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Noch mal, diesmal mit Gefühl - GRID Autosport

Erstaunlich schnelle Rückkehr auf die Piste, diesmal mit Sound und Emotionen.

Nein, wieder mal kein neues "echtes" Colin McRae, nur ein neues GRID. Nach dem vor gar nicht so langer Zeit erschienenen zweiten Teil dieser fast vergessenen - oder zumindest, was Fortsetzungen angeht, nicht gerade auf Maximalniveau gehaltenen - Codemasters-Serie, ging es mit dem Nachfolger verdächtig schnell. Mein Enthusiasmus war nach der recht emotionsarmen Nummer zwei nicht gerade auf Anschlag.

Es ist jedoch erstaunlich, wie wichtig Sound sein kann. Der und das Gefühl für das Gewicht der Autos. Schon nach zweieinhalb Runden mit GRID Autosport wurde mir noch mal kurz auf dem besten Weg vor Augen geführt, warum der Vorgänger einfach nicht so richtig zündete. Und zwar, indem man es einfach besser macht und den Motor auch so klingen lässt. Nach einer kurzen Einführung durch die Entwickler, die hoffentlich ein Vorgeschmack auf eine ebenso kurze und leicht abzubrechende Einführung in die Kampagne ist ging es direkt in das Rennen. Ich hätte nichts dagegen, wenn das im fertigen Spiel auch so zügig abliefe.

Eine Szene, die auch so klingt, wie sie aussieht.

Zumindest die Andeutungen gehen ja in die Richtung, dass nun nicht mehr ein Pseudo-Facebook die Hauptrolle spielt, sondern vor allem sehr unterschiedliche Rennvarianten. Tourenwagen, offenliegende Reifen als Definition einer Chassis- und Renn-Gattung, Straßenrennen, Langstrecken- und Tuner-Serien, nicht weniger als fünf teils sehr unterschiedliche Arten, schnell ein Auto von A nach B zu bewegen, sind es geworden. Alle diese Karrieren dürft ihr nach eigenem Gusto starten, vorantreiben und gestalten. Tuning und Schraubereien wird es wenig überraschend geben und vor allem jede Menge Umfang für jede der fünf Kategorien.

Damit diese sich über lange Zeit frisch halten, fahrt ihr für Teams und Sponsoren und das nie allein. Ihr habt stets einen zweiten Fahrer an der Seite, dem ihr Kommandos geben dürft. So hält er einfach die Position, wenn alles läuft, bedrängt auch mal eure Verfolger, wenn es nötig wird. Wie viel Herz in diesem Feature liegt, wird am Ende über die KI entscheiden werden, die bisher einen soliden Eindruck hinterließ. Sie fährt GRID-typisch immer noch sehr aggressiv und schubst auch mal gerne, ohne dass ihr damit angefangen habt, ohne dabei jedoch dumm vorzugehen. Sie wartet einfach nur auf den richtigen Moment. Darauf, dass es sich lohnt.

Viel Abwechslung in der Kampagne, dazu gehören auch Nachtrennen.

Der richtige Moment ist im zuerst angespielten Tourenrennenmodus sowieso etwas realistisch gehalten Seltenes. Schneidet ihr zu großzügig, gibt es Strafen und der Kontrollverslust auf dem Gras kann bei Tempo 120 auch recht zügig einsetzen. Also auf den Geraden schön im Windschatten anschleichen und dann im richtigen Moment die Kurve etwas besser nehmen als der Vordermann. Es fühlt sich wie genau das an, was Codemasters anstrebt. Nicht ganz real, greif- und fühlbar, aber doch simulationslastig genug. Es ist keine echte Simulation, die sie anstreben. GRID gehörte immer in diese Mitte zwischen Fahrspaß ohne Reue und das Bestreben, ein echtes Auto abzubilden und diesmal wurde ziemlich gut der optimale Punkt dieses Weges getroffen. Wie man genau um diesen herumsteuern möchte, das bleibt euch dank zahlreicher Optionen zu Fahrhilfen und Schwierigkeitsgrad-Einstellungen überlassen, aber auf 'Mittel' wusste der Computer seine Haut schon recht teuer zu verkaufen. Nach zahlreichen Stupsern und Verfolgungsjagden reichte es grad mal für einen dritten Platz, was aber zum Teil auch meinem Herumspielen an den Perspektiven geschuldet sein dürfte.

Die Außenansichten sind spielbar für alle, die es mögen - ich empfehle dazu die KI auf ultrahart zu stellen und alle anderen Fahrhilfen zuzuschalten, es fährt sich fast wie Daytona USA. Die Cockpitsicht ist das, was man erwartet, ohne zu beeindrucken. Obwohl mir die Stoßstangenkamera immer noch etwas zu tief sitzt, kann ich nun mit ihr besser leben als noch im Vorgänger. Entweder ist sie wirklich ein paar Millimeter hochgerutscht oder man gewöhnt sich an alles.

Das hügelige San Francisco ist eine Qual für die ganze Karosserie.

Mit dieser Sicht geht es dann auch in das Straßenrennen von San Francisco und damit in die Stadt der toten Stoßdämpfer. Diese eine Straße, in der schon in den 70ern die Polizeiwagen flogen, ist wieder dabei und wenn ihr das Schadensmodell auf das Maximum stellt, dann wird das Auto sehr schnell leiden. Komplettwracks wird es wie immer nicht zu sehen geben, dafür will man jedoch, dass ihr eine Beziehung zu einzelnen Autos aufbaut, diese hegt und pflegt und, wenn die Zeit reif ist, euch auch schweren Herzens trennt. Es wird nämlich immer teurer nach einem Rennen etwas in Schuss zu halten, das bereits sechsstellige Kilometerzahlen runterriss. Wie gut das am Ende funktioniert, wird man sehen, in einer halbstündigen Testrunde war davon natürlich herzlich wenig zu merken.

Dass Autos die ruppigen Regeln des Straßenkampfes - oder -Rennens, wie auch immer man es nennen möchte - nicht so gut bekommen, wird schnell klar, wenn die anderen Fahrer euch wild schneiden und ihr nach einer unglücklichen Bandenannährung euren Wagen sich mehrfach in der Luft drehen seht. Wieder, es fühlt sich weit bissiger an und es klingt auch so, GRID Autosport bringt definitiv mehr Gefühl in die Serie zurück. Es ist in den Straßen San Franciscos auch ein gänzlich anderes Fahrgefühl als im relativ sauberen Tourensport. Und auch das dreht sich wieder, wenn es mit F1-Wagen in das letzte angespielte Rennen der Karossen mit offenliegenden Reifen geht.

Damit zeigt sich schon nach drei Rennen, dass euch ein Fahrstil für alle Rennen am Ende nicht reichen wird, um alles in der Karriere zu bewältigen. Kollisionen bekommen den Rennwagen noch weniger, vor allem bei den hohen Geschwindigkeiten und auch lässiges Touchieren vor der Kurve werdet ihr euch schnell abgewöhnen. Das Spiel ist flexibel, bei dem was es bietet und das erwartet es auch von euch.

Das Geschwindigkeitsgefühl wird in fast allen Perspektiven gut vermittelt.

Die Ankündigung, dass es keine Next-Gen-Version von Autosport zum Start geben wird - später? Wer weiß... -, dürfte mit der alten EGO-Engine zu tun haben, die noch einmal auf Anschlag poliert worden sein soll. Die Konsolenversion wurde noch nicht gezeigt, auf dem PC wirkte das Resultat durchaus hübsch, wenn auch sicher nicht mehr weltbewegend. Der technische Maßstab liegt inzwischen schlicht woanders und das wird dann in ein oder zwei Jahren auch hoffentlich Codemasters neue Engine verdeutlichen. Bis dahin dürfte der größere Sprung zum zweiten Teil eher zu hören und zu fühlen als zu sehen sein.

GRID Autosport trägt wahrscheinlich ganz bewusst keine Nummer 3 im Titel, denn eigentlich wird das hier das Spiel, das der etwas lustlose direkte Vorgänger hätte sein sollen und das würdig an das Erbe des in guter Erinnerung gehegten ersten Teils erinnert. 2,5 würde es wohl noch am besten treffen. Erwartet also keine Quantensprünge im Spieldesign, in der Technik oder sonstige neue Definitionen für das Genre. Es ist unwahrscheinlich, dass GRID Autosport das Spiel dafür ist. Aber was ihr erwarten solltet, ist ein umfangreiches, im positivsten Sinne routiniertes Kraftpaket, das sich gut anfühlt und vor allem auch so klingt. Gibt wahrlich Schlimmeres, würde ich sagen.

In diesem artikel

Grid Autosport

iOS, PS3, Xbox 360, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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