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Port Royale 3 (Xbox 360 & PS3) - Test

Mit einer Sicherheitsnadel mal eben die Karibik umkrempeln.

Was ist das wichtigste technische Gagdet, um alle Finanzprobleme in der Karibik um das Jahr 1500 herum zu lösen? Eine Sicherheitsnadel. Das schmale Ende passte perfekt in die Lücke zwischen der Schale des Xbox-360-Pads und dem Plastik des linken Buttons, der die Zeit beschleunigt. Der Button wird gedrückt gehalten, die Zeit fliegt vorbei und die Dublonen rieseln. Zumindest wenn ihr die Schiffe in die richtige Richtung geschickt habt.

Die Sicherheitsnadel des Handelsglücks +5

In Port Royale 3 dreht sich alles um die richtigen Konvoi-Routen zwischen den Städten der vier zu dieser Zeit vertretenen Nationen, den seit Pirates! üblichen Verdächtigen Spanien, England, Holland und Frankreich. Kauft ein Schiff, vielleicht noch ein zweites und schickt sie per wunderbar freundlich zu benutzendem Editor auf eine feste Strecke. Die KI versteht ein halbes Dutzend Ziele dieser Fahrten, darunter Gewinnmaximierung (mehr Gold für euch), Wohlstand (die Waren, die Städte brauchen - Beliebtheit), Rohstoffe (was brauchen eure Fabriken) oder Baumaterial und führen sie so perfekt aus, dass man sie über Stunden einfach vergessen und laufen lassen kann. Ein Blick nach ein paar gedrehten Runden in die Übersicht reicht, um zu entscheiden, ob die Tour nochmal angepasst werden muss, aber dann ist es Sail and Forget.

Das macht die beiden Kampagnen des Händlers und Abenteurers sehr simpel und innerhalb weniger Stunden locker lösbar. Beide spielet ich in einer Sitzung von etwa 6 oder 7 Stunden durch, aber letztlich ist das eh nur der Auftakt für das folgende oder auch direkt vom Start wählbare Endlos-Spiel.

Baut die Kolonien mit Plantagen aus, übernehmt die Macht in den Städten oder greift sie an und besetzt sie, was auch in die Piratenlaufbahn bringt. Plündert und räubert, dann schwenkt wieder um und sucht Vergebung, wenn euch danach ist. Sucht die großen Schätze, erfüllt wirtschaftliche oder humanitäre Neben-Missionen, indem ihr dringend benötigte Waren sucht oder Leute in Seenot rettet. Kämpft die Schlachten von Hand - oder lasst es, die KI ist wiederum fast ein wenig zu gut.

Port Royale 3 - Gameplay-Trailer

Man spielt Port Royale einfach wunderbar locker flockig vor sich hin, man kann abends abgekämpft nach der Arbeit nach Hause kommen und irgendwann zwischendurch eine halbe Stunde Zeit haben und ein paar Sachen machen oder in einer fünfstündigen Session die Karibik umkrempeln. Beides funktioniert. Der Nachteil dabei ist, dass ihr zum einen nach den ersten zwei Stunden praktisch alles Wichtige bereits gesehen habt und dass es dank der guten KI und Automatisierung ein wenig zu locker und auch unpersönlich daherkommt. Es fällt schwer, Bezug zu den etwas zu gleichartigen Städten oder den Konvois zu finden, die so effizient allein ihr Ding machen. Mehr Individualisierung in allen Bereichen ist für den Nachfolger dringend nötig, damit der Spieler sich einfach mehr investiert und all dem seinen eigene Stempel aufdrücken möchte, weil es geht und weil es gut aussieht. Das fehlt in diesem Spiel, das seine Mechaniken dahinter perfekt beherrscht.

Das galt bereits für die PC-Version vor ein paar Monaten, die Konsolenumsetzung wirft nun natürlich die Frage nach Steuerung und Grafik auf. Dass die Grafik selbst umsetzbar ist, dürfte kaum die Frage gewesen sein, schließlich waren weder die Seekarte noch die Schlachten der große eye candy. Satte Farben gibt es auch auf Xbox oder Playstation, was jedoch wichtiger ist, ist die gute Lesbarkeit der Schrift. Man kann hier wunderbar den Unterschied zwischen einer sauber überarbeiteten Umsetzung (Port Royale 3) und einem Skalierungsfehler (Risen 2) sehen. Die Schriftgröße selbst ist bei beiden ungefähr gleich, aber wo bei dem einen das große Blinzeln beginnt, bleibt der andere auch nach Stunden noch angenehm. Für richtig große 1080p-TVs gibt es sogar noch eine kleinere Schriftart, aber das wird eigentlich wirklich erst ab 50 oder mehr Zoll relevant.

In die Menüs und die richtigen Tastenfolgen, die zu den gewünschten Aktionen führen, müsst ihr euch schon ein Stündchen einarbeiten, bis es blind funktioniert, aber dann zeigt sich, dass sich hier jemand die richtigen Gedanken machte. Neue Konvois erstellen, Waren verwalten oder Städte ausbauen, alles funktioniert tadellos ohne auf Pseudo-Mauszeiger-Arien oder wilde Klicks durch zwanzig Untermenüs zurückgreifen zu müssen. Aufgeräumt und schnell benutzbar, so muss eine Umsetzung auf das Pad aussehen. Selbst wenn ich am Ende immer noch der Maus den Vorzug geben würde, weil es etwas schneller geht, das hier ist ein sehr adäquater Ersatz.

Etwas zu effizient, etwas zu unpersönlich und doch bin ich sehr froh, dass es Port Royale 3 gibt. Es ist ein Spiel, das Handlungsmöglichkeiten ohne Handlungszwang schafft. Ihr könnt ständig rotieren und machen, aber genauso gut auch mal für eine Stunde fünf grade sein lassen und einfach in ein paar Nebenmissionen herumdümpeln, ohne dass das Handelsimperium gleich zusammenbrechen würde. Das kombiniert mit der freundlichen Optik, nett-kitschigen Musikstücken und einer auch auf Konsolen gelungenen Steuerungsvariante, fertig ist der fast perfekte, faule Sonntagnachmittag. Vor die Wahl gestellt, würde ich immer noch der PC-Version den Vorzug geben, die Maus ist in den Menüs etwas schneller, aber das muss Konsolenspieler hier von nichts abhalten.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Port Royale 3

PS3, Xbox 360, PC

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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