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E3 2013 - Je mehr die Dinge sich ändern …

Die laute Offline-Messe zeigt viel Neues und doch kommt einem alles irgendwie bekannt vor.

Die E3 2013 war ganz schön ... chaotisch. Und anstrengend. Und (explizites Wort hier bitte). Als Erstes: Für den Start einer Generation, die ganz viel mit dem Internet machen will, wäre es doch ganz nett, wenn es ein wenig davon auf der dazugehörigen Messe geben würde. Nachdem sogar das Bezahl-WiFi zusammenbrach und so ziemlich jeder, der es sich leisten konnte, auf LTE auswich, strich ich die Segel und gab den Mini-Blog auf. Wäre wahrscheinlich eh nicht so spannend geworden, aber so werden wir es nie herausfinden. Die Cloud ist schon super, aber manchmal schwebt sie in unerreichbaren Sphären.

So friedlich ging es nur in der ersten Stunde zu.

Dann ist da die Lautstärke. Wie es sich für frühmittelalterliche Marktschreier gehört, zeigte jeder Publisher alles, was in seinem Soundsystem steckte und drehte bis auf 11. Das resultierte in Szenen wie an der Ubisoft-Rezeption. Ich suchte jemanden aus dem PR-Team, im Hintergrund wurde eine Runde Rayman-Soccer gespielt, bei der alle vier Sekunden ein freudiges "GOAAAAL!!!" ertönte. "Hi, ich suche -" "GOAAAAL!!!" "Du sucht wen?" "GOAAAAL!!!" "Ist -" "GOAAAALLL!!!" "-da?" "Wer?" Schon nach wenigen Sekunden konnte ich nur noch krächzen und deutete mit Gesten an, wen ich sehen wollte. Und was ich von GOAAAALLL!!! hielt. Fantastisch. 2013 und wir sind zurück bei Grunzlauten und Gestensprache.

Und als Letztes schließlich: Das ist eine Fachbesucher-Messe? Glaube ich nicht. Keine Sekunde. Die Hälfte der Leute vielleicht. Ich habe nichts gegen die Beute-Jäger auf der gamescom, dafür ist eine Publikums-Messe da. Alles ist laut, bunt und die Leute drängeln sich für eine Runde eines Spiels oder ein T-Shirt vor. Das macht weniger Spaß, wenn ihr einem straffen Termin-Plan folgen müsst. Und schon gar nicht, wenn das Ding winzig angelegt ist. Etwas mehr als zwei der Kölner Publikumshallen vielleicht. Unser Medium braucht Raum. Dachte ich mir, als ich am Wolfenstein-Stand bei Bethesda vorbeikam.

Noch nicht alles vorbei für die alte Garde

Soviel also zu meinem Eindruck der E3 selbst. Gut also, dass es an Spielen wirklich keinen Mangel gab. Überhaupt nicht. Praktisch jeder große, kleine und mittlere Publisher hatte was Spannendes im Gepäck, mal mehr, mal weniger. Manchmal waren sie auch gar nicht auf der Messe selbst, bis ich den geparkten Trailer der Firefly-Studios auf der anderen Straßenseite entdeckte, verging schon mal eine halbe Stunde. Dazu später mehr in der Vorschau des wohl unwahrscheinlichsten Spiels der Messe: Stronghold Crusader 2

Hier hätten locker 10 Spielstationen Platz gehabt.

Die neuen Trends waren natürlich mit der Xbox One und der PS4 klar abgesteckt. Neue Technik, neue Grafik und so weiter. Dazu die passenden Spiele, das war es, was dominierte. Unter dem Grundrauschen jedoch fand ich zwei Dinge bemerkenswert.

Der Wechsel zu der kommenden Generation wird der wahrscheinlich softeste, den wir bisher je hatten.

Das eine ist, dass der Wechsel zu der kommenden Generation der wahrscheinlich softeste wird, den wir bisher je hatten, vor allem weit schonender als der letzte zur ersten HD-Generation. Zum einen werden natürlich viele Spiele wie Watch Dogs zum Beispiel auf allen Plattformen erscheinen und das in augenscheinlich gar nicht mal so abgespeckter Form, wie man es denken sollte. Wie sehr, das wird sich zeigen, aber auf vieles muss der Alt-Eigentümer noch nicht verzichten.

Weit bemerkenswerter ist jedoch, wie viele hochwertige Titel noch ausschließlich für die aktuelle Generation erscheinen. Dark Souls 2 oder Gran Turismo 6 denken gar nicht an die zu ihrem Release wohl schon lange erhältliche PS4. Das neue Ninja Gaiden versucht sich nicht als unterbelichteter Launch-Titel, sondern sucht sein Heil in der bekannten Technik und auch das technisch so hoffnungslos überholte wie humorig durchgeknallte Saints Row 4 beehrt das, was bei euch derzeit herumsteht. Sowohl für 360 wie auch PS3 kommen noch zumindest im nächsten Jahr neue, hochwertige Titel und der mittlere bis Indie-Bereich wird diese Plattformen noch ein Weilchen bedienen. Seid ihr also noch unentschlossen, müsst ihr keine Angst haben, dass ihr zu Weihnachten nichts Neues mehr zum Spielen habt.

Touch macht alles anders. Oder auch nicht.

Sonst gab es wenig an großen Trends, die man in der stickigen Luft der gegen die Tonnen an Abwärme kämpfenden Klimaanlagen gespürt hätte. Microsoft wie auch Sony waren breit gefächert aufgestellt - Sony etwas breiter -, Ubisoft macht jetzt alles in Open-World, sogar das Rennspielgenre und alle anderen bieten weit verteilt für fast jeden Geschmack etwas. Die Zeit, in der alles ein Shooter war, ist ein wenig durch, aber kein einzelnes anderes Genre hat diese Rolle übernommen. Gut so.

Nein, die war kein Giveaway. Nicht, dass es wohl nicht doch einer versucht hätte, wie man mir am Stand erzählte.

Das Einzige, was zu beklagen war, ist, dass mit neuen Konsolen noch nicht automatisch neue Ideen einhergehen. Zu Microsofts Spiele-fernem Ausbau der Xbox zur Multimedia-Plattform wurde schon viel gesagt und kann so und so gesehen werden - gut für die Amerikaner, die sich dafür interessieren, schlecht für die, die es nicht tun oder uns, weil völlig unklar ist, was wir an Inhalten bekommen werden. Dann gab es da noch an allen Fronten einen verstärkten Einsatz der Touch-Geräte zur "Verbesserung der Spielerfahrung". Das sind nicht die Worte, die ich dafür wählen würde, aber lassen wir den Marketing-Abteilungen für den Moment ihren Spaß.

Sonst jedoch herrschte hohe Qualität durchweg, aber nur wenig, was man so nicht schon vorher sah. Open-World, Racer, Shooter, RPGs oder Action-Adventures haben sich in ihrem Wesen nicht gewandelt. Nehmt ihr das Beispiel des Witcher 3, das absolut atemberaubend aussieht und mit seiner Dimension erschlägt. Ich komme jedoch nicht umhin zu sagen, dass das bestimmt und ohne Ironie alles klasse ist, aber das man es in etwas hässlicher schon mal in Ultima 5 gespielt hat. Ich freue mich wie ein Schneekönig darauf, aber das Erlebnis, etwas zu sehen, was mir fremd war, das neue Paradigmen öffnete, um im Marketing zu bleiben, das fehlte leider. Selbst ein Destiny, das mich auf den ersten Blick umwarf, war trotz seines Umfangs und seiner spannenden Multiplayer-Ideen sehr vertraut. Ich bin noch nicht so alt. Ich habe noch lange nicht alles gesehen. Überrascht mich doch noch einmal, liebe Publisher!

Aber das ist nur leises Rauschen im Hinterkopf, der vordere Teil ist komplett damit beschäftigt all die schönen Spiele von Indie bis Triple-A, die da in mehr oder weniger Kürze kommen, in vertraute Vorfreude-Kategorien einzusortieren. Das meiste landet ziemlich weit oben. So gesehen war die E3 also trotzdem ein Erfolg.

Egal, wie die Messe sonst so war, das Wichtigste passt damit.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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