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Arma 3 - Der einzige Shooter, den ihr jemals brauchen werdet

Die Insel Stratis ruft. Wer clever ist, hört genau hin.

Seit Anfang März läuft der Alpha-Test des Militär-Sandkastens Arma 3. Noch hat Bohemia Interactive reichlich Zeit bis zum angepeilten Veröffentlichungszeitraum im dritten Quartal dieses Jahres. Aber allein die gewaltige Breite, mit der die Tschechen diese frühe Probephase anlegen, lässt schon tief blicken, wie ernst es ihnen ist, dieses Mal vom Start weg ein ausgereiftes Produkt abzuliefern. Und alles andere wäre auch ein bisschen frech, denn Arma 2 war zum Start eine Zumutung.

Zwar hat es sich über die Jahre nicht zuletzt aufgrund der fleißig patchenden Community in eine immens populäre und durchaus stabile Plattform für andere Spielideen entwickelt - DayZ und Wasteland fallen einem als erstes ein. Noch lange nach der Veröffentlichung war es jedoch ein verbuggter Flickenteppich von einem Spiel, der den Entwickler viel Fan-Vertrauen kostete, das zurückzugewinnen Jahre dauerte. Für jeden, der sich trotzdem entschied, sich Arma 3 schon jetzt zum vergünstigten Preis von nur knapp 25 Euro zu sichern, stehen seit fast zwei Wochen die Türen zu vier Probiermissionen, dem Multiplayermodus und dem eleganten wie potenten Editor auf der 20 Quadratkilometer großen griechischen Insel Stratis offen.

Alpha-Lawine naturgewaltiger Ausmaße

Zudem erhöht seit diesem Wochenende ein Zufluss an neuen Spielern noch einmal die Belastung auf Server, denn jeder Vorbesteller erhielt noch drei Alpha-Zugangskeys, um sie an Freunde und Verwandte weiterzugeben. So kann man auch von sich Reden machen, denn bei aller Spieltiefe ist Arma 3 doch ein Titel mit ungeheuren Schauwerten, der kein Problem damit hat, jede Sorte Shooter-Spieler zumindest neugierig zu machen. Die zusätzlichen Keys schwemmen womöglich Leute nach Stratis, die sich den Titel andernfalls nicht angesehen hätten und später vielleicht auf Steam zuschlagen oder zur Boxed-Version greifen, die in Deutschland über Peter Games vertrieben wird.

Einmal mehr setzen die Tschechen auf einen natürlichen Look. Das endet nicht bei der lebensnah zerklüfteten Landschaft ...

Wer den Titel wegen des Simulationsanspruchs links liegen lässt, verpasst auf jeden Fall einiges: Das wundervoll ausgeleuchtete und organisch vor sich hinfließende Stratis des Jahres 2034 weckt beinahe Urlaubsgefühle, würde sich von unten rechts nicht regelmäßig der Lauf eines Sturmgewehrs ins Bild schieben, um daran zu erinnern, weshalb man eigentlich hier ist. Über die Kampagne, in der der Iran sich in der Zukunft bis auf den Peloponnes breitmacht, ist natürlich noch wenig bekannt. Aber die Vorführ-Mission, in der man im Verbund mit einer kleinen Eingreiftruppe einem festgenagelten NATO-Squad in einem griechischen Küstendorf zur Hilfe eilt, ist auf jeden Fall schon mal ein guter Benchmark dafür, ob euer PC den Titel auf Basis der neuen Real Virtuality 4 Engine noch stemmt.

Kurzum: Die Behauptung, Computer, die Arma 2 zum Laufen bringen, hätten auch mit dem Nachfolger kein Problem, entspricht wohl tatsächlich der Wahrheit. Allerdings musste selbst ich mit meinem halbwegs neuen System (Flaschenhals ist wohl meine nicht mehr ganz frische GTX570 OC) von den höchsten Einstellungen absehen. Und selbst dann kippte die Bildrate in hohen Zoomstufen merklich bis nahe an die 30-FPS-Grenze heran. Zumindest in meinem Fall ist das schon bemerkenswert, denn die Bildrate von Spielen auf Arma-2-Basis ging für mich beim Zoomen bisher immer rauf statt runter. Wer jetzt denkt, "30 Bilder, das ist doch immer noch gut spielbarer Bereich", hat nur zum Teil recht, denn wenn der Titel von 40 bis 50 Bildern pro Sekunde regelmäßig auf diesen Level abtaucht, macht sich das ebenfalls durch spürbares Ruckeln bemerkbar.

Das ist zum Großteil sicherlich auf den frühen Entwicklungsstatus zurückzuführen, bei dem von derartigen Optimierungen natürlich noch keine Rede sein kann. Aber man bekommt schon den Eindruck, dass dieses Spiel nicht das genügsamste wird, will man es in all seiner Pracht erleben. Ein Wunder ist es allerdings nicht, denn was das Arma 3 auffährt, ist wirklich beachtlich. Das gleißende, mediterrane Sonnenlicht weckt mehrfach den Impuls, zur Ray Ban greifen zu wollen. Zerfurchte Felsen, sandige von Krüppelkiefern und Zypressen gesäumte Hügel laden zum Spaziergang, während die neuen volumetrischen Wolken und das dynamische Wetter die einmal mehr sehr lebensnahe Umgebung streicheln. Dazu die wieder zerstörbaren und neuerdings fast durchweg betretbaren Gebäude, Weltklasse-Partikelspielereien und eine schön polternde Physik, die sich besonders in der anspielbaren Fahrzeugmission angenehm bemerkbar macht. Man merkt, dass Bohemia in derselben Gewichtsklasse wie Battlefield und Co. boxt und technisch in die Zukunft blickt.

Bäume und andere Vegetation werden nicht von Hand erstellt, sondern 'wachsen' in einem digitalen Gewächshaus der Entwickler.

Selbst die Animationen sind deutlich weniger steif als in Teil 2 und sprechen schneller an, sodass man sich nicht mehr ganz so sehr vom Spielcode ausgebremst fühlt, wenn man selbst mal wieder schneller schaltet, als die Engine es gerne hätte. Einige der schnelleren Bewegungsabläufe sehen zwar noch ein wenig danach aus, als hätte jemand die Vorlauf-Taste gedrückt, aber alleine für die Möglichkeit, nun auch im geduckten Zustand einen recht flinken Sprint hinzulegen, ist man als Arma-2-Spieler schon dankbar.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Für das Fliegen eines Helis braucht man dieses Mal übrigens offenbar keinen realen Pilotenschein mehr, auch wenn man immer noch ziemlich einfach abstürzen kann, gerade in diesem zerklüfteten Gelände. Wie schon die fahrbaren Untersätze, die sich tatsächlich anfühlen wie ein Gefährt, das sich mit Motor und vier Rädern durch die Landschaft schiebt, profitieren auch die Hubschrauber von einer kürzeren Reaktionszeit, bis das Spiel die entsprechende Eingabe ausführt. Hier gewinnt Arma 3 an Zugänglichkeit bei gleichzeitiger Zunahme an Realismus, der ausgefeilten Physik sei dank.

Nicht vollends überzeugt hat mich dagegen das Unterwasser-Gameplay, dem es aktuell einfach noch an Substanz fehlt. Ein paar Minen für anrückende befreundete Boote zu entschärfen, während über Wasser der Feind patrouilliert, klingt spannender, als das Abklappern der Missionsmarker letzten Endes ist. Die Suche nach Deckung und dem besten Blick auf eine Gefechtssituation, die Arma so auszeichnet, fällt mit der Taucherbrille auf der Nase naturgemäß weg. Aber zumindest atmosphärisch war der SCUBA-Einsatz sehr wohl eine Bereicherung. Alleine schon, zu sehen, dass diese Welt nicht am Ufer abrupt endet, sondern auch unterhalb der überzeugend wogenden Wellen noch weitergeht, verleiht Stratis eine zusätzliche Dimension.

Ein Modder-Paradies - schon Monate vor der Veröffentlichung spielt die Community im Editor herum.

Auch Arma 3 setzt wieder dazu an, den Moddern eine mächtige Plattform für eigene Spiel-Kreationen innerhalb dieses Sandkastens zu geben. Stratis ist mit seinen 20 Quadratkilometern nur ungefähr ein Zehntel so groß wie Chernarus aus dem Vorgänger und limitiert dadurch schon ein bisschen, was möglich ist. Die Hauptinsel Altis jedoch, die in der Vollversion das Zentrum der Aufmerksamkeit darstellen wird, bringt mit ihren 270 Quadratkilometern aber noch deutlich mehr auf die Waage. Nicht auszudenken, was die Community darauf anstellen wird, sobald in der Kampagne der letzte Schuss gefallen ist. Schon jetzt klickt man sich und seinen Freunden mit wenigen Handgriffen spannende eigene Missionen zusammen und sogar Wasteland ist bereits in einer etwas rudimentären Version über den Serverbrowser der Alpha spielbar, wenn auch mit schlimmen Performance- und Stabilitätsproblemen. Bohemia sendet der Kreativ-Gemeinde Armas auf jeden Fall schon jetzt die richtigen Signale.

Arma 3 ist mit Sicherheit eines der spannendsten Spiele 2013 - und das kann man schon jetzt sagen, ohne überhaupt die Handlung der Kampagne, das Missionsdesign und andere große und kleine Gameplay-Details zu kennen. Wenige andere Titel der vergangenen fünf Jahre versammelten eine dermaßen aktive Community um sich wie Arma 2. Mit einer Beharrlichkeit, als wäre es das einzige Spiel auf der Welt, umsorgten die Fans die Military-Sandbox mit frischen Missionsideen und Mods, die Trends setzten und die Spieler-Fantasie für Hunderte Stunden gefangen nahmen. Diese Liebe für das Spiel kommt jedoch nicht von ungefähr. Sie ist das Resultat eines unglaublich soliden und fortschrittlichen Fundaments, das Bohemia mit voller Absicht und ohne Rücksicht auf Verluste so ersann. Arma 3 macht nicht den Eindruck, als hätte sich an dieser Design-Philosophie etwas geändert. Kaum auszudenken, was in den kommenden Monaten und Jahren auf dem Rücken dieser eindrucksvollen Engine wachsen und gedeihen wird.

In diesem artikel

ArmA 3

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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