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Company of Heroes 2 - Vorschau

Winter kommt. Und zwar richtig. Schnee, Eis und Stürme, wer braucht noch einen anderen Gegner.

Anfang des Jahres bekam ich einen kleinen Eindruck, was Kälte sein kann. Morgens um 6 ging ich in Montreal einen Block weit, um einen Kaffee zu kaufen. Bei minus 32 Grad. Nicht gerade perfekt für eine Arktisexpedition gerüstet zog die Kälte sofort durch, die Ohren schienen abzufallen und nach zwei oder drei Kilometern fühlten sich die Beine nur wie mechanische Werkzeuge an, taub und stumm. Und das ist nicht mal in der Nähe dessen, wie es 1942 im russischen Winter gewesen sein muss. Es ist nicht mal die gleiche Sportart, schon gar nicht in der gleichen Liga. Selbst wenn einem nicht gerade der Kopf weggeschossen wurde.

Bis zu minus 40 Grad, gefühlt durch Schneestürme sogar noch weit weniger, mussten die über lange Strecken marschierenden oder in Ruinen verschanzten Soldaten überstehen, ausgerüstet nur zu einem kleinen Teil mit wirklich adäquater Kleidung und schwer bepackt noch dazu. Wie gesagt, man muss nicht einmal unter Beschuss liegen, um hier leicht nicht mehr zurückzukommen. Weiße Hölle auf Erden.

Company of Heroes 2 nimmt sich dieses Elements an und selbst die Überquerung einer Karte, auf der man erst spät auf den Feind trifft, kann zu einer taktischen Herausforderung werden. Nicht nur, dass der Tiefschnee generell Bewegungen verlangsamt, auch hat jede nicht motorisierte Einheit eine Temperatur-Anzeige, die besser nicht zu lange auf Null sinkt. Kleine Camps zum Aufwärmen müssen immer wieder genutzt werden und stellen wichtige Schlüsselpunkte dar. Zieht einer der schweren Stürme auf, heißt es schnell alle zumindest in eine geschützte Deckung bringen, sinkt doch die Temperatur durch Wind und Schnee noch einmal deutlich. Lange Wege über die Karten werden zu einem Wettlauf gegen das Wetter, auf denen ihr leicht einen guten Teil der Truppen einbüßen könnt.

Die KI ist schlau genug, um sich den Weg des geringsten Widerstandes durch den Schnee zu suchen. Trampelpfade sind bei ihr beliebter als der direkte Weg und in der Regel auch schneller. Durch die Möglichkeit der Truppen, über realistisch hohe Hindernisse wie Zäune oder kleinere Mauern hinwegzusteigen lassen, ergeben sich viele Möglichkeiten der Planung, wie man sich dem Feind nähern kann oder auch Überlegungen, welche Wege er nehmen wird.

Trifft man auf den Gegner, lässt sich das Wetter natürlich zum eigenen Vorteil nutzen. Die Russen gaben dem Winter den Titel "General" und er bestimmte sprichwörtlich vieles von dem, was sich auf den traurigen Schlachtfeldern abspielte. Durch geschickte Platzierung von Abwehrstellungen oder die Zerstörung von Wegen oder Nachschubstellungen könnt ihr den Gegner zwingen länger als es für ihn gut ist durch den Schnee zu stapfen oder ohne Schutz in einem Sturm ausharren zu müssen. In diesem Krieg starben an manchen Tagen mehr Soldaten durch die Kälte wie durch Kugeln und solltet ihr das in Company of Heroes auch nur kurzfristig vergessen, seid ihr schnell ein Befehlshaber ohne eine Armee.

Nicht nur Schnee und Wind sind dabei ein Faktor, auch das Eis der Flüsse. Solltet ihr vorhaben einen Fluss ohne Brücke auf dem Eis zu überqueren, dann seid ihr besser sicher, dass kein Mörserbeschuss von der anderen Seite kommen kann. Ein paar Granaten auf die richtige Stelle und das kurze Stück Weg endet sofort in einer Katastrophe. Natürlich gibt es jede Menge Fahrzeuge in Company of Heroes 2, hier wurden zum Beispiel der sehr schwere und gut gepanzerte russische KV1-Panzer oder sein kleiner Verwandter T34 neben einigen Truppentransportern gezeigt. Das Eis war so gründlich durchgefroren, dass selbst diese Riesen die Flüsse kreuzen konnten. Aber ein KV1 mit über 40 Tonnen sollte besser nicht zu lange auf der gleichen Stelle stehen bleiben, denn selbst eine Handgranate kann dem eben doch nicht so festen Untergrund den Rest geben. Es dürfte keinen besseren Weg geben, einen Panzer aus dem Gefecht zu nehmen, als ihn kurzerhand im Fluss zu versenken. Hattet ihr eben noch eine Gruppe auf der Karte zu stehen und lasst sie unbeaufsichtigt, kann es sein, dass der Fluss zwei Minuten später schon wieder so aussieht wie zuvor, nur minus eure Panzer. Das Eis friert nämlich aus wieder zu und bei diesen Temperaturen dauert das nicht zu lange.

Noch sinnvoller ist es natürlich einen Panzer zu erobern, da Company of Heroes nach wie vor kein Bau-Echtzeit-Strategie-Spiel ist, sondern ihr die Missionen mit begrenzten Ressourcen bewältigen müsst. Truppen können aufgegebene Panzer einnehmen und selbst ein beschädigtes Vehikel ist in diesem Wetter besser als keines. Auf Schutz durch Gebäude darf man sich eh nicht zu sehr verlassen, da praktisch alles in Trümmer geschossen werden kann, spätestens, wenn ihr einen Luftschlag herbeiruft - vorausgesetzt das Wetter lässt es zu - oder die gefürchteten Stalinorgeln zum Einsatz kommen lasst. Diese Raketenlafetten sind zwar nicht gerade zielgenau, aber ein großes Gebiet lässt sich damit demoralisierend und für alle ungepanzerten Einheiten auch todbringend in Schach halten. Ihr müsst halt nur vorsichtig sein, dass nicht auch eigene Leute in Reichweite sind. Oder es in Kauf nehmen, was in der Realität wohl damals auch mehr als einmal vorkam.

Die KI demonstrierte an diesem Punkt der Vorführung, dass ihr auch durch den Fog of War denken müsst und alle Flanken gesichert sein wollen. Die Stalinorgeln standen nur scheinbar in Sicherheit, aber noch während sie in Position gebracht wurden, schlichen sich gerade mal eine Handvoll feindlicher Grenadiere heran und begann systematisch die nicht für Nahkampf ausgelegten Lafetten auseinanderzunehmen. Eigene Fußtruppen lagerten zu weit entfernt an zwei Feuerstellen. Die eine kam praktisch erfroren und zu unmotiviert an, die Zweite konnte dann gerade noch eine der vier Orgeln retten. Ein gutes Zeichen würde ich sagen: Der Spieler muss sehr gut aufpassen, die KI schien genau zu wissen, wie sie an diesen Punkt kam und dass nur wenige, unauffällige Fußtruppen nötig sind, um hier großen Schaden zu verursachen.

Company of Heroes wurde seinerzeit als eines der besten Strategiespiele überhaupt gefeiert und der Nachfolger baut konsequent auf den Mechaniken auf, die diesen Erfolg ermöglichten. Selbst für Leute wie mich, die mit den Basenbau-Spielen wie Starcraft und Co. nicht viel anfangen können, liegt echter Reiz in den Taktiken der begrenzten Ressourcen. Dass die KI schon erste Anzeichen von nicht immer berechenbarer Schläue zeigte, ist sicher ein Bonus, auch wenn Profis am Ende wieder eher gegen menschliche Gegner antreten werden. Hier kommen dann die harschen Bedingungen von "General Winter" ins Spiel, die sehr viele Variablen auf das Feld mit einbringen. Wo gibt es Wärme, wo gibt es Schutz, wie nutzt man das Eis aus, wie einen Schneesturm. Nur, wenn es euch gelingt, diese Umstände aktiv auszunutzen sollt ihr am Ende Erfolg haben. Wer sich einfach nur einrollt und hofft, dass der Winter vorüberzieht, wird in Company of Heroes 2 nicht weit kommen. Selbst wenn genau das in Kanada schon bei weit harmloseren Umständen meine Lösung war.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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