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Was Entwickler über die PlayStation 4 denken

Begeistert von der PC-ähnlichen Architektur und 8 GB Arbeitsspeicher.

Sony hat seine Lektionen bei der PlayStation 3 gelernt und will es den Entwicklern bei der PlayStation 4 diesmal leicht machen, Spiele zu entwickeln. Dass das gut ankommt, dürfte nicht überraschen. Und so zeigten sich viele Entwickler, mit denen Eurogamer nach der Ankündigung der Konsole darüber gesprochen hat, recht angetan.

“Meiner Meinung nach war es seine sehr gute Show von Sony, bei der sie wichtigsten Informationen verraten haben, aber auch genug zurückhielten, um andere bei der Ankündigung ihrer neuen Hardware stören zu können - ein cleverer Schachzug“, sagt Nick Baynes von BigBit. Einst war er Game Director bei Black Rock.

“Die Konsole selbst ist genau das, worauf Entwickler gehofft haben. Die PC-ähnliche Architektur bedeutet, dass wir uns mehr auf den Content konzentrieren können anstatt mit der Komplexität des Systems zu kämpfen, was sicherlich in qualitativ besseren Spielen für alle Spieler resultiert.“

Auch bei Oddworld-Entwickler Just Add Water arbeitet man derzeit an einem noch geheimen PS4-Spiel und JAW-Chef Stewart Gilray stimmt Baynes zu: „Wie Mark [Cerny] schon sagte, ist man näher an einer PC-Architektur dran. Es ist also einfach, etwas dafür zu entwickeln und darauf umzusteigen. Man kann relativ schnell etwas Lauffähiges vorzeigen, vielleicht in der Hälfte der Zeit, die man auf der PS3 brauchen würde.“

"Auf der PS3 lief Stranger's Wrath vier Wochen nach dem Start. Auf der PS4 könnte man das vermutlich in zwei Wochen schaffen. Auf diesem Grund waren die frühen Dev-Kits der PS4 im Grunde aufgeputschte PCs. Man muss also nicht viel mehr neu lernen, das alles liegt nicht in weiter Ferne.“

Born Ready Games' (Strike Suit Zero) Chef James Brooksby lobt ebenfalls die Architektur der Konsole.

“Die PS4-Vorstellung hat jeden hier bei Born Ready Games ziemlich begeistert. Es gab auf der Konferenz eine Menge interessante Dinge zu sehen“, sagt er. „Was für mich als Entwickler am meisten hervorsticht, ist, mit welcher Einfachheit wir im Vergleich zu vorherigen Konsolengenerationen für dieses neue System entwickeln könnten.“ Die vorherigen Geräte hätten die Entwicklung eher verlangsamt.

“Die Konsole selbst ist genau das, worauf Entwickler gehofft haben.“

BigBit-Chef Nick Baynes
Knack - Trailer

Auf viel Zustimmung stieß natürlich auch die Ankündigung, dass Sonys Konsole über 8 GB GDDR5 RAM verfügt. Auch in Anbetracht vorheriger Leaks und Gerüchte, wonach das Gerät lediglich über 4 GB Arbeitsspeicher verfügt, kam das nicht nur für Spieler überraschend.

“8 GB GDDR5. Könnt ihr euch nur eine Minute lang vorstellen, was das bedeutet?“, so Gilray. „Das ist eine phänomenale Menge an Arbeitsspeicher. Und die Tatsache, dass es GDDR5-Arbeitsspeicher ist, ist einfach der Wahnsinn.“

Ähnlich begeistert äußerten sich auch id Softwares John Carmack, Gearbox Softwares Randy Pitchford oder Cryteks Tiago Sousa.

“8 GB einheitliches RAM als Ausgangsbasis für die kommenden Technologien machen mich sehr, sehr glücklich. Unterhaltsame Zeiten warten auf uns ^_^“, schrieb Sousa auf Twitter. „Ich kann nicht in vollem Umfang über die PS4 sprechen, aber da sie nun ein paar Spezifikationen öffentlich gemacht haben, kann ich sagen, dass Sony auf technischer Ebene weise Entscheidungen getroffen hat“, sagt Carmack.

“Ich kann nicht in vollem Umfang über die PS4 sprechen, aber da sie nun ein paar Spezifikationen öffentlich gemacht haben, kann ich sagen, dass Sony auf technischer Ebene weise Entscheidungen getroffen hat.“

John Carmack
Driveclub - Trailer

Diskutiert wird über die Streaming-Funktionen der PlayStation 4, durch die man etwa Videos teilen kann, oder auch die Cloud-Fähigkeiten. Gilray ist sich insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit, jemand anderen via Internet die Kontrolle übernehmen zu lassen, nicht sicher.

“Ich denke, ein Teil davon, was einen Spieler ausmacht, ist, dass man nicht jemanden hat, der einem hilft, sondern dass man es selbst macht“, erklärt er. „Die Vorstellung, dass jemand anderes mit einem virtuellen Controller übernimmt, macht mich wahnsinnig. Es ist eine gute Idee, aber macht mich dennoch irgendwie wahnsinnig.“

Was andere Dinge betrifft, ist er mehr angetan: „Diese ganze 'ihr könnt Sachen runterladen, während ihr sie spielt'-Sache ist super. Das sind phänomenale Neuigkeiten. Diese Idee, dass man ein Spiel kauft, einen kleinen Teil runterlädt und dann mit dem Spielen anfängt, während der Rest geladen wird, ist brillant. Ich weiß, dass wir in Großbritannien nicht die beste Breitband-Infrastruktur der Welt haben, aber was mich bei einem Download eines 4-GB-Spiels immer abschreckt, ist die Tatsache, dass man erst warten muss, bis die 4 GB runtergeladen sind [...]“

Baynes macht sich schon Gedanken darüber, wie man die Cloud-Features einsetzen könnte. „Die integrierte Lightbar und das Touchpad bieten einige interessante Möglichkeiten für die Steuerung, aber auch das Gaikai-Streaming hat eine Menge Potential für innovative Spielmechaniken“, sagt er.

“Stellt euch abseits der in der Pressekonferenz genannten Beispiele ein Koop-Spiel vor, in dem man mit anderen Spielern interagieren kann und diese in mehreren detaillierten und abwechslungsreichen Umgebungen durch Picture-in-picture-Streams via Gaikai sieht anstatt diese verschiedenen Szenen lokal zu laden und zu rendern. Das gibt uns einige wirklich coole Ideen zu neuen Möglichkeiten, ein Spiel zu spielen, die sonst einfach nicht möglich wären. Das ist also ziemlich aufregend.“

“Für mich persönlich klingen die sozialen Aspekte der PS4 unglaublich interessant“, sagt Brooksby. „Gameplay-Streams anzuschauen und damit sogar interagieren zu können, wird das Spielen und Teilen wirklich spaßig gestalten. Besonders begeistert bin ich dank der Always-on-Videoaufzeichnung von der Vorstellung von 'Blooper Reels'.“

“Die Maschine sollte ihren Stärken treu bleiben und all diejenigen zufriedenstellen, die allen voran Spiele lieben.“

Born Ready Games' Chef James Brooksby

Weiterhin gab Sony an, dass man auch offen für das Free-to-play-Modell oder das Episodenformat ist - außerdem werde man es Unternehmen ermöglichen, ihre Spiele im PlayStation Store selbst zu vertreiben. Genau dieser Bereich - wie man Spiele verkauft - ist für Baynes ebenso wichtig wie die Tatasche, wie gut Spiele laufen.

“Die größte Herausforderung für Entwickler auf der PS4 ist weiterhin das Geschäftsmodell“, erklärt er. „Alle gezeigten Spiele waren Big-Budget-Blockbuster (selbst The Witness mit seinen dreieinhalb Jahren Entwicklungszeit würde ich nicht wirklich als Low-Budget-Indie Titel bezeichnen). Es ist durchaus vielversprechend, solche Aussagen über die Öffnung des Stores im Hinblick auf den Selbstvertrieb oder unterschiedliche Geschäftsmodelle zu hören, aber man muss abwarten und schauen, wie man sich im Wettbewerb mit den anderen offenen Plattformen da draußen schlägt.“

“Wenn man sich nur die Spiele anschaut, die während der Show gezeigt wurden, fühlt sich das sehr nach dem 'alten Modell' an. Aber ich denke, das liegt einfach daran, dass man solche Titel zeigen muss, um die Öffentlichkeit für die neue Hardware zu begeistern. Ich vertraue darauf, dass Sony darauf hört, was in diesem Bereich nötig ist - so wie sie das auch in anderen Bereichen der Hardware taten.“

“Wenn man sich nur die Spiele anschaut, die währen der Show gezeigt wurden, fühlt sich das sehr nach dem 'alten Modell' an. Aber ich denke, das liegt einfach daran, dass man solche Titel zeigen muss, um die Öffentlichkeit für die neue Hardware zu begeistern.“

BigBit-Chef Nick Baynes

Freelance Narrative Designer und Game Writer Barry Keating, der zuvor bei Sony Computer Entertainment Europe arbeitete, ist auch an diesen neuen Geschäftsmodellen interessiert. Diese könnten es Entwicklern ermöglichen, mehr Risiken einzugehen.

„Obwohl viele Spiele wirklich nach dem aussahen, was man erwarten konnte, hat mich doch die kurze Erwähnung von Episodenspielen und free-to-play wirklich interessiert. Ich hoffe, dass die Entwickler dadurch mehr Risiken mit ihren Geschichten eingehen, die sie vielleicht in AAA-Titeln nicht erzählen können.“

“Versteht mich nicht falsch. AAA-Spiele begeistern mich nach wie vor, aber was mein Interesse wirklich absolut weckt - jetzt mehr als je zuvor -, ist ein Spiel, das einen dazu bringt, eine Pause einzulegen und darüber nachzudenken, was man tut - selbst wenn es nur für einen Moment ist. Ich würde gerne mehr davon sehen.“

Alles in allem stimmt man darin überein, dass die PS4 vornehmlich auf Core-Gamer ausgerichtet ist, während Microsoft mit seiner kommenden Xbox womöglich auf ein breiteres Zielpublikum setzt. Die Meinungen sind geteilt und manch einer fragt sich, ob es klug ist, eine teurere Maschine zu entwickeln, die nur auf Spieler abzielt.

Nach Ansicht von Brooksby hat Sony jedoch „der Verlockung widerstanden, die PS4 in eine Mehrzweck-Set-Top-Box zu verwandeln.“

“Die Maschine sollte ihren Stärken treu bleiben und all diejenigen zufriedenstellen, die allen voran Spiele lieben. Ich möchte nicht viele 'Möglichkeiten' sehen, die nichts mit dem zu tun haben, was das System am besten können wird: Spiele abspielen. Und natürlich will ich, dass es für Sony gut läuft. Die PlayStation ist ein wichtiger Teil der Spiele-Landschaft - ausgehend von dem, was wir bisher gesehen haben, sieht es so aus, als wären sie auf dem richtigen Weg.“

“Was auch immer Media Molecule da macht, ich hoffe, es ist ein wissenschaftliches Experiment.“

JAW-Chef Stewart Gilray

Nach Ansicht von Rich Bunn (Nice Touch Games), der früher bei Sony am eingestellten PS3-Titel Eight Days und anderen Projekten arbeitete, war es nicht allzu überraschend, was man dort präsentierte.

“Ich habe mehr Leistung, ein verbessertes Interface, bessere Social-Features, einen neuen DualShock, Bewegungssteuerung und eine Vita/Tablet/Handy-Interkation erwartet. Obwohl das alles also ziemlich rosig aussieht, hat es mich nicht umgehauen.“

“Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass Sony all das abdecken möchte, was die Konkurrenz tut, etwa mit der Stereo-Kamera (die in der Lage sein sollte, einige Kinect-Funktionen zu imitieren), dem Touchpad des DS4 und der Möglichkeit, mit der Vita zu spielen.“

Besonders wichtig sei für ihn, dass Sony der PlayStation 4 ein Headset beilegt. Dadurch würde man vermeiden, im Online-Sektor erneut verlieren. „Highlights der Show? Media Molecules App, mit der man Skulpturen erstellt. Das einzige Problem ist, dass es so aussah, als könnte man es auch problemlos in dieser Generation umsetzen...“

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Media Molecules Präsentation verwirrte Gilray ein wenig: „Was auch immer Media Molecule da macht, ich hoffe, es ist ein wissenschaftliches Experiment. Ich bin nicht sicher, wie es spielerisch funktionieren würde. Es war ein wenig merkwürdig, aber wir werden sehen, was dabei herauskommt.“

Killzone habe genau das gezeigt, was man erwarten konnte (für Gilray sieht es „fantastisch“ aus), wie auch Capcoms RPG-Projekt Deep Down, das auf der neuen Panta-Rhei-Engine basiert (und bei Gilray einen „atemberaubenden“ Eindruck hinterließ). „Knack hätte ich nicht gezeigt“, so Gilray. „Es war ein wenig wie... oh, schaut, dieses Spiel kann tausende Physikobjekte gleichzeitig darstellen. Bang! Man dachte, oh, wirklich? Es war irgendwie niedlich.“

Alles in allem ist Gilray aber zufrieden: „Es war erfrischend. Sie hätten auch einfach eine unglaublich schnelle Konsole für 500 Pfund auf den Markt werfen können, die Spielszenen in filmreifer CG-Qualität bei 1080p und 60 Frames pro Sekunden darstellen. Aber wäre das wirklich das, was wir wollen? Ich nehme lieber das, was sie vorgestellt haben, nämlich ein ordentliches System, das bei sehr guter Grafik in 1080p läuft, sich aber weiterhin auf den sozialen Aspekt konzentriert.“

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Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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