vorhersehbar sind und das Ganze ruhig noch umfangreicher hätte sein dürfen. Statt die Spielzeit ausschließlich über die vier Schwierigkeitsgrade und das allgegenwärtige Zufalls-System zu verlängern, wäre mir persönlich ein weiterer Akt lieber gewesen, zumal die deutschen Sprecher echt klasse sind.

Auf der anderen Seite war die Handlung in Diablo schon immer nur Mittel zum Zweck und das Gameplay der eigentliche Kaufgrund. Hier punktet der dritte Teil, denn wie kein anderes Entwicklerstudio beherrscht Blizzard die magische Hack-and-Slay-Formel und erzeugt wieder jenen einzigartigen Sog, der mich über Stunden und Tage an den Monitor kettet. Jedes seltene Item wird zum Überraschungsei, jeder zerklickte Gegner pumpt Glückshormone durchs Gehirn, mit jedem neuen Charakterlevel machen mir meine Helden größeren Spaß und im Mehrspielermodus ergänzen die Klassen einander perfekt. Wegen des vereinfachten Fertigkeitssystems hatte ich zunächst Zweifel, doch das Ergebnis ist nach wie vor komplex und erlaubt eine Vielzahl von Builds und Strategien. Das Handwerkssystem ist fast ein bisschen zu mächtig, erfüllt aber seine Rolle als Gold-Senkgrube ausgezeichnet und der Ausbau der Handwerker ist selbst sehr motivierend. Den Genre-Thron erobert sich Blizzards neues Baby souverän dank dieser Feature-Fülle in Kombination mit dem bewährten Gameplay. Demnächst sollen noch das Echtgeld-Auktionshaus und der PvP-Modus nachgereicht werden. Ob das Gesamtpaket dann ausreicht, um Diablo 3 weitere zwölf Jahre an der Spitze zu halten wie seinen Vorgänger, wird sich zeigen. Der Teufel steckt bekanntlich immer im Detail - was in diesem Fall durchaus optimistisch stimmt.

9 / 10

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In diesem artikel

Diablo III

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Über den Autor
Frank Erik Walter Avatar

Frank Erik Walter

Freier Redakteur

Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.
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