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Die Croods, Die Körperfresser kommen, The Americans Staffel 1

Inspirationen von der Steinzeit bis in die Achtziger.

Jeder Mensch braucht mal Abwechslung. Wir alle mögen Filme, also schreiben wir jetzt immer freitags über ein paar Streifen oder Serien. Keine Sorge, wir versuchen nicht, den Filmkritikern große Konkurrenz zu machen, sondern einfach nur zu berichten, wie ein Film auf uns wirkte und ob wir dazu raten würden, ihm eine Chance zu geben. Mit "wir" ist die ganze Redaktion gemeint, denn jeden Freitag wird ein anderer Redakteur ein paar Zeilen schreiben, damit die Abwechslung sowohl im Stil als auch im Filmgeschmack gewährleistet ist.

Welche Filme oder Serien das sind, hängt davon ab, was derjenige in den letzten Wochen sah. Es kann ein nach zwanzig Jahren wiederentdeckter Schatz sein oder etwas, das gerade im Kino anlief. Wie gesagt, wir wollen euch damit nur ein paar Inspirationen geben, was sich vielleicht lohnen könnte. Erst mal also viel Spaß, ausnahmsweise nur bedingt interaktiven.


Die Croods (2013)

Buch und Regie: Kirk DeMicco, Chris Sanders

Darsteller: Nicolas Cage, Ryan Reynolds, Emma Stone

Uga, aga, uga

Ein Regisseursduo auf Animationsfilme anzusetzen ist derzeit groß in Mode. Phil Lord und Chris Miller haben mit "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" und nach allem, was man so hört, dem LEGO-Film, bewiesen, dass zwei Augenpaare mehr sehen als eines. Und so sehr ich den Croods gerne einen ähnlich dicken Lorbeerkranz aufsetzen würde wie der hocherfreulichen Kalorienapokalypse von 2009 - so ganz haut es nicht hin. Der Film ist farbenfroh, geht dabei ein gutes Tempo und zuweilen auch ein bisschen ans Herz. Doch Tatsache ist, dass ich mich kaum noch an die Handlung erinnern kann.

Die titelspendende Familie einer Gattung vom Aussterben bedrohter Höhlenmenschen sieht sich buchstäblich umwälzenden Entwicklungen gegenüber, als ihre schützende Höhle von einem Beben zerstört wird. Angeführt von dem weiterentwickelten Guy - immerhin weiß er, wie man Feuer macht, hat "Ideen" - machen sie sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Es ist die klassische CG-Film-Geschichte von Horizonterweiterungen und Über-den-Schatten-Springereien und vor allem der visuelle Einfallsreichtum kitzelt die Sehnerven regelmäßig recht ansprechend. Aber letzten Endes hat man das alles schon 1000 Mal gesehen - 500 Mal davon schlechter, 500 Mal besser. Ich wüsste nicht, was die unverwerfliche und durchaus gefällige Durchschnittlichkeit dieses Films besser beschriebe.

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Hobby-Paläontologen müssen unterdessen feste die Zähne zusammenbeißen, wenn dem Art-Department bei der Schöpfung neuer urzeitlicher Kreaturen regelmäßig die Fantasie durchgeht. Fliegende Schildkröten, an Land wandelnde Wale und andere frei erfundene Chimären stellen Realisten vielleicht ein bisschen zu sehr auf die Probe. Es gibt Schlimmeres, was man den Kleinen vorsetzen kann, als diese Lektion in Sachen familiären Zusammenhalts wider die Naturgewalten, und ab und zu lachen auch Papa und Mama ein bisschen mit.


Die Körperfresser kommen (1978)

Originaltitel: Invasion of the Body Snatchers

Regie: Philip Kaufman

Buch: Jack Finney (Roman), W. D. Richter (Drehbuch)

Darsteller: Donald Sutherland, Brooke Adams, Jeff Goldblum, Veronica Cartwright

Sie machen sie nicht mehr so wie damals

Die zweite der vier Verfilmungen von Jack Finneys Science-Fiction-Roman The Body Snatchers ist meiner Meinung nach die beste. Heute, nicht zuletzt dank des Produktionsdesasters von 2007, "The Invasion" (mit Nicole Kidman und Daniel Craig in den Hauptrollen), ist der Stoff vorerst wohl unberührbar geworden. Doch schon der 1993er-Abel-Ferrara-Film ist nicht so zeitlos wie Kaufmans 1978er-Interpretation. Nicht nur hätte dies meinetwegen die definitive Version des Stoffes bleiben dürfen. Es ist auch einer der besten Gruselfilme, die ich je gesehen habe.

"Es ist einer der besten Gruselfilme, die ich je gesehen habe."

Außerirdische Sporen landen auf der Erde, genauer gesagt in San Francisco, um als Parasiten auf Bäumen hübsche Blüten zu schlagen. Spaziergänger bringen die schmucken Gewächse mit nach Hause und sehr bald bemerkt die Laborantin Elizabeth Driscoll, wie sich ihr Lebensgefährte Geoff verändert. Er wirkt wie ausgetauscht, nicht mehr er selbst. Ihr engster Vertrauter, Matthew Bennell, Inspektor beim Gesundheitsamt, glaubt ihr zunächst nicht - bis Elizabeth nicht länger die Einzige ist, die diese Erfahrung macht.

Gute Dialoge, handwerklich saubere Regie und fantastische Darsteller mit reichlich Chemie untereinander machen diesen Invasionsfilm so effektiv. Der Film nimmt sich viel Zeit, seine Figuren zu etablieren. Und denen, für die nicht genügend Zeit bleibt (Goldblum, Cartwright), verleiht er durch Ticks und exzellentes Schauspiel Profil. Nichts wird einem vorgekaut oder über die Maßen erklärt. Der Zuschauer zieht seine eigenen Schlüsse aus den Entdeckungen, die die Figuren machen. Es ist der perfekte Paranoia-Film und die Unausweichlichkeit dieser totalen und endgültigen Bedrohung schnürt einem über die schlanken 115 Minuten hinweg regelrecht den Hals zu. Der Film zapft Urängste an, wie es nur die ganz Großen des Films können, und macht zum Ende hin immer mehr betreten.

Weil jedes Bisschen zu viel verraten wäre und die Trailer der damaligen Zeit eine ganze Menge 'Bisschen' beinhalteten, muss hier ein Bild herhalten.

Die letzte Szene ist einer der einschneidendsten Gänsehautmomente, die man in seiner Cineasten-Laufbahn erleben kann, und bis heute fester und unsterblich geliebter Bestandteil der Geek-Kultur. Wer den Film nicht kennt, hat unter Garantie schon einmal irgendwo eine Anspielung oder eine Parodie davon gesehen, ohne es zu wissen. Kein Wunder, seit 1978 fährt den Menschen die letzte Einstellung in Mark und Bein und bei meiner ersten Sichtung des Films seit gut 15 Jahren war ich sehr überrascht, wie wirkungsvoll die Szene immer noch ist. Ergo: Anschauen - und sich dann fragen, warum Donald Sutherland nicht noch viel größer wurde, als er heute ist.


The Americans - Staffel 1 (2012, UK-Import)

Creator: Joseph Weisberg

Darsteller: Keri Russell, Matthew Rhys, Noah Emmerich, Margo Martindale

Die Spione, die ich liebte

Mit Mad Men und Masters of Sex ist der Blick zurück in ins letzte Jahrhundert in der Serienlandschaft gerade sehr populär. Wo diese beiden Erfolgsformate jedoch die Werbewelt der Sechziger beziehungsweise die sexuelle Aufklärung der Fünfziger unter die Lupe nehmen, arbeitet The Americans im Spionage-Thriller-Format den Kalten Krieg wieder auf. Phil und Elizabeth Jennings betreiben im Amerika der frühen Achtzigerjahre ein Reisebüro in Washington, DC. Mit ihren beiden bezaubernden Kindern sind sie die perfekte US-Vorzeigefamilie, so amerikanisch wie Marshmallows und Erdnussbutter. Gleichzeitig sind sie aber auch eiskalte KGB-Agenten, die vor über zwanzig Jahren mit falschen Papieren in die Staaten eingeschleust wurden.

"Den Spagat aus knallharter Agentenpistole und Familiendrama legt The Americans ohne größere Zerrungen hin."

Die beiden haben zwar Sohn und Tochter, die wurden aber eher gezeugt, um das Trugbild der All-American-Family aufrechtzuerhalten, als aus ehrlich und echt empfundener Liebe. Zwischen verdeckten Operationen, Attentaten und sexuell induzierten Aushorchungen von Regierungsbeamten entwickeln Phil und Elizabeth aber auf einmal doch Gefühle füreinander - soweit es ihr Job zulässt. Was eigentlich nicht funktionieren sollte, gelingt dieser Serie überraschenderweise doch ziemlich gut: Den Spagat aus knallharter Agentenpistole und Familiendrama legt The Americans ohne größere Zerrungen hin.

Ein cleveres Spannungsfeld erzeugen die Autoren vor allem dadurch, dass Familienvater Phil langsam, aber sicher Amerika nicht mehr für den unausstehlichen Klassenfeind hält und ihn Überlaufgedanken umtreiben, nicht zuletzt zum Wohl des gemeinsamen Nachwuchses. Seine "Frau" ist allerdings immer noch kommunistischer Hardliner. Die Serie holt aus dieser Konstellation alles raus, was zu holen ist. Immer wieder hält sie einem auch den Spiegel vor, dass wir es hier nicht mit unbescholtenen Normalbürgern zu tun haben. Etwa, wenn wir Phil dabei zusehen, wie er in erpresserischer Absicht dem wehrlosen Sohn einer unschuldigen, für seine Mission aber unerlässlich wichtigen Putzfrau ein Kissen aufs Gesicht drückt. Wenn der gut aufspielende Matthew Rhys ("Brothers and Sisters", "Titus") anschließend vor Selbstekel aus der Wohnung rennt, weiß man selbst nicht mehr, ob man nun dem Paar oder dem FBI-Agenten - der in der einzigen klischeehaften Wendung als neuer Nachbar gegenüber den Jennings einzieht - die Daumen drücken soll.

Kurzum: Toll produziertes, facettenreiches Qualitätsfernsehen, dessen zweite Staffel nicht früh genug kommen kann.

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Alle Titel sind auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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