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Warface - Ein Blick auf Cryteks Free-to-play-Zukunft

Wie sich Cryteks Triple-A-F2P-Shooter in der Beta schlägt und warum es gegeneinander mehr nervt als kooperativ.

Free-to-play soll die Zukunft von Crytek sein, so hat man es in jüngster Vergangenheit wiederholt betont. Und nicht einfach nur Free-to-play, sondern gewissermaßen "Triple-A-free-to-play", also eine gänzlich neue Qualität will Crytek in diesem Markt bieten. Ob das so einfach ist? Warface ist jedenfalls ein erster Schritt in diese Richtung und zeigt, dass es in manchen Bereichen durchaus funktionieren kann - sofern man keine Story-lastigen Spiele oder großartige Revolutionen des Genres erwartet.

Im Kern unterscheidet sich Warface nicht allzu sehr von den üblichen Vertretern des Multiplayer-Shooter-Genres. Einerseits steht es euch beispielsweise frei, euch in den kompetitiven Spielmodus zu stürzen. In der Beta wird hier überwiegend in der Variante Team Deathmatch gespielt, aber abseits dessen gibt es auch noch Free for All, Plant the Bomb (Angreifer müssen eine Bombe aufnehmen und platzieren) und Storm (das Verteidigerteam muss drei Kommandoposten beschützen). Mit Capture und Destruction werden im Hilfe-Bereich des Spiels noch zwei weitere Varianten erwähnt, allerdings sind diese noch nicht verfügbar.

Größtenteils vertraut

Was soll man also zum spielerischen Aspekt sagen, was man nicht sowieso schon aus anderen Multiplayer-Shootern kennt? Nicht viel. Im Grunde unterscheidet sich Warface da schlicht und ergreifend nicht großartig und auch die Klassen machen zumindest im Team Deathmatch nicht den großen Unterschied aus. Es ist hier im Grunde egal, ob ein Medic euch wiederbeleben könnte oder nicht, wenn ihr nach wenigen Sekunden sowieso wieder respawnen könnt. Und das tun dann auch so ziemlich alle Spieler, anstatt einen gefallenen Kameraden wiederzubeleben - voller Fokus auf die Kämpfe. Die meisten leben auch nicht lange genug, dass es sich lohnen würde, hier durch die anderen Klassen wieder Gesundheit, Munition oder Panzerung aufzufrischen.

Im Koop-Modus kommt es auf ein gutes Zusammenspiel an.

Als regelrecht nervig erwies sich in den Matches die Tatsache, dass man hier munter über den Boden rutschen kann. Ihr wisst schon, so wie das coole Action-Helden in Filmen auch mal tun. Der Knackpunkt ist aber, dass das selbst dann schon funktioniert, wenn man gerade mal eine Sekunde sprintet und dann meterweit durch die Gegend rutscht. Bunny-Hopping 2.0 quasi und für mich eher störend als wirklich Spaß fördernd - vor allem dann, wenn in den Matches plötzlich jeder Zweite damit anfängt und einem ständig Gegner vor die Füße rutschen. Anders gesagt: ein Feature, dem ich keine Träne nachweinen würde, wenn man es streicht.

Teamarbeit

Ein wirklich gutes und gemeinsames Vorgehen zahlt sich im kooperativen Modus schon eher aus. Hier spielen dann auch die einzelnen Spielerklassen eine entscheidendere Rolle, weil ihr nicht wie im Team Deathmatch mal eben schnell respawnen könnt, wenn euch ein Feind niederschießt. Erreicht euch der Medic nicht rechtzeitig, müsst ihr bis zum nächsten Checkpoint aussetzen, sofern ihr keine „Resurrection Coins" habt - die wiederum lassen sich im Shop nur gegen Bares kaufen.

Im Team absolviert ihr jedenfalls kleinere Missionen, die nicht wirklich Story-lastig sind, aber dennoch ganz okay. Ihr werdet stets von einem Helikopter im Einsatzgebiet abgesetzt, kämpft euch dann durch diese Todeszone hindurch und werdet am Ende wieder ausgeflogen. Zwischendurch gibt es auch mal den einen oder anderen Zwischenboss wie einen Heavy Machine Gunner, der nur durch Treffer an seinem Energy Pack am Rücken Schaden nehmen kann. Klingt einfacher, als es ist, denn er richtet sich schnell an neuen Zielen aus und das Team muss sich wirklich aufteilen, um ihn einerseits abzulenken und andererseits in den Rücken schießen zu können. Andernorts seid ihr Teile des Weges mal per automatisch gesteuertem Boot oder Truppentransporter unterwegs und ballert Gegner über den Haufen, die um euch herum auftauchen - leider nicht mit irgendwelchen stationären Waffen. Ihre Vorgehensweise unterscheidet sich dabei immer mal wieder. Feinde zeigen sich auf Gebäuden, Scharfschützen bearbeiten euch aus der Entfernung und so manche Gegnergruppe stürmt einfach direkt auf euch zu.

Zwischengegner wie der Heavy Gunner haben ihre eigene Energieleiste.

Da ihr hier nicht schnell respawnt und eure Munitionsvorräte beziehungsweise Gesundheit abseits vorgegebener Checkpoints nicht automatisch regeneriert, kommt es eben auf die ausgewogene Mischung der Klassen an. Der Rifleman versorgt seine Kollegen mit Kugeln, der Medic heilt, der Engineer stellt die Panzerung wieder her - und alle können natürlich auch sich selbst versorgen. Der Sniper verfügt hingegen über keine Spezialaufgabe. Die Teamarbeit ist es auch, die hier am meisten Spaß macht und den interessantesten Aspekt von Warface darstellt.

Währungsvielfalt

Wie bei Free-to-play-Titeln üblich, finanziert man das Spiel durch optionale Mikrotransaktionen. Dazu gibt es gleich drei verschiedene Währungen. Einmal die GFACE-Credits - GFACE ist Cryteks Free-to-play-Portal -, dann die Warface Dollars, die ihr für erfolgreich absolvierte Missionen und Matches erhaltet, und die Crown Points, die für gute Platzierungen in den Daily Missions auf euer Konto wandern. Weiterhin werden täglich auch andere Einsätze ausgewählt, in denen ihr die doppelte Belohnung erhaltet. Mit diesen Währungen schaltet ihr zusätzliche Waffen und Ausrüstungsgegenstände frei, die schon mal den einen oder anderen Bonus auf bestimmte Fähigkeiten geben, etwa eure Nachladegeschwindigkeit. Nicht jedes Item ist aber mit jeder Währung erwerbbar. Bei manchen gibt es mehrere Optionen, andere sind nur über GFACE-Credits oder lediglich über Crown Points freischaltbar - und das manchmal permanent, manchmal nur temporär.

Wer ohne Medic oder Resurrection Coins stirbt, muss für den Wiedereinstieg auf den nächsten Checkpoint warten.

Weiterhin lassen sich direkt im Spiel Clans gründen und Mitspieler einladen. Die Menüs des Titels laufen übrigens im Browserfenster, für das eigentliche Spielgeschehen wechselt Warface in den Vollbild-Modus. Als Grundgerüst dient die CryEngine 3, was Warface zu einem der optisch ansprechendsten Free-to-play-Titel macht, auch wenn man ein weites Stück von dem entfernt ist, was ihr aktuell beispielsweise in Crysis 3 sehen könnt. Anhand der bisherigen Missionsauswahl wäre noch ein wenig farbliche Abwechslung wünschenswert, denn meistens tummelt ihr euch in braunen, staubigen Umgebungen.

Alles in allem ist Warface sicherlich ein solider Multiplayer- beziehungsweise Free-to-play-Shooter. Im kompetitiven Bereich wird überwiegend Standardkost geboten, wobei mich die derzeit eher nervige Möglichkeit des Schlitterns über den Boden doch eher abschreckt. Wesentlich mehr Spaß macht da schon der Koop-Modus, in dem es wirklich auf gute Zusammenarbeit des Teams und ein ebenso gutes Zusammenspiel der unterschiedlichen Klassen ankommt. Obendrein funktioniert das Gameplay ansonsten ausgesprochen gut, was Warface aber weniger zu einer Revolution, sondern eher zu einer Evolution macht. Sieht schicker aus als die meisten Free-to-play-Titel und profitiert von Cryteks Shooter-Erfahrung, ist dabei unterhaltsam und gut spielbar, haut jedoch im Umkehrschluss auch niemanden so richtig von den Socken.

In diesem artikel

Warface

PS4, Xbox One, Xbox 360, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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