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Hawken ist nichts für Mech-Fetischisten...

...aber eine sichere Sache für alle Shooter-Spieler.

Liebe Mech-Freunde, ihr müsst jetzt ganz stark sein. Hawken schaut wahnsinnig gut aus und geizt nicht mit eisenharter Action. Auch hat der Titel das Zeug dazu, eine interessante Marke zu werden - die erste Gratis-Ausgabe eines Comicbuchs ist schon im virtuellen Handel; Filme, Bücher, Animes und eine Web-Serie sind im Gespräch. Von einer detailverliebten Kampfroboter-Sim der Marke MechWarrior ist der Titel von Meteor Entertainment aber so weit entfernt wie ein Metallica-Riff von einem Mozart-Menuett. Ein kleiner Schnupperkurs während des zweiten geschlossenen Beta-Wochenendes räumte bei mir jeden Restzweifel aus: Hawken ist ein Free-to-play-Shooter. Schick, schnell und mit Mechs, aber im Herzen keinen Deut anders als Counter-Strike, Medal of Honor, Call of Duty, Blacklight Retribution und Konsorten.

Optisch hinterlässt Hawken einen ausgezeichneten Eindruck. Wenn es doch nur eine richtige Mech-Simulation wäre.

Natürlich ist das spielspaßtechnisch kein Makel. Doch nicht jeder Fan zweibeiniger Kampfmaschinen wird milde darüber hinwegsehen, dass die Mechs in Hawken nicht wie klassische Vertreter ihrer Spezies gemächlich über die Schlachtfelder stampfen, sondern wie stählerne John-Woo-Heroen um Häuserecken spurten, per Jetpack Ausfallschritte hinlegen, agil von Dach zu Dach hüpfen und dabei aus allen Rohren aufeinander ballern. Statt nach dem Abschuss auf's nächste Match zu warten, wird munter respawnt. Die Klasse darf man während der Partien wechseln - allerdings nicht ihre Ausrüstung. Da muss man sich vor dem Match festlegen (mit Ausnahme der beiden Primär-Bewaffnungen, aber dazu gleich mehr).

Schon auf der diesjährigen Gamescom staunte ich über die ansehnliche Grafik von Hawken. Meteor Entertainment setzt auf die etwas betagte Unreal Engine 3, trickst jedoch derart geschickt mit statischem Rauschen, Motion-Blur, Nebeln und rissigem Cockpit-Glas, dass das Ergebnis sogar manche Titel mit CryEngine 3 alt aussehen lässt. Allein die Karte Andromeda wirkt so stimmungsvoll urban und schmutzig, dass sie problemlos als Kulisse für Blade Runner 2 herhalten könnte. Mehr als einmal hab ich mich bei dem Gedankenspiel ertappt, wie genial wohl ein Mechwarrior mit Hawken-Grafik aussehen würde.

So baut man doch keinen Mech?

Die Anpassung eurer Mechs erinnert kaum an jene komplexe Schrauberei, die man aus Battletech-Titeln kennt. Man modifiziert die Kampfmaschinen eher wie die Soldaten des nächstbesten Taktik-Shooters. Hier ein paar Prozent auf den Waffenschaden, dort ein bisschen besseren Schutz vor Explosionen, vielleicht ein Quäntchen erhöhte Radar-Reichweite. Nichts, was das Balancing ernstlich bedroht. In Hawken gewinnt nicht der Spieler mit der besten Ausrüstung sondern der Maus-Akrobat mit Klickfinger-Skills. Jedenfalls theoretisch.

Reperaturkit, Schild oder Hologramm? Von jeder Ausrüstungs-Klasse dürft ihr nur ein Teil mit in die Schlacht nehmen.

Ihr schwingt euch ins Cockpit eines von sechs verschiedener Mech-Klassen, die ihr zuvor in der Garage mit einigen Goodies ausrüstet. In der Beta war nur der 'Assault' gratis, die restlichen Maschinen musste man für In-Game-Währung oder Echtgeld kaufen. Ein zeitlich begrenzter 'Raketenwerfer' stand außerdem zum Ausprobieren zur Verfügung. Bei jeder Maschine habt ihr die Wahl zwischen zwei Primär-Bewaffnungen, die Sekundärwaffe ist fix.

Neben spezifischen Klassen-Fähigkeiten wie einem Tarnmodus, Instant-Waffenkühlung, Schadenserhöhung oder verbesserter Abwehr stehen jedem Mech Equipment wie Geschütztürme, projizierbare Energieschilde, Hologramme, Reperaturkits, Radar-Türme oder Störsender zur Verfügung. Zudem habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Munitionstypen, könnt verbesserte Kühleinheiten einsetzen, den Schaden eurer Primär- und Sekundärwaffen verstärken, eure Panzerung verstärken oder euren Kraftstoff-Vorrat erhöhen. Jedoch ist immer nur ein Offensiv-, ein Defensiv- und ein Bonus für die internen Systeme erlaubt. Erfahrungspunkte werden in einem Fertigkeiten-Baum in passive Offensiv-, Defensiv- und Bewegungs-Skills investiert. In einem Body- und Paint-Shop dürft ihr außerdem das Aussehen eurer Kampfmaschinen modifizieren. Bezahlt wird das alles mit erspielten Hawken-Points und käuflich erworbenen Meteor-Points. Free-to-play in seiner typischen Form.

Wir sind die Klon-boter

Die Designs der Hawken-Mechs im Gefecht auseinander zu halten, grenzt an fortgeschrittenes Gehirnjogging. Die kopflastigen Kampfmaschinen unterscheiden sich zwar deutlich von ihren Vettern aus dem Battletech- oder Heavy-Gear-Universum, sehen sich aber untereinander ähnlicher als Screenshots der letzten drei FIFA-Teile. Wenn die Pötte dann noch im Affenzahn durch die Level trampeln, verliert man vollends den Überblick. Und das ausgerechnet hier, wo die Klassen selbsterklärende Namen tragen. Doch auch nach mehreren Stunden an der Front fiel es mir schwer, im Einsatz zwischen 'Scharfschützen', 'Raketenwerfer' oder 'Berserkern' zu unterscheiden. Erst wenn ein paar feindliche Projektile als Kostprobe in meine Panzerung eingeschlagen hatten, wurden die Unterschiede offensichtlich. Das hemmt das taktische Gameplay, denn ich erkenne nicht auf den ersten Blick, dass mein Gegenüber in einem lahmen 'Raketenwerfer' unterwegs ist und ich ihn locker ausmanövrieren könnte, oder dass ich den Nahkampf lieber meiden sollte, weil ich es mit einem 'Raufbold' inklusive Flakgeschütz zu tun habe. In der Praxis heißt das: Immer feste druff! Wer denkt, ist Schrott.

Die Mechs sind nicht nur schnell zu Fuß, sie springen auch noch herum wie Stahl-Affen mit Jetpack.

Vorbildlich umgesetzt sind Matchmaking und Serverbrowser. Ein Tutorial ist geplant, wurde jedoch noch nicht umgesetzt. Lasst ihr euch automatisch eine Partie suchen, reagiert das System sehr flott und brachte in meinem Test sogar ausgewogene Partien zustande (beileibe keine Selbstverständlichkeit während einer geschlossenen Beta). Vier Spielmodi stehen zur Auswahl: Deathmatch, Team-Deathmatch, Siege (Ressourcen Sammeln für den Sieg) und Missile Assault (drei Raketen-Türme erobern und halten). Wirklich neu ist keiner dieser Modi, aber durch die verschachtelten Karten und die Jetpack-Fähigkeit der Mechs sind die Partien trotzdem sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Austoben darf man sich bislang nur auf vier Maps (Sahara, Titan, Gassen und Andromeda) - da ist also noch jede Menge Luft nach oben bis zum Release.

So schnell und beweglich - ich hasse das!

Es fühlt sich für einen Mech-Fan der alten Schule etwas ungewohnt an, in derart beweglichen Maschinen unterwegs zu sein. Ich war anfangs ziemlich enttäuscht wegen des mangelnden Simulations-Anteils, bevor ich meine ursprünglichen Erwartungen über Bord warf und mich auf das dynamische Gameplay einließ. Durch die Jetpacks auf dem Rücken gleitet und hüpft man rasant von Deckung zu Deckung, muss dabei jedoch den knappen Treibstoff im Blick behalten, der sich erst nach kurzer Pause wieder regeneriert. Den Torso zu drehen, ist nicht möglich - ein weiteres Unikum für einen Mech-Titel. Eure Waffen überhitzen bei allzu ausgiebigem Gebrauch, was jedoch weit weniger drastische Konsequenzen hat als bei einem Mech aus dem Battletech-Universum. Interessant sind die Extras, mit denen ihr das Blatt zu euren Gunsten wenden könnt: Ein geschickt platziertes Hologramm, ein Radar-Turm auf feindlichem Territorium, ein automatisches MG-Geschütz auf einem Dach oder eine Schildblase um einen Kollegen im Kreuzfeuer sind nur einige offensichtliche Beispiele für den praktischen Einsatz.

Die Designs der Mechs im Kampf auseinander zu halten, verlangt einige Übung.

Die Items lassen sich sogar kombinieren: Während einer Partie Missile Assault platzierte ich beim eroberten Raketen-Turm mein MG-Geschütz unter einem Hologramm, das dann ein Kollege mit einer Schild-Blase umhüllte. Ein Radar-Störer tat sein Übriges: Das gegnerische Team stürzte sich ahnungslos auf den vermeintlich herumstehenden Mech, der sogar ihr Feuer erwiderte, während wir die Feinde von den Flanken aus in die Zange nahmen. Solche strategischen Manöver sind jedoch eher selten. In der Praxis sind die Gefechte viel zu hektisch, als dass ausreichend Zeit für derartige Mätzchen bliebe.

Das dritte geschlossene Beta-Event von Hawken beginnt heute und geht bis zum 6. Dezember. Auf der offiziellen Seite könnt ihr euch für einen Zugang eintragen. Wer gerne online Comics liest, sollte sich das virtuelle Heftchen "Hawken: Genesis #1" bei Comixology angucken, auf dessen letzter Seite ein Code für die geschlossene Beta zu finden ist. Alternativ könnt ihr auch einfach bis zum 12.Dezember warten, dann beginnt die offene Beta-Phase.

In diesem artikel

Hawken

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Frank Erik Walter Avatar

Frank Erik Walter

Freier Redakteur

Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.
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