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Fist Puncher - Test

Nur damit das klar ist: Hier werden nicht Fäuste geschlagen, sondern Leute. Mit Fäusten.

Es ist einer der coolsten Charakterauftritte seit einer ganzen Weile: Ein pixeliger Arzt im grünen Overall hält ein Röntgenbild gegen das Licht und diagnostiziert: "Genau wie ich vermutet hatte. Ich habe Ihnen schon wieder den Arm gebrochen!". Dr. Karate ist nur einer von 15 Charakteren, die ihr in diesem modernen und doch so retro anmutenden Double-Dragon-Verschnitt von links nach rechts Hunderte von Schlägern verprügeln lasst. Warum? Na, um die vom Milkman gekidnappten Schönheitsköniginnen zu retten.

Wer ist hier der Boss?

Neben dem Mediziner, mit den eisernen Handkanten warten unter anderem noch Hella Fistgerald und Steroid Jackson auf ihren Auftritt, allesamt mit einer Handvoll eigener Moves, die die ansonsten geteilte Manöverpalette für jede neue Figur interessant halten. Gleichzeitig wird so sichergestellt, dass man in lokalen Vier-Spieler-Partien auch mal ohne große Umstellungsschwierigkeiten eine andere Figur nimmt, um etwa seine aufgelevelte Martial-Arts-Imkerin einem Anfänger zu überlassen.

Richtig gelesen, in diesem seitwärts scrollenden Simpel-Brawler mit Kick, Punch, Sprung, Griff, Block und Special-Taste, steigen die Charaktere im Level auf. Mit den so verdienten Punkten erhöht ihr Stärke, Geschwindigkeit, Verteidigung und Special-Regeneration, während ihr mit freigeschalteten Perks Resistenzen oder Heilmanöver für die ganze Gruppe erlernt. Das ist die Sorte so naheliegender wie einfach implementierter Evolution, die einem schon in Castle Crashers vor Augen hielt, dass dieses Genre damals eigentlich nicht hätte aussterben müssen.

Dank der flinken Levelaufstiege hat man schnell ein ziemlich diversifiziertes Rudel Kämpfer zusammen. Nützlich ist das auch, wenn man alleine unterwegs ist und man mal wieder an einem Bossgegner hängt. Denn dann darf man nach seinem Ableben am letzten Checkpunkt zur Figur wechseln, der man den Job zutraut.

Das Spiel steckt voller Easter-Eggs.

Verteidige Dich! Du hast zwei Frames Zeit!

Die gut 50 Stages, die sich über eine Weltkarte mit mehreren Abzweigungen verteilen, sind stets recht kurz gehalten, wobei besondere Feinde sich meistens - ganz klassisch - dadurch hervortun, dass sie einfach größer skalierte und mit kleinen Details versehene Versionen der Standardfeinde sind. Hier kommt das auf die gute Art Buttonmashing kompatible, einfache und schnelle Kampfsystem des Öfteren ins Straucheln. Die Ehrerbietung an die Brawler von damals geht so weit, dass die Angriffsanimationen aller Gegner selten aus mehr als zwei Frames bestehen. Bei einer Boss-Attacke, die einem ein Viertel seiner Lebensleiste kostet, ist hier an rechtzeitiges Blocken nicht zu denken.

Irgendwann arrangiert man sich damit, dass das Spiel von euch erwartet, stattdessen viel die endlos zur Verfügung stehende Ausweichrolle auf dem rechten Stick (nicht umsonst begrüßt euch das PC-Spiel mit der Aufforderung "Get real. Use a controller!") zu nutzen, doch es ist einfach nicht immer intuitiv machbar. Vielerorts verliert man reichlich Energie, weil ein Gegner mal wieder ansatzlos die eigene endlose Barrage an Hieben durchbricht und seinerseits einen Treffer platziert. Es liegt an euch, selbst lange Komboserien zu unterbrechen, und euch einem anderen Feind zu widmen, bevor ihr das häufig etwas zu unvermittelte Echo zu spüren bekommt.

Auch Kühe dienen als Wurfgeschosse.

Und doch: Die in kurzen, intensiven Schüben vorgetragene Action wechselt selbst mit ihren beschränkten Level-Design-Mitteln noch häufig genug die Gangart - ein Level findet auf einem fahrenden Popcorn-Laster statt, ein anderer in einem Zug, der sich langsam mit Giftgas füllt -, um immer wieder für eine Runde gut zu sein. Die Perks und das Erfahrungspunktesystem stellen unterdessen doppelt sicher, dass man auch zu Fist Puncher zurückkehrt. Das, zusammen mit der liebevoll-dilettantischen Pixel-Aufmachung, die vor allem Amiga-Fans glücklich machen sollte, bringt dem in Kooperation mit Adult Swim entstandenen, humorigen Prügler trotz besagter Schwächen das Prädikat "Geheimtipp" ein. Wäre Chronicles of Mystara nicht gerade erst herausgekommen, Dr. Karate und Co würden sicher für mehr Euphorie unter Retro-Fans sorgen.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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