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DiRT Showdown - Test

Ihr wolltet ein neues Destruction Derby? Eure Wünsche gehen in Erfüllung.

Einen leichten Start hatte es ja - zumindest bei mir - nicht. DiRT mit noch mehr Action? Codemasters, verschwendet nicht meine Zeit, wo ist GRID 2 oder, ich wage es kaum auszusprechen, ein echtes Rallye-Spiel? Aber nach einigen Stunden zeichnete sich ein anderes Bild ab. Erst einmal ist DiRT Showdown ein bewusst gewähltes Abweichen des Haupt-Franchises und das lässt einen schon grübeln, ob es dann nicht auch eines Tages ein DiRT: Colin McRae geben könnte. Zum anderen ist das hier das unterhaltsamste Destruction-Arcade-Spiel seit dem Urvater Destruction Derby.

Wer zu denen gehört, die häufig nach den alten Zeiten und diesem spezifischen Game rufen, kommen um DiRT Showdown nicht herum. Es bietet all das, in schön und mit noch viel mehr. Egal welchen Modus ihr fahrt, sobald ein zweites Auto auf der Piste ist, wird gerammt und gedrängelt, was das Zeug hält. Fahrtechnik ist Teil des Ganzen, aber das bringt einen auf den tödlichen Kreuzungen eines Crash-Rennens nicht sonderlich weit. Ihr fühlt euch ein wenig wie ein Fahrradkurier im Morgenverkehr, sobald ihr die scheinbar leere, kreuzende Gasse seht. Augen auf und das Schlimmste befürchtend, den Verfolger im Nacken und mit dem Boost drüber. Nur damit genau in der Sekunde einer aus dem Querverkehr vorbeischießt und euch euren Hintermann vom Heck entsorgt. Glorreiche Momente.

DiRT Showdown - Gameplay-Video

Einen Mangel an Variationen dessen gibt es zu keiner Sekunde und wie jemand angesichts von Umfang und Variation auf die Idee kommen konnte, dass das hier ein Downloadspiel sein könnte, ist mir nicht klar. Ok, ich dachte es selbst nach der ersten Ankündigung, aber das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die drei Grundthemen sind Rennen, Crash-Derby und Hoonigan - zwei Autos, zwei Kurse, identische Tricks, wer ist schneller -, alle in mehreren Variationen, sodass ihr am Ende effektiv auf über ein Dutzend Spielmodi kommt, die geschickt in dem mit vier Ligen ziemlich umfassenden Tour-Modus immer wieder neu durchgewürfelt werden.

Die Hoonigans fallen dabei ein wenig aus dem Rahmen. Hier geht es ausnahmsweise um Fahrtechnik und wie schnell ihr eine Reihe von Tricks ausführen könnt. Donuts um Pfosten, Slides und das Wegschubsen von Plastikhindernissen haben ausschließlich mit der Kontrolle über die vielen verschiedenen und frei erfundenen Wagen zu tun. Es gibt hier erstaunlicherweise keine große Lernkurve zu Beginn, wenn es einfach nur darum geht, den Parcours zu bewältigen. Diese kommt erst in den späteren Events, sobald es an das Abfeilen einzelner Sekundenbruchteile für Bestleistungen geht. Aber bevor es soweit ist, lernt ihr sehr schnell, dass dies eine der besten Arcade-Steuerungen seit Jahren sein dürfte. Gefühlvoll und direkt sprechen die Wagen an, brechen nie zu leicht aus und lassen sich millimetergenau um den Scheitelpunkt einer Haarnadelkurve zirkeln. Eine sehr gute Balance aus Anspruch, Zugänglichkeit und schierem Fahrspaß. Man merkt in jeder Sekunde, dass Codemasters in diesem Genre zu Hause ist.

In den Crash-Arenen wird zwischen eurer Flucht vor anderen Autos - ihr müsst so lange wie möglich vermeiden, als komplettes Wrack zurückgelassen zu werden - und All-Out-Battle unterschieden. Während Ersteres erneut Fahrkunst abverlangt - zwei Minuten können eine Ewigkeit sein... -, zeigt sich beim Anderen ein wenig zu oft das Zufallselement. Gerade bei den finalen Crashs, die für den Respawn eines Konkurrenten sorgen, werdet ihr euch häufig ein wenig betrogen fühlen. In einem Pulk aus fünf Autos, von denen zwei sich verabschieden, bekommt ihr keine Punkte zugeschrieben, obwohl ihr eigentlich sicher seid, mindestens einen Todesstoß geliefert zu haben. Aber was hilft es, Zähne zusammen und weiterrempeln.

In den Crash-Rennen entfällt mit dem Punktezähler zugunsten der Siegplatzierungen derartige Missstimmung und die KI zeigt, dass sie ... ganz ok ist. Tut euch als erfahrene Spieler den Gefallen und wählt den höheren Schwierigkeitsgrad, es macht einfach mehr Spaß. Gleiches gilt für die Rennen, in denen sich die Spuren nicht kreuzen. Hier offenbaren die KI-Gegner eine etwas zu große Crashbereitschaft und so manches Rennen wurde gewonnen, weil die drei Hintermänner sich lieber ständig verkeilten, statt sich um mich an der Spitze zu kümmern. Solche Siege fühlten sich nicht ganz so wertvoll an, wie die, in denen der Computer wirklich gewinnen wollte.

Ein großer Spaß ist das Ganze trotzdem, auch gegen den Computer, aber gerade die Crash-Sachen laufen natürlich erst gegen andere Menschen zu Hochform auf. DiRT Showdown ist das perfekte Rennspiel für eine halbe Stunde Online-Action und das immer wieder. Crashen, Spaß haben, wissen, dass sich jemand anders auf der Welt gerade richtig ärgert - oder auf der Couch neben einem, Splitscreen sei dank - und später für mehr zurückkehren. Gleiches gilt für die Rennen und wieder zahlt sich der unglaubliche Variantenreichtum aus, der im Multiplayer sogar noch erweitert wird. Capture-The-Flag mit Crash-Cars ist fabelhaft, kommt sogar zusammen mit einer entsprechenden Team-Variante und bereichert das Portfolio noch einmal.

An Social-Features lässt Showdown ebenfalls nicht viel zu wünschen übrig. Postet eure Bestleistungen als Herausforderungen direkt an eure Freunde und füllt die Server von YouTube mit den besten Szenen. Es passt alles nahtlos zusammen und präsentiert Showdown als eines der rundesten Gesamtpakete. Zur abschließenden Abrundung reicht euch Codemasters dann noch zwei große Areale voller Hindernisse, kleiner Fahr-Aufgaben und zu findender Sammel-Items. Ein netter Modus, um zwischendurch eine halbe Stunde ungestört herumzuheizen und sich entweder in den teilweise heftigen Challenges zu verbeißen oder einfach nur Spaß am Fahren zu haben.

Auf der technischen Seite zeigt sich zum einen, dass die EGO-Engine noch nicht zum alten Eisen gehört und immer noch ein richtiges ansprechend aussehendes Rennspiel auf den Screen zaubert. Zum anderen jedoch wird klar, dass die Konsolen inzwischen zu langsam sind. Nicht bei der Grafik sondern den Ladezeiten. Dass es anders geht, dass man zwischen zwei Rennen nicht eine Minute und mehr mit Ladescreens zubringen muss, zeigte die PC-Version. Während auf der Xbox im schlimmsten Falle durch die recht kurzen Events ein 50-50-Verhältniss zwischen Spiel und Nichtstun entsteht, läuft dort alles weit zügiger ab.

DiRT Showdown - Trailer

Aber auch am PC nervt es, dass ihr nach einem vielleicht nicht gewonnenen, aber beendeten Rennen das Sieges-Honorar erst gutgeschrieben bekommt, sobald ihr den ganzen Weg ins Menü zurückgegangen seid. Es wäre weit sinnvoller gewesen, einfach schnell das Geld auszuzahlen und sofort das Rennen neu starten zu können, um doch noch den ersten Platz zu holen. Das Geld ist leider auch zu wichtig, um neue Autos und Upgrades zu kaufen, als dass man einfach darauf verzichten möchte. Auf diese Weise entstehen gerade auf den Konsolen weitere lange und frustrierende Wartezeiten in einem Spiel, das gänzlich auf diese verzichten sollte, um den Adrenalinspiegel auf einem konstanten Hoch zu halten.

DiRT Showdown ist insoweit der perfekte Arcade-Racer, als dass ihr innerhalb von Minuten in die Steuerung und die vielen, vielen Renn-Modi finden werdet und dort immer für ein Stündchen Spaß in großen Dosen gereicht bekommt. Sei es Crash, Rennen, Crash-Rennen oder auch mal ein Hoonigan für das kleine Mehr an Abwechslung, in den kurzen Boosts überzeugt der Serien-Ausflug in ganz tiefe Action-Gefilde auf der ganzen Linie. Das hier ist nicht das Rennspiel, in das ihr euch für lange Nächte verbeißt, es ist das, das ihr immer wieder hervorholt, um euren Freunden im Crash-Bowl zu zeigen, wer hier wirklich über die Hang-Position des Hammers informiert ist.

Gelungener Multiplayer-Modus, umfangreiche Solo-Tour und exzellentes Arcade-Fahrgefühl mal außen vor, der Aufbau des so umfangreichen Paketes könnte einfach noch sauberer sein. Gerade auf den Konsolen machen sie die langen Ladezeiten zu sehr bemerkbar, als dass der komplette Action-Dauer-Rausch so richtig einsetzt. Trotzdem, alle anfänglichen Vorurteile sind ausgeräumt, DiRT Showdown ist eine sinnvolle, kompetente Ergänzung der Serie, die hoffentlich nicht nur den Weg für ein weiteres Spin-Off zurück zu traditionellen Rallye-Fahrten bereitet, sondern für sich das gute alte Destruction-Derby-Feeling zurückbringt, nach dem es scheinbar so vielen verlangt. Kommt also nicht mehr mit "solche Spiele gibt es nicht mehr!". Hier ist eines. Habt Spaß.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

DiRT Showdown

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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